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Wenn Bilder erzählen

Zum 100-jährigen Bestehen der katholischen Kirche gibt es eine Bildershow des Gemeindelebens. Doch das ist noch nicht alles.

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© Dietmar Thomas

Von Helene Krause

Döbeln. Recht seltsam sieht es im Kirchenraum der römisch-katholischen Kirche Sankt Johannes Apostel und Evangelist in Döbeln aus. An der Stelle, an der sonst der Altar steht, ist eine große Leinwand aufgebaut. Bilder aus längst vergangenen und aus den letzten Jahren sind darauf zu sehen. Anlässlich der 100-Jahr-Feier der Kirche hat der Pfarrgemeinderat zu einer Reise in die Vergangenheit eingeladen.

Die Idee, Bilder von früher zu zeigen, hatten die Mitglieder des Pfarrgemeinderates selbst. Kirchenbücher und Fotos, die Gemeindemitglieder zur Verfügung stellten, kamen dafür zum Einsatz. In mühevoller Kleinarbeit wurde dann der Vortrag erstellt. Gemeindemitglied Berno Bloß führt durch die Bilderschau.

Kirchenbau stieß auf Widerstand

Seit der Reformation war Döbeln eine evangelische Stadt. Erst Anfang der 1870er-Jahre kamen katholische Wanderarbeiter aus Polen nach Döbeln. Die ersten Gottesdienste fanden in der Wohnung eines Spinnmeisters statt. Nur 23 Katholiken nahmen daran teil. Weil die Zahl der Katholiken in Döbeln wuchs, gründete sich 1906 ein Kirchenkomitee zum Bau einer katholischen Kirche. Obwohl Döbelner Richter versuchten, den Kirchbau zu verhindern, wurde der Bauplatz 1912 erworben. Schon am 31. August 1913 kam es zur Grundsteinlegung. Bereits drei Jahre später, am 8. Oktober 1916, wurde die Kirche geweiht. Kurios war, dass damals an den Vormittagen die Kirche nur mit Eintrittskarten betreten werden konnte.

In beiden Weltkriegen wurden die beiden kleinen Glocken aus der Kirche beschlagnahmt. Erst Jahre nach Beendigung der Kriege kehrten sie zurück. Weil sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Gemeinde durch den Zuzug der Vertriebenen aus Schlesien, dem Sudetenland, Ostpreußen und Ungarn vergrößerte, fanden auch Gottesdienste auf Außenstationen wie in Mochau, Beicha, Technitz und anderen Dörfern statt. Mehrfach wurde die Kirche renoviert und sogar eine neue Orgel eingebaut.

Doch erinnert wird nicht nur an die Geschichte der Kirche, sondern auch an die Pfarrer, Kapläne, Seelsorgshelferinnen und Pfarrgemeinderatsvorsitzenden, die in der Gemeinde tätig waren. Genauso wie an die Männer, die aus Döbeln zum Priester geweiht wurden. Und auch die Feste und Jubiläen in der Gemeinde kommen in der Schau nicht zu kurz.

Mit dem Opferstock umgezogen

Aber nicht nur Bilder gibt es zu sehen. Auch lustige Anekdoten erinnern an vergangene Zeiten. So die Geschichte von dem verlorenen Gegenstand. Unter einem weißen Tuch versteckt wird er in die Kirche getragen. „Der Gegenstand war 40 Jahre verschwunden“, sagt der Vorsitzende des Pfarrgemeinderates Rüdiger Piechaczek. Er erzählt, dass er das 30 Kilogramm schwere Teil auf Anweisung des damaligen Pfarrers Josef Außendorf auf den Schrottplatz fahren sollte. Er lud es auf seine Schwalbe (Moped) und fuhr damit weg.

Leider wurde er unterwegs von einem Polizisten gestoppt, der glaubte, dass der Gegenstand gestohlen war. Piechaczek erklärte, wohin er ihn bringen sollte. Er konnte weiterfahren, nach Hause. Dort lagerte er den Gegenstand ein. Mit ihm zog er mehrere Male um. Als das Tuch entfernt wird, kommt ein Opferstock zum Vorschein. Er ist frisch restauriert, glänzt golden und soll im Vorraum der Kirche angebracht werden.

Nach der Bilderschau werden von Gemeindemitgliedern kleine Sketche aufgeführt. Einer davon ist der von den Kirchengeistern, die den Besten unter ihnen bestimmen wollen und letztendlich merken, dass sie nur gemeinsam stark sind.

Nach der Erinnerung an alte Zeiten in Bildern und Geschichten gibt es für die Gemeindemitglieder und ihre Gäste in den Gemeinderäumen und in einem großen Festzelt auf der Wiese vorm Pfarrhaus einen geselligen Abend. Begonnen hatte das Fest am Vormittag mit einem Gottesdienst. Gäste waren unter anderem der emeritierte Bischof Joachim Reinelt aus Dresden. Pfarrer Norbert Hilbig, der einst in Döbeln Kaplan war, und Pfarrer Georg Wanzek, der aus der Döbelner Gemeinde stammt.