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Weniger Wartezeit

Das Nieskyer Krankenhaus hat umstrukturiert, um Patienten besser betreuen zu können.

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© André Schulze

Von Alexander Kempf

Niesky. Auf der Station 4 des Nieskyer Krankenhauses ist es an diesem Dienstagmorgen so still, dass man ohne Mühe den singenden Vögeln durch die offenen Fenster lauschen kann. Hektische Betriebsamkeit sucht man vergebens. Doch die Zimmer sind nicht leer. In ihnen erholen sich Patienten, die an diesem Tag für eine ambulante Behandlung ins Nieskyer Krankenhaus gekommen sind.

Diese Ruhe haben sich der leitende Chefarzt Dr. Uwe Scholze und Pflegedienstleiterin Susanne Dunger erhofft, als sie vor einer Weile damit begonnen haben, gemeinsam mit den anderen Mitarbeitern die Stationen umzustrukturieren. Bisher sind diese maßgeblich anhand der unterschiedlichen medizinischen Fachrichtungen Chirurgie und der Inneren Medizin ausgerichtet worden.

In der Praxis aber hat sich gezeigt, dass dies nicht die beste Lösung sein muss. „Wir müssen häufig Notfallpatienten aufnehmen“, erklärt Dr. Uwe Scholze. Das aber habe die Bettenplanung in der Vergangenheit erschwert. „Für uns war die Frage, wo wir diese Patienten unterbringen mitunter stressig“, sagt Pflegedienstleiterin Susanne Dunger. Seit Mai hat sich die Situation im Krankenhaus schon sichtbar entspannt. Denn nun wird stärker zwischen Patienten unterschieden, die entweder stationär oder ambulant behandelt werden. „Das hat den Vorteil, dass die Patienten nun nicht mehr so häufig verlegt werden müssen“, erklärt die Pflegedienstleiterin.

Doch wenn die Chirurgie und die Inneren Medizin näher zusammenrücken und Patienten dort nun interdisziplinär behandelt werden, müssen auch Voraussetzungen erfüllt sein. So haben sich die Wundschwestern und die Palliativschwestern in den jeweils anderen Fachbereichen weitergebildet. Bei der Umstrukturierung sind die Mitarbeiterinnen aktiv mit einbezogen worden, erzählt Dr. Uwe Scholz. „Die Schwestern haben ja einen anderen Blick auf das Thema als wir“, sagt der Chefarzt.

Für ihn macht sich die Trennung zwischen ambulanten und stationären Patienten schon jetzt positiv bemerkbar. „Dadurch gibt es viel weniger Durchgangsverkehr und mehr Ruhe für die Patienten“, sagt er. Auch die Rückmeldungen der Angehörigen von Patienten seien positiv, so Pflegedienstleiterin Susanne Dunger. „Sie sind zufrieden. Denn auch für sie haben sich die Wartezeiten deutlich reduziert.“ Die neue Station für die Betreuung der Tagespatienten ist von Dienstag bis Donnerstag geöffnet.

Doch wie hat es das Nieskyer Krankenhaus geschafft eine ganze Station für die ambulanten Patienten frei zu räumen? Verkleinert es sich? Nein, sagt der Chefarzt. „Die Bettenanzahl reduziert sich summarisch nicht“, so Dr. Uwe Scholze. Aber die Raumbelegungen im Nieskyer Krankenhaus haben sich verändert. So gibt es auf der neuen ambulanten Station mittlerweile mehr Arztzimmer. Und auch das Patienteninformationszentrum ist in diesen Bereich verlegt worden.

Dass es in der ambulanten Station so ruhig ist, muss nicht verwundern. Denn hier nüchtern die Patienten oft ihre Narkose nach kleineren chirurgischen Eingriffen oder Magen- und Darmspiegelungen aus. „Jeder, der eine Narkose bekommt, muss nachbetreut werden“, erklärt Dr. Uwe Scholze. Denn es kann ja zu Spätreaktionen kommen. Sind die Patienten wieder nüchtern, verlassen sie das Krankenhaus nach einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt noch am gleichen Tag. Oft verbringen sie nicht mehr als zwei Stunden auf der Station.

Und Zeit effektiver zu nutzen, das dürfte auch im Interesse des Krankenhauses sein. Denn mit der Neuorganisation der Abläufe sei neben der Trennung der Versorgungsstufen nun auch ein Ausbau der ambulanten Leistungen möglich, heißt es in einer offiziellen Pressemitteilung. Das für die Umstellung notwendige stationsübergreifende Belegungsmanagement kommt schon seit Januar zum Einsatz. Im Juni soll dann Bilanz gezogen werden.