Merken

Weltmeisterin im Dauerstress

Beim DDP-Cup am Wochenende wird die Dresdner Messe zur Tanzfläche. Dörte Freitag ist die Frau hinter der Erfolgsgeschichte.

Teilen
Folgen
© Robert Michael

Von Cornelius de Haas

Die Terminfindung gestaltet sich zunächst schwierig. „Gerne, nach 22 Uhr geht immer“, antwortet Dörte Freitag auf die Frage nach einem persönlichen Gespräch. Das findet schließlich telefonisch statt – via Freisprecheinrichtung. Die Dresdner Fitness- und Tanztrainerin ist auf dem Weg nach Hoyerswerda. Von dort stammt sie, und dort unterrichtet sie immer noch einmal in der Woche.

Doch was ihre Zeit im Moment vor allem in Anspruch nimmt, ist die Vorbereitung des DDP-Cups. Dahinter verbirgt sich die wohl größte Tanzveranstaltung in Ostdeutschland, die am Samstag in der Dresdner Messe über die Bühne gehen wird und deren Namensgeberin Freitag ist. Dörtes Dance Project – dafür stehen die Großbuchstaben. Allein kann die 42-Jährige den 2001 erstmals in ihrer Heimatstadt ausgetragenen Wettbewerb nicht stemmen. „Wir organisieren das zu sechst“, sagt sie. „Jeder hat sein Aufgabengebiet. Ich bin dem Team unendlich dankbar für die Unterstützung, ohne sie wäre ich auch nichts.“

Seit vier Jahren wird der Cup in Dresden ausgetragen, da die heimatliche Lausitzhalle nicht mehr genug Platz bot. Ein Schicksal, das sie mit dem Kongresszentrum der Landeshauptstadt teilt. Nach drei bestens besuchten Veranstaltungen ging es im Vorjahr von dort in die Messehalle. Auch die erscheint inzwischen fast nicht mehr groß genug. Seit Anfang Januar sind die 2 500 Karten für Zuschauer vergriffen.

„Noch größer soll es gar nicht werden“, sagt Freitag. „Wir wollen unsere Qualitäten behalten.“ Für die Zuschauer ist das eine optimale Sicht auf das Geschehen, für die etwa 900 Teilnehmer aus ganz Deutschland vor allem der Platz hinter den Kulissen. Unbeobachtet machen sich die Teams dort warm, manchmal tanzen die Gegner auch miteinander. „Das hat dann Battle-Charakter“, sagt Freitag, die diese Qualitäten als fünffache Weltmeisterin im Hip-Hop-Tanzen bestens einschätzen kann.

Der Titel 2009 brachte ihr im Kreissportbund Bautzen eine Nominierung bei der Sportlerwahl ein – in der Kategorie Sportlerin des Jahres. Auch wenn sie sich darüber freute, der überzeugten Teamspielerin wird das nicht gerecht. Denn: „Den Titel habe ich nicht allein gewonnen, man tanzt da als kleine Gruppe oder in Formation“, sagt Freitag. Für den Erfolg war sie viel unterwegs, nicht nur zu den Wettkämpfen. Mit weiteren Weltmeistern fuhr sie jahrelang für das Training jeden Sonnabend nach Potsdam.

Wie sie in einer US-amerikanischen Domäne derart triumphieren konnte? „Das ist wie beim Boxen, da gibt es verschiedene Verbände“, erklärt sie. Ihre Wettkämpfe veranstaltete die International Dance Organization, die vor allem in Europa aktiv ist. „Für die WM mussten wir uns erst qualifizieren und unter die besten drei Teams in Deutschland kommen.“

Seit 2012 ist diese Karriere beendet. Doch abgeschlossen ist das Kapitel nicht. Denn Trainer Sven Seeger, der Freitag einst nach Potsdam lockte und die Siegbringenden WM-Choreografien erdachte, gehört zur sechsköpfigen Jury des DDP-Cups. Der soll auch 2018 wieder für eine volle Halle und begeisterte Tänzer stehen – Zeit zum Ausruhen bleibt also auch nach der diesjährigen Ausgabe kaum.