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Wenig Zuspruch für Getränkemarkt Niesky

Das führte zur Schließung der Verkaufsstelle. Ein Grund ist, dass der Einzelhandel zu gut in der Stadt aufgestellt ist.

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© Jens Trenkler

Von Jens Trenkler

Niesky. Die Parkflächen am früheren Getränkemarkt „Böckelbart“ an der Rothenburger Straße sind seit Wochen unbenutzt. Nur ein verwaistes Fahrrad steht noch in dem kleinen Unterstand am Eingang des Marktes. Wer hier wie gewohnt Limonade, Wasser oder Bier einkaufen möchte, hat schlechte Karten. Ein kleiner, weißer Zettel an der Scheibe der Eingangstür weist darauf hin, das die Verkaufsstelle seit dem 5. Oktober geschlossen ist. Als Ausweichmöglichkeit werden die beiden noch vorhandenen Märkte in Rietschen und Görlitz genannt. Das bestätigt auf Nachfrage der Vertriebsleiter der Getränkevertrieb Neißeland GmbH, Michael Wieltsch. In den beiden Märkten können die Kunden auch weiterhin das bekannte Sortiment erhalten. Als Grund für die Schließung der Nieskyer Filiale werden schlechte Umsatzzahlen benannt. In den letzten zwei Jahren sei es in Niesky zunehmend schwieriger geworden, den Markt wirtschaftlich zu betreiben. „Das Kaufverhalten hier an der Rothenburger Straße war nicht so, wie wir uns das erhofft hatten, sagt Michael Wieltsch. Zudem hat Niesky für die rund 10 000 Einwohner der Kleinstadt eine Reihe von Einkaufsmärkten, die ebenfalls ein umfangreiches Getränkesortiment führen.

Den Grundstein der heutigen Getränkevertrieb Neißeland GmbH legte 1993 die Getränkevertrieb Rothenburg GmbH. Die Zugehörigkeit zur Dr. Lohbeck Unternehmensgruppe schaffte die Voraussetzung, den Standort auszubauen, in dem 2012 die Logistik der privaten Brau-Manufaktur Landskron integriert wurde. Seit Dezember 2012 wird das Unternehmen unter dem Namen Getränkevertrieb Neißeland geführt. Die Firma betreibt derzeit neun eigene Getränkemärkte und beliefert mit dem eigenen Fuhrpark zehn weitere Partnermärkte sowie über 100 freie Handelskunden.

Trotz der Schließung des Marktes an der Rothenburger Straße müssen die Nieskyer nicht auf den Einkauf in solch einem Fachmarkt verzichten. Schließlich bieten die beiden derzeit vorhandenen Verkaufseinrichtungen am Bahnhof und an der Särichener Straße ein artgleiches Angebot an.

Der Einzelhandel gestaltet sich in Niesky sehr vielfältig. Vom Schuhgeschäft bis zum Optiker dürfte jeder, für das tägliche Leben notwendige Branche in der Stadt vertreten sein. Das zeigte sich auch bei der durchgeführten Meinungsumfrage zum Nieskyer Stadtjubiläum. Viele der 275 befragten Nieskyer lobten hier die vielen kleine Geschäfte wie Fleischereien und Bäcker, die auf kurzem Weg erreichbar sind.

Das bestätigt zudem auch die Statistik der Industrie- und Handelskammer (IHK) Dresden. Im Jahr 2015 (für dieses Jahr liegen noch keine Zahlen vor) verfügte Niesky über eine Verkaufsfläche von 25 372 Quadratmetern. Das ist im Vergleich zu den umliegenden Städten Löbau, Görlitz und Weißwasser die kleinste Fläche. Aber rechnet man diese Größe auf die Einwohner um, steht Niesky vorn an. Mit 2,66 Quadratmeter pro Kopf haben die Nieskyer die größte Verkaufsfläche im Einzelhandel gegenüber den drei umliegenden Städten.

Sowohl was die einzelnen Branchen betrifft, als auch in der Fläche. Ein gutes Viertel (27 Prozent) der Verkaufsfläche beansprucht der Lebensmittelhandel, einschließlich Bäcker und Fleischer. Auf diesen Wert kommt auch die Stadt Weißwasser (27,6 Prozent) mit ihren Verkaufseinrichtungen. In der Stadt Görlitz macht der Lebensmittelhandel nur ein Fünftel (20,6 Prozent) der Gesamtverkaufsfläche aus, während er in Löbau über ein Drittel (34,5 Prozent) erreicht. Hier haben die Lebensmittelhändler in der Fläche inzwischen ein Übergewicht gegenüber den anderen Branchen, wertet die IHK diese Zahlen von 2015.

Betrachtet man die letzten zehn Jahre, so hat sich die Verkaufsfläche in der Stadt Niesky laut Angaben der IHK um ein Fünftel vergrößert. 20 355 Quadratmeter waren es 2006, im Jahr 2015 betrug die Fläche 25372 Quadratmeter. Damit ist Niesky recht gut aufgestellt. Das zeigt sich auch an den Gewerbean- und Abmeldungen. Bislang wurden 2017 insgesamt 56 Unternehmen an- und 49 Firmen abgemeldet.

www.statistik.sachsen.de