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Weniger Betten für Touristen

Nach dem Rothenburger schließen jetzt Hotels in Krauschwitz und Weißwasser. Wohin steuert der Tourismus?

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© Jens Trenkler

Von Thomas Staudt und Katja Schlenker

Schließungen im Staccato: Hotel Prenzel dicht, Fürst-Pückler-Hotel dicht. In diversen Booking-Portalen im Internet sind die beiden Übernachtungsbetriebe noch immer zu finden. Doch das Hotel in Weißwasser hat im Mai seine Türen geschlossen, in Krauschwitz ist bereits Ende März Schluss gewesen. Schon Ende 2014 hat das Hotel „Zur Krone“ in Rothenburg zugemacht. Der Martinshof will das Gebäude am Marktplatz künftig für den heilpädagogischen Bereich nutzen, dort eine Wohngruppe unterbringen und damit seiner Kernaufgabe nachkommen, bedürftigen Menschen zu helfen. Derzeit wird ein Fahrstuhl eingebaut, erklärt Sprecherin Katrin Weinert. Geplant ist, dass im September die ersten Bewohner einziehen.

Stabil hingegen sind die Zahlen im Bürgerhaus Niesky. „Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass andere zumachen“, sagt Geschäftsführer Wilhelm Fischer. „Aber wir haben eine gute Auslastung.“ In den vergangenen zwei Jahren sei diese sogar gestiegen – von früher zwischen 30 und 35 Prozent auf 46 bis 48 Prozent im Vorjahr. In diesem Jahr sei der Schnitt noch besser als 2015 um dieselbe Zeit. Schwankungen gebe es aber immer mal wieder bei der Auslastung. Je zwölf Einzel- und Doppelzimmer bietet das Bürgerhaus.

Dennoch bedeuten zwei Hotels weniger auch rund hundert Betten weniger – und die Urlaubssaison läuft. Reichen die vorhandenen Übernachtungsmöglichkeiten – auch angesichts der wirtschaftlichen Zukunft der Region, die nach Ansicht von vielen im Tourismus liegt? Für Olaf Franke, Geschäftsführer der Marketinggesellschaft Oberlausitz, kurz MGO, bestehen daran kaum Zweifel. Man betrachte es selbstverständlich mit Sorge, wenn Hotels oder andere touristische Leistungsanbieter ihr Geschäft aufgeben, sagt er: „Dennoch ist keinesfalls daran zu denken, den Tourismus in der Region aufzugeben“.

Dass das außer Frage steht, zeigt ein Blick auf die Zahlen. Die Oberlausitz ist eine Ferienregion mit breitgefächertem Leistungsangebot und knapp 1,9 Millionen Übernachtungen in Betrieben ab zehn Betten jährlich. Die Übernachtungen im grauen Beherbergungsbereich, also unter zehn Betten, sind deutlich höher einzuschätzen. Darüber hinaus verzeichnet die Region ein intensives Aufkommen an Tagestouristen. Schätzungen zufolge sind die Tagesreisen etwa 8,5-mal höher als die gewerblichen Übernachtungen. Die Zahlen sind von 2002 mit 1 398 443 Übernachtungen bis 2015 mit 1 869 349 Übernachtungen stetig gestiegen. Bei den Hotels gestalten sie sich, abgesehen von den aktuellen Schließungen, weitgehend konstant.

Und doch rührt der Rückgang an eine empfindliche Stelle. „Hotels sind ganz wichtig für die Außendarstellung einer Gemeinde, aber auch einer Region“, sagt der Krauschwitzer Bürgermeister Rüdiger Mönch. Ohne Hotel werde die Gemeinde unattraktiver für Gäste. Er bedauert die Schließung des Fürst-Pückler-Hotels nicht nur, weil sich die Gemeinde auf Druck der Eigentümerfamilie für eine Verkehrsberuhigung vor dem Hotel eingesetzt hat. Die Entscheidung zur Schließung sei dagegen mit der Gemeinde nicht abgesprochen worden, sagt Rüdiger Mönch. Auch beim benachbarten Familienbad Erlebniswelt Krauschwitz sieht man die Einstellung des Hotelbetriebes kritisch. Dort hat Geschäftsführer Jörg Funda vor vier oder fünf Jahren einen Bademantelgang vom Bad zum Hotel bauen lassen. Der Service kommt nun der Seniorenresidenz zugute, die derzeit in dem ehemaligen Hotel entsteht.

2015 hat es in der Oberlausitz 91 Hotels gegeben, von denen 88 geöffnet waren, sowie 23 Hotel garni. Nur eines davon hatte geschlossen. Die durchschnittliche Auslastung hat gerade einmal 35,2 Prozent betragen. Die durchschnittliche Auslastung aller Betten in den gewerblichen Betrieben hat sogar noch darunter gelegen, nämlich bei 32,1 Prozent. Da ist noch eine Menge Luft nach oben. „Nach den Schließungen haben wir, ebenso wie das Kulturhotel Fürst-Pückler-Park in Bad Muskau, einen größeren Zuspruch der Gäste registriert“, meint Christina Piche, Geschäftsführerin des Hotels Kristall. Es ist das einzig verbliebene in Weißwasser. Die Buchungen für die Sommermonate sind gut. An manchen Tagen sind die 40 Zimmer mit 67 Betten sogar ausgebucht. Dennoch glaubt Christine Piche, dass die Übernachtungskapazitäten noch lange nicht ausgeschöpft sind. Sind die Hotelschließungen der vergangenen Monate also nur als eine Art Marktbereinigung zu sehen?

Für den Bad Muskauer Bürgermeister Andreas Bänder sind die Auswirkungen viel weitreichender. „Schon allein die Nachricht kann Touristen abschrecken“, glaubt er. Einen Engpass bei Übernachtungen sieht aber auch er nicht auf die nördliche Oberlausitz zukommen: „Die Gäste haben unterschiedliche Geldbeutel und unterschiedliche Erwartungen an die Unterkunft.“ Im Hinblick auf gut betuchte Gäste im Alter 50 plus werde das Aus für das Krauschwitzer Hotel eine Lücke reißen, glaubt er und prophezeit, dass der Tourismus in der Region ohne eine abgestimmte Vermarktung nicht vorankommen werde, ganz gleich, wie groß das Angebot in der Region auch sei. Es gelte zuerst eine Marktstudie anzuschieben und dann geeignete Investoren zu finden, die den Gästebetrieb in der Oberlausitz weiter voranbringen.