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Weltrekord und Schweineplempe

Hobbyradler Robert Petzold will in Holzhau in 24 Stunden so viele Höhenmeter schaffen wie keiner vor ihm. Dafür lässt sich der Student so einiges einfallen.

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© dpa

Nina Gottlöber

Selbstbewusstsein ist bei Sportlern eine Qualität, die nicht zu unterschätzen ist. Vor allem nicht, wenn man einen Weltrekord knacken möchte. „Ich denke, dass ich gut dafür prädestiniert bin“, antwortet Robert Petzold auf die Frage, wieso ausgerechnet er eine neue Bestmarke im 24-Stunden- Höhenmeter-Fahren aufstellen sollte.

„Ich habe von dem bestehenden Rekord vor ein paar Jahren gehört. Mittlerweile denke ich, dass es für mich ein realistisches Vorhaben ist“, meint der Dresdner. In der Praxis bedeutet das nichts anderes als eine Bergstraße einen Tag lang 143-mal hoch und runter zu fahren und dabei auf 21 100 Höhenmeter zu kommen. Petzolds 60 Kilogramm und die Qualitäten als geübter ausdauernder Bergfahrer sollen dabei entscheidend sein.

Der 27-jährige Extremsportler empfindet sein Ziel trotz sichtlicher Zuversicht als „ziemlich große und besondere Herausforderung“. Obwohl der 24-Stunden-Weltrekord in der Radsportszene durchaus bekannt ist, so unterscheidet er sich Petzold zufolge in Sachen körperlicher und geistlicher Belastung vom „normalen Radsport“. Zuletzt setzte Christoph Fuhrbach 2010 im Südschwarzwald die Messlatte auf beachtliche 21 086 Höhenmeter. Petzolds Rekord liegt allerdings bei 13 000 in 21 Stunden.

Dementsprechend intensiv bereitet sich der zweimalige Race-Across-The-Alps-Gewinner – ein Eintagesrennen, das in der Szene als härtestes der Welt bekannt ist – seit Monaten vor. 20 Stunden pro Woche Fahren auf dem Trainingsplan, alle Szenarien im Kopf durchgehen und ausgewogene Ernährung sind seine Richtlinien vor dem Rekordversuch.

Auch wenn sein Studium in Freiberg derweil ein bisschen warten muss, erwies es sich als sehr hilfreich bei den Vorbereitungen: der Geophysik-Student entwickelte seine liebevoll benannte „Schweineplempe“. Das Getränk besteht ausschließlich aus Glucose und soll während seines Rennens das Einzige sein, was er zu sich nimmt. „Ich komme damit insgesamt auf 90 Gramm Zucker pro Stunde, und es schmeckt mir wirklich gut“, betont er. Nur eine Banane oder ein Stück Brot käme im Falle der Übelkeit noch dazu.

Als Doping bezeichnet der selbsternannte radsportverrückte Freak seine reine Zuckerkreation auf keinen Fall. Und überhaupt ist sein Kodex ein sehr strenger: „Ich lehne Doping kategorisch ab und bin für einen sauberen und fairen Radsport.“ Um diese floskelartige Aussage zu stärken, weist er auf seine im Internet veröffentlichten Trainingsdaten hin. Distanz-, Zeit- und Steigungswerte werden dort täglich seit Jahren genau eingetragen. Auch beim Weltrekordversuch setzt Petzold, der seit acht Jahren extremen Radsport betreibt, auf sportliche Transparenz und Sauberkeit.

Der Weltrekordversuch startet an diesem Samstag um 13 Uhr. Als Ort des Geschehens hat sich Petzold das beschauliche Holzhau im Erzgebirge ausgesucht. „Damit möglichst viele meiner Freunde und Wegbegleiter dabei sein können“, sagt der leidenschaftliche Nichtprofiradler.

Dazu kommt, dass die Strecke in Holzhau fast wie für den Weltrekord gemacht zu sein scheint. „Bei so einem Versuch muss man die Strecke optimieren. Der Anstieg in Holzhau ist beleuchtet, in der Abfahrt sind keine Kurven, um nicht bremsen zu müssen und einem möglichen Zeitverlust vorzubeugen. Die zehnprozentige Steigung ist optimal, auch wenn das steilste Stück Kletterei 18 Prozent aufweist“, begründet er. Mit seinem Petz Racing Team ist Petzold bereit für den großen Tag: „Ich will, dass es jetzt bald losgeht!“ Auch Regen und Sturm können ihn jetzt nicht mehr aufhalten. „Ich fahre trotzdem!“

Rahmenprogramm: Samstag, 10 Uhr, Bergsprint für Jedermann. Danach verschiedene Rennen für Hobbyradler.