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Wenn das Wasserrohr zweimal platzt

Die Mieterin eines Vonovia-Hauses in Prohlis ist genervt, weil Wasser ständig ihre Wohnung flutet.

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© Christian Juppe

Von Nora Domschke

Es ist vier Uhr morgens. Sieglinde Hilscher kennt den Weg zu ihrer Toilette, lässt deshalb das Licht im Flur ihrer Prohliser Wohnung aus. Der Schreck ist groß, als sie Wasser an den nackten Füßen spürt – nicht schon wieder, schießt es der Rentnerin durch den Kopf. Erinnerungen werden wach an jenen Juni-Morgen, als ein Wasserrohrbruch ihre Wohnung auf der Herzberger Straße 20 flutet. Als sie am Dienstag vergangener Woche das Licht einschaltet, bietet sich das gleiche Bild: Im Bad läuft das Wasser in Strömen von der Decke, in der Küche hängt die Tapete in einer riesigen Blase von der Wand. Die 74-Jährige bemerkt ein lautes Brummen, kümmert sich zunächst aber nicht darum. Sie verständigt die Feuerwehr, dann die Mieter in den Etagen über ihr. In den Bädern müssen die Anschlüsse für das Warm- und Kaltwasser zugedreht werden.

Nach dem letzten Wasserrohrbruch im Sommer weiß Sieglinde Hilscher mittlerweile genau, was zu tun ist. Dabei ist das nicht erst der zweite Vorfall dieser Art. „Ich wohne seit 15 Jahren in dieser Wohnung und wische nun schon zum fünften Mal das Wasser auf.“ In der vergangenen Woche helfen ihr nette Feuerwehrmänner bei dieser Arbeit – bei ihrem Vermieter Vonovia geht erst 6 Uhr morgens jemand ans Notfalltelefon. „Dort bekam ich die Auskunft, dass der Monteur nicht vor 9 Uhr kommen könne“, sagt Sieglinde Hilscher. Die Rentnerin ist verärgert, fühlt sich mit dem Schaden allein gelassen. An den Küchenmöbeln platzt die Verkleidung ab, ein Hängeschrank musste abgebaut werden – er steht nun im Flur. „Ich fühle mich wie auf einer Baustelle.“

Der Umgang von Vonovia mit den gehäuften Wasserrohrbrüchen macht ihr am meisten zu schaffen. Zwar sorgt der Großvermieter stets dafür, dass Heizlüfter aufgestellt werden, um die durchnässten Tapeten und Möbel zu trocknen. Für die vielen Liter an Wasser, die bei einem Rohrbruch ungehindert in die Wohnung fließen, kommt der Großvermieter bislang aber nicht auf. Auch auf das versprochene Geld für den neuen Badschrank wartet Sieglinde Hilscher noch heute. „Der alte Schrank war nach der letzten Flut total kaputt, das Holz war aufgeweicht.“ Bereits im Juli reichte die Seniorin die Rechnung über 120 Euro für das neue Möbelstück ein. Passiert ist bislang nichts. Lediglich die Stromkosten für die Heizlüfter übernimmt Vonovia – auf dieses Geld hat Sieglinde Hilscher gut drei Monate gewartet.

Dabei hatte die Mieterin in der vergangenen Woche großes Glück, dass sie selbst bei der nächtlichen Überflutung der Wohnung nicht ernsthaft verletzt wurde. Denn wie sich später an diesem Morgen herausstellte, rührte das laute Brummen von einer Verteilersteckdose her. „Die hatte ich im Flur angeschlossen, weil die vorhandenen Steckdosen nicht ausreichen“, erklärt Sieglinde Hilscher. „Als ich in meine Wohnung zurückkam, schlugen Flammen aus dem Verteiler.“ Geistesgegenwärtig greift sie zum hölzernen Besenstiel in ihrer Nähe, um den Schalter der Steckdosenleiste umzulegen. Die ehemalige Labortechnikerin steht unter Schock, erst Stunden später realisiert sie, was ihr durch einen Stromschlag hätte passieren können.

Vonovia-Sprecherin Bettina Benner bedauert, dass es zu den Wasserrohrbrüchen gekommen ist und die Mieter dadurch Unannehmlichkeiten hatten. „Wir möchten uns noch einmal explizit entschuldigen“, teilt Benner auf SZ-Nachfrage mit. Mögliche Entschädigungen werde das Unternehmen prüfen. Und es sei Abhilfe in Aussicht: „Die Strangsanierung der Objekte Herzberger Straße 14 sowie 18 bis 30 ist für das Jahr 2018 geplant.“ Im Wohnblock Nummer 16 seien bereits in diesem Jahr die Leitungen erneuert worden.

Bei Sieglinde Hilscher kehrt an diesem Montag zwar wieder etwas Ruhe ein – die Heizlüfter wurden abgeholt, das Bad hat einen neuen Anstrich bekommen. Mit der Baustelle in der Küche wird die Seniorin wohl noch eine Weile leben müssen. Vonovia hat sie darum gebeten, dass ein Mitarbeiter kommt und den Schaden in der Küche begutachtet. „Die Möbel müssen dringend zum Tischler.“