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Wenn Depots zum Problem werden

Wehrleiter Dietmar Hartstein hätte in Stannewisch fast hingeschmissen. Doch jetzt wurde er vom Landrat geehrt.

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© André Schulze

Von Steffen Gerhardt

Diehsa. Die Ehrung für 40 Jahre aktiven Dienst in der Feuerwehr am Mittwochabend in Diehsa wäre beinahe ohne Dietmar Hartstein über die Bühne gegangen. Denn es ist nicht lange her, da wollte der Ortswehrleiter aus Stannewisch „am liebsten alles hinschmeißen“, sagt der Schweißer im Nieskyer Waggonbau. Zu groß und zu langwierig sind die Reibereien zwischen der Stadt Niesky und der Ortswehr gewesen, bis das neue Feuerwehrhaus vor knapp einem Jahr stand. Das Gezerre um den Hausbau war das eine, was den Wehrleiter auch heute noch ärgert. Ein viel größerer Stich ins Herz jedes Stannewischer Feuerwehrmannes war, dass die Wehr unter der damaligen Rathausführung aufgelöst und nach Kosel eingegliedert werden sollte. Einen 90. Feuerwehrgeburtstag hätte es dann für sie nicht mehr gegeben.

„Es sind die eigenen Kameraden gewesen, die mir zusprachen und sagten, ich soll als Wehrleiter weitermachen, sie können sich keinen anderen vorstellen“, erzählt Dietmar Hartstein von seinem Entschluss, die Feuerwehruniform nicht an den Nagel zu hängen. Seine Mitstreiter wählten den 57-Jährigen zu Jahresbeginn für weitere fünf Jahre zum Ortswehrleiter.

Das ist nur eine der Geschichten, die am Mittwochabend an den Tischen der „Altgedienten“ im Gasthof Diehsa zu hören war. Auch der Ödernitzer Wehrleiter Roland Roitsch berichtete über einige der Hürden, die er in seiner 40-jährigen Feuerwehrlaufbahn nehmen musste. So wie Dietmar Hartstein kam auch er über die Jungen Brandschutzhelfer zur Feuerwehr und ist seit seinem 16. Lebensjahr im aktiven Dienst der Ödernitzer Wehr. „Bis zu meinem neunten Lebensjahr wohnte ich sogar neben der Feuerwehr“, erzählt der 56-Jährige rückblickend. Aber als es darum ging, für die Wehr ein neues und besseres Zuhause zu schaffen, war das nur in Eigeninitiative der Kameraden möglich. „Wir waren allein auf uns und unsere Beziehungen gestellt, von den offiziellen Stellen kam dafür kein Geld“, erzählt der Wehrleiter, der als Kraftfahrer bei einem Baustoffhändler arbeitet. Das war 1999. Ein Jahr später weihten die Ödernitzer ihr selbst geschaffenes Depot ein. Ohne großes Brimborium, aber mit viel Stolz auf das Geleistete.

Es sind immer wieder die Kameraden selbst, die das Getriebe freiwillige Feuerwehr am Laufen halten. Manchmal schlägt ihnen dabei auch die Stunde des Glücklichen, so wie der Ödernitzer Wehr, die 2012 unverhofft zu einem „richtigen“ Feuerwehrauto kam. „Das wurde nur möglich, weil zwei andere Gemeinden ihr Geld für diese Neuanschaffung nicht aufbringen konnten und die Stadt Niesky darauf schnell reagierte“, erklärt der Wehrleiter. Somit steht seit vier Jahren ein Tragkraftspritzenfahrzeug statt nur einem Mannschaftstransporter in der Garage.

Die Stannewischer haben inzwischen die Zusage, dass ihr Barkas, Baujahr 1968(!), im nächsten Jahr durch ein neues Löschfahrzeug mit Wassertank ersetzt wird. Also tut sich doch was für die Kameraden, auch wenn es den Kommunen zunehmend schwerer fällt, Geld dafür aufzubringen.

Doch Landrat Bernd Lange warnt vor jedem Ansatz des Sparens bei den Feuerwehren: „Wir haben es mit Kameraden zu tun, die ihre Zeit dem Gemeinwesen opfern. Diese Stunden gehen ihnen und ihren Familien verloren.“ Deshalb dankte der Landrat nicht nur denen, „die seit Jahren zur Stange halten und das auch noch weiter tun“, sondern auch ihren Familien für den mitunter gefährlichen Job ihrer Männer und Söhne. Aus Sicht des Kreisbrandrandmeisters ist es eine hohe und aufopferungsvolle Arbeit, die Sicherheit der Bürger rund um die Uhr zu gewährleisten. „Das wollen wir an die Jugend weitergeben: die Achtung vor Leben und Werten“, sagt Peter Eichler und lobt die Arbeit der Jugendwarte in den Feuerwehren.

Rund 160 Wehren hat der Landkreis. Aus den Feuerwehren zwischen Groß Düben und Reichenbach wurden am Mittwoch 36 Männer und Frauen für ihr 40-jähriges Dienstjubiläum geehrt und zwölf Kameraden für das 25-jährige. Dazu kamen vier Feuerwehrleute, die seit 50 Jahren, und drei, die seit 60 Jahren den Ortswehren Groß Düben und Groß Radisch angehören. Eine besondere Ehre wurde der Mühlroser Wehrleiterin Nicole Paulik zuteil. Sie bekam das Ehrenkreuz in Bronze des Deutschen Feuerwehrverbandes für ihr Engagement verliehen. Das Ehrenkreuz ist die höchste Auszeichnung des Verbandes. Eine feste und schöne Tradition ist es, die Mitarbeiter der Rettungsdienste für ihre Dienstjahre ebenso zu ehren. Dieses Mal waren es fünf Mitglieder der DLRG, Bezirk Zittau.