SZ +
Merken

Weniger Besucher im Freiberger Dom

Wegen des Gästeschwunds wird gespart. Kündigungen, weniger Führungen und höhere Eintrittspreise sind die Folgen.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Gabriele Fleischer

Beim Freiberger Dom nimmt die Anzahl der Besucher dramatisch ab. Kamen 2012 noch 46 000 Gäste, waren es 2013 36 000, in diesem Jahr werden sogar nur 30 000 erwartet. Superintendent Christoph Noth spricht von mindestens 100 000 Euro Minus im Jahr für die Domkasse. Für ihn höchste Zeit, jetzt zu handeln. Denn auch der kurzzeitige Boom im zu Ende gehenden Jubiläumsjahr „300 Jahre Silbermannorgel“ ändere nichts.

Grund sind laut Noth wegfallende Gruppen- und Busreisen: „Wir haben festgestellt, dass mehr individuell geplant wird, sodass sich für Führungen immer weniger Gäste anmelden.“ IHK-Referent Silvio Sabrowski bestätigt das: „Im Busreisegeschäft gibt es eine Wende.“ Marketingexperten beobachten zunehmend, dass es Übernachtungsgäste in Großstädte zieht.

Erste Reaktion im Dom ist die Kündigung von Almut Gaedt, Christel Kandler, Bärbel Kretzschmer und Katrin May, die Interessenten bisher durch die Kirche geführt haben. Alle Frauen haben nach eigenen Angaben von sich aus diesen Schritt getan, um den Haushalt nicht weiter zu belasten. Jetzt sind mit Sabine Lohmann und Elisabeth Seidler noch zwei der einst sechs Frauen da. Aber auch die anderen kommen noch bei Bedarf - ehrenamtlich, zeitweise auf Honorarbasis. Almut Gaedt hat in den vier Jahren am Dom so vielen Gästen die Kirche als Denkmal und Glaubensort nahegebracht, dass sie weiß, was es bedeutet, mit den Menschen ins Gespräch zu kommen und sofort auf Fragen reagieren zu können.

Aber in anderen Häusern gibt es ähnliche Tendenzen. Also heißt es sparen und Einnahmen erhöhen. Ab Januar steigt der Eintritt für Besichtigungen mit Orgelspiel von 4 auf 5 Euro, ohne von 3 auf 4 Euro. Es bedeutet von November bis Februar noch zwei Führungen pro Woche – vorausgesetzt, dass zehn Interessenten zusammenkommen. Ausgenommen sind laut Noth Anmeldungen. Besucht werden könnte der Dom aber täglich ohne Fachbegleitung. Noth weiß aber, dass diese Schritte nicht reichen: „Wir müssen nach Konzepten suchen und haben uns externe Berater ins Boot geholt. Denn auch wenn es eine Möglichkeit wäre: Audioguides wie anderenorts üblich, bekommen wir nicht zum Nulltarif.“

Während man im Dom nach Lösungen sucht, gibt man sich beim Stadtmarketing gelassener: „Die Besucherzahlen im Tagestourismus haben sich positiv entwickelt“, sagt Monika Kutzsche, Leiterin des Sachgebietes Tourismus – eingeschlossen Gruppenreisen. Das zeige sich bei Stadtführungen: Wurden 2009 noch 520 Touren organisiert, waren es 2013 820. Allerdings räumt sie ein, dass Übernachtungen zurückgehen. Bei Reiseveranstaltern sei „Freiberg als Übernachtungsort offenbar nicht mehr so attraktiv“. Eine Konsequenz: Freiberg muss stärker mit Qualität, Service und Pauschalangeboten punkten. (FP)