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Wenn das Wasser knapp ist

Ein Schönbacher kämpft seit Jahren um genügend Trinkwasser. Doch die Verantwortlichen vertrösten ihn.

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© Nicole Preuß

Nicole Preuß

Schönbach. Manchmal zieht sich Heiner Sperlich seine Gummistiefel an und geht in den Wald. Der 72-Jährige will dann aber nicht die Natur an dem Berghang genießen, sondern in seinem Brunnen nach dem Rechten sehen. Das Wasser, das in seinem Haus aus der Leitung kommt, stammt seit Jahrzehnten aus dieser privaten Wassersammelstelle. Doch es reicht nicht. Im Sommer fällt regelmäßig die Waschmaschine aus, weil nicht genügend Wasser vorhanden ist. Und zum Kochen nutzen Heiner Sperlich und seine Frau das Wasser schon lange nicht mehr, denn die Qualität hat merklich abgenommen. Dafür kaufen sie Wasser in Flaschen im Supermarkt.

Seit Jahrzehnten kämpft Heiner Sperlich dafür, dass sich an dieser Situation etwas ändert. Nun kommt noch verschärfend dazu, dass er weitere Nachbarn bekommt. Eine Familie hat das Elternhaus der Frau von einer Erbengemeinschaft gekauft. Familie Sperlich ist froh, dass sie so nette Nachbarn bekommt. Doch das Wasser muss sie sich dann höchstwahrscheinlich noch mit den Eigentümern und deren Tieren teilen. Und das, obwohl es jetzt schon knapp ist. Die anderen Nachbarn von Familie Sperlich kennen das Problem ebenfalls. Alle Häuser am Kiefernweg in Schönbach haben eigene Hausbrunnen. Die Siedlung liegt am Waldrand, einige Hundert Meter von dem eigentlichen Dorfkern entfernt. Die erste Eigentümer der Höfe gruben sich Brunnen an den nahen Berg, die das Oberflächenwasser auffangen. Doch die Gewohnheiten haben sich verändert und die Anforderungen an die Qualität des Wassers sind gestiegen.

Klare Antwort schwer zu bekommen

Heiner Sperlich ist in den vergangenen Jahren von Behörde zu Behörde gefahren, um das Problem zu klären. Er war beim Schönteichener und beim Kamenzer Bürgermeister, er hat mehrere Veranstaltungen des Trinkwasserzweckverbandes besucht und sich mit Abgeordneten getroffen. Und immer wieder stellt er die einfache Frage: Bekommt der Kiefernweg nun einen Anschluss an das Trinkwassernetz oder nicht? Er will eine klare Antwort.

Doch die zu finden, ist gar nicht so einfach. Denn hinter dem Problem steht ein kompliziertes Geflecht von Zuständigkeiten und daraus folgenden Auseinandersetzungen. Das merkt man schon an einem Fakt: Die Gemeinde Schönteichen und ihre Ortsteile sind schon viele Jahre im Trinkwasserzweckverband Kamenz – mit Ausnahme des Dorfes Schönbach. Das hat historische Gründe. Die Trinkwasserversorgung in Schönbach wurde einst mit Schwepnitz gemeinsam organisiert.

Doch dann kam Schönbach zu Schönteichen und das Dorf stand alleine da. Deshalb kümmert sich die Gemeinde allein um die Trinkwasserversorgung in dem kleinen Dorf und eine Gemeinschaft von Bürgern organisiert sie. „Das soll aber nicht so bleiben“, sagt Schönteichens Bürgermeister Maik Weise (CDU). Die Gemeinde will den Ort perspektivisch mit in den Trinkwasserzweckverband aufnehmen lassen. Verschiedene Anläufe wurden schon gestartet, der letzte Antrag stammt aus dem vergangenen Jahr. Die Gemeinde hofft damit, sich nicht mehr um die Versorgungs- und Aufbereitungsanlage kümmern zu müssen. Denn auch das Wasser für die Haushalte im Ortskern kommt von einem Brunnen. „Bis jetzt haben wir da eine bessere Privatanlage“, sagt Weise.

Die Sache ist vertrackt

Es geht um rechtliche Angelegenheiten und natürlich auch um Kosten. Das erklärt die Ewag, der Geschäftsbesorger des Trinkwasserzweckverbands, auf Nachfrage. „Zurzeit erfolgen Prüfungen, unter welchen Voraussetzungen der Beitritt erfolgen kann“, sagt Volker Lutterberg. „Im Rahmen dieser Prüfungen ist auch zu klären, ob und welche Kosten die Gemeinde Schönteichen gegebenenfalls zu tragen hat.“

Heiner Sperlich steht dabei zwischen den Partnern. Denn die Gemeinde Schönteichen will nicht mehr reagieren, weil sie die Versorgung im Dorf möglicherweise bald an den Zweckverband abgibt. Und der Trinkwasserzweckverband sieht keine Veranlassung zum Handeln, weil er momentan noch nicht für Schönbach zuständig ist. Und diese Abwägung geht nun schon seit Jahren.

Heiner Sperlich würde sich einen zweiten Brunnen bauen lassen. Er hat auch schon mal einen Brunnenbauer um Rat gefragt. Doch der kann ihm das Wasser in ausreichender Qualität und Menge natürlich nicht garantieren. Und wenn dann doch der Anschluss und die Trinkwasserleitung für die Häuser am Kiefernweg kommt, muss Sperlich ebenfalls seinen finanziellen Beitrag leisten. Und der würde nach Angaben der Gemeinde für jeden einzelnen Hof mindestens im hohen vierstelligen Bereich liegen.

Die Sache ist vertrackt, und Heiner Sperlich weiß nicht mehr weiter. „Ich fühl mich wohl hier, doch es wäre noch viel schöner, wenn wir endlich Sicherheit haben könnten, dass etwas kommt“, sagt der Schönbacher.