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Wenig Platz für Fahrräder im neuen Zug

Die Bahnen zwischen Leipzig und Döbeln stehen in der Kritik. Einige Zustände seien nicht mehr hinnehmbar.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Region Döbeln. Überpünktlich fährt der von Leipzig kommende Zug am Montagvormittag im Döbelner Hauptbahnhof ein. Zwei Minuten ist er zu früh dran. Das ist nicht weiter schlimm, schließlich ist die Endhaltestelle erreicht. Etwa zehn Fahrgäste verlassen den Waggon, darunter Viktoria Rennert und Monique Gründel. „Früh ist der Zug überfüllt, da er nur einen Waggon hat und die ganzen Schüler von Grimma aus mitfahren“, sagt Viktoria Rennert. Das komme regelmäßig vor und sei nicht angenehm.

Zuletzt hätten sich die Beschwerden über die Mitteldeutsche Regiobahn (MRB) von Fahrgästen und Anwohnern gehäuft: Unzuverlässigkeit, nächtliche Lärmbelästigung durch abgestellte Züge mit laufendem Motor und Totalausfall mit Schienenersatzverkehr – seit der Übernahme des Zugstreckenabschnittes Leipzig-Grimma-Döbeln durch die Transdev Regio Ost GmbH im Sommer hagele es Kritik, so Sebastian Bachran, Sprecher der Stadt Grimma.

Unmut herrsche außerdem über die permanente Überfüllung der Waggons, deren Reinigungszustand sowie die Unpünktlichkeit. „Sauber sind die Züge schon, darüber kann ich mich nicht beschweren“, sagt Monique Gründel. Das sieht Viktoria Rennert auch so. Allerdings nutze sie den Zug regelmäßig und könne den Kritikpunkt der Unpünktlichkeit verstehen. „Obwohl es früher schlimmer war. Da hatten wir im vergangenen Jahr mal 120 Minuten Verspätung“, erinnert sie sich. Damals war die Deutsche Bahn (DB) noch Streckenbetreiber. Momentan beliefen sich die Verspätungen in einem für sie verträglichen Rahmen von einigen Minuten, erklärt Viktoria Rennert.

Des Waggons verwiesen

Ebenfalls mitgereist ist Ulrich Patzer. Er trägt sein Fahrrad aus dem Zug. Der ausfahrbare Tritt, der den Höhenunterschied zwischen Bahnsteig und Waggon ausgleicht, erleichtert ihm das. Seiner Meinung nach gibt es im Zug zu wenige Stellplätze für Fahrräder. „Ich glaube, es sind vier. Aber in Leipzig sind heute Morgen acht Personen mit einem Rad eingestiegen“, sagt er.

Das hätte auch unschöne Konsequenzen nach sich ziehen können. Er habe bereits von Fällen gehört und auch selbst erlebt, dass Zugbegleiter die Radler zum Aussteigen aufforderten. „Es waren zu viele und mit Verweis auf die Sicherheit der anderen Fahrgäste mussten sie den Zug verlassen“, sagt er. Patzer ist Mitglied im Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club, kurz ADFC. „Die Kombination Bahn und Rad ist wichtig für den Radtourismus“, erklärt er. Prinzipiell funktioniere das aufgrund der einstündigen Taktzeit der Züge im Muldental gut. „Aber zwischen Leipzig und Grimma war die Bahn tatsächlich übervoll“, ergänzt er.

Vor allen Dingen in Grimma seien die bahnfahrenden Einwohner frustriert und machen ihrem Ärger gegenüber der Stadt Luft. Oberbürgermeister Matthias Berger (parteilos) findet klare Worte: „Seit der Neubeauftragung der Firma Transdev Regio Ost GmbH durch den Zweckverband für den Nahverkehr Leipzig, ZVNL, sind Qualitätsverschlechterungen bei der normalen Bahnverbindung festzustellen, die sich den Verhältnissen der indischen Eisenbahn Neu-Delhi annähern.“

Von der angepriesenen Qualitätsverbesserung könne keine Rede sein. Das Gegenteil sei der Fall. „Das Maß ist voll und die Bedingungen nicht mehr hinnehmbar“, so der Oberbürgermeister. „Ich habe mich deshalb an Oliver Mietzsch, Geschäftsführer des ZVNL, dem Verband, der für die Beauftragung und Kontrolle verantwortlich ist, gewandt, dass dieser endlich die Firma Transdev Regio Ost GmbH an ihre vertraglichen Verpflichtungen erinnern möge. Daraufhin wurde von Herrn Mietzsch ein Spitzengespräch für November in Aussicht gestellt, in dem grundsätzliche Dinge geklärt werden sollen.“

Mehr Komfort für Behinderte

Seit dem 12. Juni sind die neuen Züge zwischen Leipzig und Döbeln unterwegs. Sie sind leiser als vergleichbare Bahnen. Zudem gibt es ein größeres Platzangebot für Reisende und deren Gepäck. Die silbernen Wagen sind klimatisiert, barrierefrei und mit Reise-Informationssystem, behindertengerechten Toiletten, Mobilfunkverstärkern, Blindeninformationssystem, Haltewunschtastern und Ausstiegshilfen ausgerüstet.

Die MRB, hinter der die Bayrische Oberlandbahn GmbH steckt, hatte sich bei einer europaweiten Ausschreibung durchgesetzt. Der Verkehrsvertrag läuft nun bis 2030. Um mehr Wettbewerb zu ermöglichen und Kosten langfristig zu senken, hatte sich der für das Netz federführend verantwortliche Verkehrsverbund Mittelsachsen (VMS) im Vorfeld entschieden, die nötigen 29 Züge selbst zu beschaffen.