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Wenn auf den Bus kein Verlass ist

Der Verkehrsverbund wirbt für das Umsteigen auf den Bus. Doch das ist gar nicht so einfach, wie ein Beispiel zeigt.

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© VVO

Von Anja Weber

Langenwolmsdorf. Umsteigerfamilien hatte der Verkehrsverbund Oberelbe gesucht. Also Fahrgäste, die von sich aus auf das Auto verzichten und dafür den Bus nutzen. Christine Brodauf aus Langenwolmsdorf hat das bereits im Jahr 2001 getan. Die Berufstätige ist von ihrem Pkw auf den Bus der Linie 161 umgestiegen, um täglich mit dem Job-Ticket nach Dresden zur Arbeit zu fahren.

Doch inzwischen überlegt sie, ob sie nicht doch lieber wieder umsteigen soll, und zwar in ihren Pkw. Denn schließlich will auch sie mal Feierabend haben und halbwegs pünktlich nach Hause kommen. Doch das ist auf der Linie offenbar ein arges Problem. Denn die Busse haben massive Verspätung. Die Langenwolmsdorferin ist nicht die Einzige im Bus, der ist nach und von Dresden meist gut besetzt.

Morgens geht die Fahrt auch gut los. 5.48 Uhr steigt sie täglich in den Bus. „Um diese Zeit gibt es nur in seltenen Fällen Verspätung. Nachmittags ist das anders“, schildert sie in einem Leserbrief an die SZ. Sie fährt meist mit den Bussen 16.30 Uhr oder 17.30 Uhr ab Dresden. Und da gibt es kaum einen Tag, an dem sie pünktlich in Langenwolmsdorf ankommt. Die Beweise dafür hat sie sich allein an drei Tagen notiert. Am 17. August hätte der Bus 16.30 Uhr abfahren müssen. Er hatte satte 30 Minuten Verspätung. Tags darauf hatte der Bus 15 Minuten Zeitverzug. Und wiederum einen Tag später brachte es der Bus auf ganze 45 Minuten.

Lange Staus und kein Ende

Im Linienverkehr nach und von Dresden ist das offenbar kein Einzelfall. Laut Verkehrsverbund Oberelbe liegt das vor allem an der oft schwierigen Verkehrssituation auf der gesamten Strecke. Lange Staus entlang der Bautzener Landstraße erschweren auch den Linienbussen das Durchkommen. Und gar nicht mal so selten stehen sie mittendrin. Tröstlich ist das für die Fahrgäste nicht. Denn die sitzen im Bus oder müssen minutenlang an den Haltestellen warten.

Für die Langenwolmsdorferin und die anderen betroffenen Fahrgäste erscheint die Umsteigewerbung eher lächerlich. „Wie soll das gehen, wenn zum Beispiel die busfahrende Mutter ihre Kinder von einer Kindereinrichtung oder in der Schule abholen muss? Sie wäre nie pünktlich dort“, sagt die Langenwolmsdorferin. Dazu kommen zum Beispiel auch persönliche Termine am Nachmittag. Die können die Fahrgäste nicht vereinbaren, weil sie ja gar nicht wissen, wann sie zu Hause ankommen. Hoffnung auf Besserung gibt es offenbar nicht, denn das Verkehrsproblem am Nachmittag aus Dresden heraus bleibt vermutlich bestehen.

VVO hat keine Lösung

Und auch der Verkehrsverbund hat dafür offensichtlich keine Lösung. Christine Brodauf hat ihre vielleicht gefunden. Sie überlegt tatsächlich, wieder auf ihr Auto umzusteigen. In den Jahren ihrer Busnutzung hätte sie einen Großteil ihrer Freizeit an den Haltestellen oder in den verspäteten Bussen verbracht. Ein Spaß sei das nicht gewesen. Dazu kommen auch noch die weiter steigenden Fahrpreise, die das Umsteigeangebot noch unattraktiver werden lassen.

Der Verkehrsverbund Oberelbe wirbt unterdessen weiter darum, das Fahrzeug stehenzulassen. Für das aktuelle Projekt haben sich zwei Familien angemeldet. Noch bis zum 27. September werden sie ihre Erfahrungen mit dem Öffentlichen Personennahverkehr auf Facebook posten. Dort können Interessierte dann abstimmen, welche Familie ihre Erlebnisse am besten geschildert hat. Übrigens: Geld gibt der Verkehrsverbund bei Verspätungen im Busverkehr nicht zurück.

www.vvo-online.de