Von Maik Brückner
Glashütte. Es lässt sich darüber streiten, welche Glashütter Uhrenfirma das schönste Gebäude hat. Sicher ist aber: Wempe hat mit der Sternwarte das höchstgelegenste. Und das seit zehn Jahren. In dieser Woche wurde das gefeiert. Denn das Unternehmen ist mit der Entwicklung seines Glashütter Standortes mehr als zufrieden. Und das zeigt auch die Zahl der Beschäftigten. Beim Start 2006 hatte Wempe fünf Mitarbeiter, inzwischen sind es 63.
Mit diesen Uhren feiert Wempe seine Uhrenproduktion
Diese Erfolgsgeschichte feierte Wempe – wie bei Uhrenherstellern üblich – mit der Präsentation neuer Uhren. Zwei stechen besonders hervor. So stellte die Firma eine Präzisionspendeluhr vor. Solche großen Wanduhren stellt bisher keiner der Mitbewerber in Glashütte her. Wempe schließt nun diese Lücke. Die Firma sieht auch den Bedarf an solchen Uhren, die bei vielen oft schon vor Jahren ausrangiert wurden. Nun gibt es einen gegenläufigen Trend. Immer häufiger sind diese Art Großuhren anzutreffen. „Oft steckt dahinter das Bedürfnis, dem hektischen Alltag unseres digitalen Zeitalters einen Anachronismus entgegenzusetzen“, erklärt Bernhard Stoll, der bei Wempe für die Uhrenentwicklung zuständig ist. Denn das sanfte Ticken der Uhr wirke sich beruhigend aufs Gemüt aus.
Mit einer anderen Uhr, der Chronometerwerke Automatik, will Wempe seine Kompetenzen im Armbanduhrenbereich zeigen. Denn in ihr schlägt das erste selbstentwickelte Automatikuhrwerk. Die Idee dazu hatte ihre Firma schon vor zehn Jahren, erklärt Kim-Eva Wempe, die das Familienunternehmen in der vierten Generation leitet. Letztendlich dauerte die Entwicklung knapp vier Jahre. Unterstützt wurde Wempe von der Schweizer Firma Soprod. Über 50 Prozent der Komponenten des Uhrwerkes, unter anderem die Dreiviertelplatine und der Unruhkloben, werden in Glashütte hergestellt. Da das Uhrwerk auch hier montiert und reguliert wird, erfülle man auch die Glashütter Regel, sagte Stoll. Nach dieser darf eine Uhr nur als Glashütter verkauft werden, wenn mehr als 50 Prozent der Arbeit am Werk in Glashütte erbracht werden. Das schaffe die Firma auch bei den anderen neuen Modellen.
Gratulation aus der Uhrenstadt
Trotz der neuen Uhren werde Wempe seine Uhrenfertigung nicht erweitern müssen, erklärte Gunter Teuscher, Leiter der Uhrenproduktion. Nach der Errichtung des Erweiterungsbaus im Jahr 2011 und dessen Vergrößerung zwei Jahre später verfüge man über ausreichend Platz. Auch personell werde man nicht aufstocken müssen. Von den 63 Mitarbeitern arbeiten 33 Mitarbeiter in der Uhrenfertigung, die anderen reparieren Uhren oder sind Lehrlinge.
In den vergangenen Jahren habe die Firma zwischen 3 500 und 4 000 Uhren produziert, sagte Inhaberin Kim-Eva Wempe. Sie geht davon aus, dass es auch in den nächsten Jahren bei diesen Stückzahlen bleiben wird. Eine Steigerung der Produktionszahlen käme nur in Betracht, wenn Wempe seine Uhren nicht nur in den eigenen 32 Niederlassungen verkaufen würde, sondern auch über andere Händler. Doch dazu müssten die Firmenstrukturen geändert werden, erklärt Frau Wempe. Es wären größere Investitionen notwendig. Auch Messeauftritte müsste es dann geben. Bisher besuchen die Wempe-Mitarbeiter die großen Uhrenmessen nur, um sich über die Anbieter und deren Produkte zu informieren. Wempe-Uhren werden dort nicht präsentiert. Und das werde vorerst so bleiben, sagt Frau Wempe.
Nach der Errichtung der eigenen Uhrenproduktion, bei der am Anfang die Firma Nomos half, stellt das Unternehmen seine Neuheiten zwischen den großen Messen vor, diesmal geschah das in Glashütte. Für die Firma mit Hauptsitz in Hamburg war das eine logistische Herausforderung, schließlich lud man über 60 Gäste aus aller Welt dazu ein. Die zeigten sich begeistert, nicht nur von den Uhren, sondern auch vom Firmensitz hoch über Glashütte.