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Weltmeisterin sehnt sich nach Alltag

Pauline Schäfer geht gelassen mit dem Medienrummel um. Ihren Saisonausklang gibt die neue deutsche Vorturnerin in Dresden.

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© Thomas Kretschel

Von Alexander Hiller

Sie streicht sich die langen dunklen Haare immer wieder aus dem makellosen, ganz dezent geschminkten Gesicht. Dabei müsste Pauline Schäfer eigentlich ziemlich gestresst aussehen. Nach dem größten Erfolg ihrer Karriere legte die 20-Jährige vom TuS Chemnitz-Altendorf auch noch einen bislang einwöchigen Medienmarathon hin. Selbst in großen TV-Formaten wie Stern TV und im Aktuellen Sportstudio musste die Athletin immer wieder erklären, wie es sich denn so anfühlt als erste deutsche Turn-Weltmeisterin seit 30 Jahren.

Die Triumphatorin am Schwebebalken hinterlässt trotz des Boheis einen gelösten Eindruck. „Ich bin in den letzten Tagen in eine völlig neue Welt eingetaucht“, sagt sie und klingt dabei nicht, als sei ihr das ausgesprochen unangenehm gewesen. „Aber ich bin ganz froh, wenn es jetzt für mich wieder in den normalen Alltag geht“, erklärt sie. Dazu gehört auch, dass sie nun nach ihrem grandiosen Erfolg von Montreal das Gesicht schlechthin ist – für das Mannschaftsfinale der Deutschen Turnliga am 11. November in der Dresdner Margon-Arena. „Ich freue mich sehr darauf, weil ich jetzt meinen Freunden endlich mal sagen kann, dass ich einen Wettkampf in der Nähe bestreite“, erklärt die gebürtige Saarländerin, die vor fünf Jahren nach Chemnitz zu Erfolgstrainerin Gabriele Frehse kam.

Allerdings tritt sie beim Finale um die deutsche Mannschaftsmeisterschaft für die TG Karlsruhe-Söllingen an. „Wir wollen den Serienmeister MTV Stuttgart mal vom obersten Podest stoßen, deshalb haben wir uns mit Karlsruhe zusammengetan“, sagt sie. Mit „wir“ sind die Chemnitzer Teamkollegin Sophie Scheder und ihre 16-jährige Schwester Helene Schäfer gemeint.

Die Weltmeisterin wirkt entspannt, völlig unprätentiös, höflich und bescheiden. Selbst die Frage nach einem möglichen Anruf des Männermagazins Playboy beantwortet sie mit einem Lächeln. „Den gab es schon nach meiner WM-Bronzemedaille 2015. Damals habe ich abgelehnt“, erklärt sie offen. Und heute? Wer weiß.

Pauline Schäfer hat da im Moment andere Baustellen. Am Mittwoch Schießausbildung bei der Bundeswehr – sie ist Hauptgefreite bei der Sportfördergruppe. Dann holt Schäfer derzeit an der Abendschule in Chemnitz ihr Abitur nach. „Da bin ich dann nach mindestens zwei Trainingseinheiten pro Tag jeweils noch bis 22 Uhr“, erzählt sie. Einen guten Saisonabschluss in Dresden hinlegen und an einem weiteren neuen Element feilen. Den nach ihr benannten „Schäfer“ – ein Seitwärtssalto mit halber Drehung auf dem zehn Zentimeter breiten Schwebebalken – gibt es schon.