Merken

Weniger Fahrerei wegen Schrottschere

Auf Großenhains Schrottplatz steht jetzt eine neue Riesen-Schere – viele Lkw-Transporte nach Freital entfallen damit.

Teilen
Folgen
© Klaus-Dieter Brühl

Von Birgit Ulbricht

Großenhain. Sebastian Grimmer schaut liebevoll auf sein neues Maschinchen. Das wiegt schlappe 74 Tonnen und frisst genüsslich Schrott. 600 Tonnen werden so jeden Monat stahlwerksgerecht geschnitten und gepresst – so wie von der Industrie gefordert.

Sebastian Grimmer, Niederlassungsleiter.
Sebastian Grimmer, Niederlassungsleiter. © Klaus-Dieter Brühl

Bislang musste Platz-Chef Sebastian Grimmer die angelieferten Schrottabfälle per Lkw in die Freitaler Niederlassung der Walter Kunze Schrott- und Metallhandels GmbH zum Zerkleinern schicken. Das entfällt nun und das spart viele Transporte und damit Diesel und Zeit. Sogar die Großenhainer haben etwas davon. Für sie reduziert sich der Lkw-Verkehr spürbar. Die Anlage ist nicht einmal zu hören.

Da kann sich Niederlassungsleiter Grimmer schon mal freuen. Der junge Mann ist Betriebsleiter der Hauptniederlassung in Freital, Dresden und seit gut einem Jahr auch in Großenhain. Das erste Jahr auf dem früheren Schrottplatz Rüdrich hat den Freitaler nicht nur beruflich nach Großenhain geführt. „Hier ist es noch so richtig ländlich gemütlich“, sagt er und freut sich sichtlich. Zur ländlichen Gemütlichkeit gehört nicht nur der Weihnachtsmarkt, den er besonders schön fand. Zur besonderen Großenhainer Atmosphäre gehören für ihn auch die fünf, sechs Rentner, die fast täglich auf den Platz kommen, da gucken, dort etwas finden und natürlich auf alles ein Auge haben. „Ich würde mir schon Gedanken machen, wenn einer nicht mehr kommt“, meint Grimmer selbst inzwischen.

Der eine bringt frische Eier mit, der andere sortiert gleich alles, was hereinkommt. Irgendwie gehören diese Gesichter zum Platz. Über das Ausbleiben anderer Kunden ist der 34-Jährige dagegen froh. „In Freital haben wir viel mehr mit Beschaffungskriminalität zu tun, vor allem Chrystal-Abhängigen“, erzählt er. Grimmer hat schon manches erlebt. Leute, die große Bronzetafeln von Kriegsgräbern angeschleppt haben oder ganze Messinggeländer, die gerade am Tag zuvor in einem Wohnhaus eingebaut worden sind. Solche Dinge springen natürlich ins Auge, so wie vor einigen Jahren städtische Gullideckel, die auf Schrottplätzen auftauchten.

Bei Kupferkabeln ist dagegen schon schwieriger zu erkennen, woher sie stammen. Die Sonderkommission Buntmetall in Dresden ist da ständiger Partner. Letzter Anruf der Kripo: ein Einbruch bei einem Dresdner Zahnarzt, bei dem verschiedene Materialien verschwanden. „Aber so was landet meist nicht bei uns auf dem Schrottplatz“, sagt Grimmer. Trotzdem ist er froh über Hinweise, schließlich will sich keiner in einer Hehlergeschichte wiederfinden – aber die Mitarbeiter werden auch für solche Fragen geschult.

Mit seinen Leuten ist Grimmer übrigens sehr zufrieden, ein gutes Team – auch Toni vom Zeithainer Platz ist jetzt wieder in Großenhain und komplettiert die Mannschaft. „Das klappt“, sagt der Chef. Noch dieses Jahr soll vor das Bürogebäude eine zweite Waage kommen, damit die Kunden nicht immer auf dem Platz Runden drehen müssen. Neu eingezäunt ist das Areal seit Längerem – in der Unternehmensfarbe Blau versteht sich. Die Kunze Group bringt im großen Stil die Farbe Blau nach Großenhain – ob Container, T-Shirt, Lkw oder schlicht der neue Zaun am Betriebsgelände – man sieht sie inzwischen überall. Die Firma startete vor gut einem Jahr rund um Großenhain mit 30 000 Flyern, um sich vorzustellen. Trotzdem bekam sie erst einmal kürzere Zahlungszeiten. „Einen guten Ruf muss man sich erarbeiten“, sagt Grimmer locker.