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Weniger Zuschauer im Theater?

Diese Frage stellt sich ein besorgter Leser. Die SZ geht der Sache auf den Grund.

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© Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.c

Von Mario Heinke

Zittau. Was wird aus unserem Theater? Diese besorgte Frage stellt Lutz Fischer in einem Leserbrief an die SZ. Er schreibt von schlecht besuchten Vorstellungen, von Stücken, die ihn nicht ansprechen und darüber, dass sein Freundes- und Bekanntenkreis seine Sorgen teile. Der Zittauer besucht mit seiner Frau regelmäßig das Zittauer Theater und fordert am Ende des Briefes einen kritischen Blick auf die Besucherzahlen und eine gründliche Analyse.

Die SZ ist der Frage nachgegangen und hat die aufgeschlüsselten Besucherzahlen der vergangenen Spielzeiten angefordert. Bekanntlich sind die Häuser in Görlitz und Zittau in der Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau GmbH zusammengeschlossen. Die Besucherzahlen in der Sparte Schauspiel liegen deshalb nur für beide Häuser gemeinsam vor, weil alle in Zittau inszenierten Schauspiele natürlich auch in Görlitz aufgeführt werden.

Der Blick auf die Zahlen zeigt, dass es dem alten Intendanten Carsten Knödler in seinen letzten beiden Spielzeiten gelungen ist, die Häuser gut zu füllen. Mit fast 20000 Zuschauern beim Schauspiel erreichte er einen Wert, der in den folgenden Jahren nie mehr erreicht wurde. Nachfolgerin Dorotty Szalma gelang es hingegen, die Besucherzahlen bei den Weihnachtsmärchen und auf der Waldbühne zu steigern.

Dass in der ersten Spielzeit nach einem Intendantenwechsel weniger Leute kommen, sei ganz normal, sagt Caspar Sawade, kaufmännischer Direktor des Gerhart-Hauptmann-Theaters. Es dauere seine Zeit, bis sich herumspräche, dass eine Inszenierung einen Besuch wert ist. Ein eingespielter Intendant kann hingegen gut laufende Stücke wiederholen. Sawade hält die Diskussion über die Besucherzahlen „ökonomisch für nicht so relevant.“ Ein Blick auf die Einnahmen, bestätigt die Auffassung. So erwirtschaftete das Schauspiel unter Knödler in seiner letzten Spielzeit 355130 Euro. Dorotty Szalma brachte es mit leicht angehobenen Eintrittspreisen in ihrer zweiten Spielzeit auf 487843 Euro. Es gehe darum, immer das Ganze im Auge zu behalten und die Einnahmen zu sichern, so Direktor Sawade. Waldbühne und Weihnachtsmärchen sind die Publikumsmagneten, daran ändere sich kaum etwas. Wenn hingegen über das Jahr mal eine Inszenierung floppt, sei das zwar bedauerlich, aber gehöre dazu.

Das Schauspiel-Ensemble und Intendantin tun jedenfalls alles, um das Haus zu füllen, so Sawade. „In der laufenden Spielzeit bis zum Sommer können die Zuschauer noch zwölf Premieren erleben“, kündigt Intendantin Dorotty Szalma an. Wie das hiesige Theater im bundesweiten Vergleich abschneidet, lässt sich in der Theaterstatistik des Deutschen Bühnenvereins nachlesen. Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau muss den Vergleich mit anderen Häusern nicht scheuen. In der Spielzeit 2015/16 liegt das Theater mit 137234 Besuchern weit vor den Städten, die es ungefähr auf vergleichbare Einwohnerzahlen bringen, wenn man Zittau und Görlitz addiert. So kommt Pforzheim auf 112376 Zuschauer, Gießen auf 106976, Lüneburg auf 100915 und Rostock, in dem doppelt so viele Menschen leben wie in Görlitz und Zittau zusammen, bringt es auf insgesamt 84274 Besucher.

Das Besucherverhalten hat sich verändert, so gehen an allen Häusern die Abozahlen zurück. Die Theater-Card 50 erfreut sich jedoch zunehmender Beliebtheit, sagt Franziska Springer, Referentin für Presse und Onlinekommunikation. Die Karte kostet 50 Euro für eine Spielzeit, dafür zahlt man bei allen Vorstellungen den halben Eintrittspreis. Noch mehr können Schüler, Studenten und Azubis mit der Theaterjugendcard 100 sparen, Für 40 Euro können sie ein Jahr lang alle Eigenproduktionen und Konzerte des Hauses besuchen.