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Welche Zukunft hat Löbaus Messehalle?

Studenten wollen diese Frage beantworten – und starten dazu eine Umfrage. Eine erste Erkenntnis gibt es bereits.

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© Rafael Sampedro

Von Gabriel Wandt

Löbau. Der Rasen vor der Löbauer Messehalle auf dem Alexandra Eichler und Philipp Zirps fürs Foto stehen, ist herrlich grün – und das Gelände mit Park und Hallen nach wie vor eine Bereicherung für die Stadt. Doch hat die Messehalle eine Chance, sich dauerhaft zu etablieren? Derzeit ist der Messekalender gut gefüllt: Die Konventa hat den Weg bereitet und ist ungebrochen erfolgreich, neben ihr hat sich eine Baumesse etabliert, eine Landwirtschaftsmesse soll dieses Jahr erstmals in großem Umfang starten, Pflegemesse und Ausbildungsmesse des Landkreis locken Tausende Menschen nach Löbau... Kein Grund zum Jammern also?

Wie bewerten Besucher die Löbauer Messen? Eine Umfrage soll Klarheit bringen.
Wie bewerten Besucher die Löbauer Messen? Eine Umfrage soll Klarheit bringen. © Bernd Gärtner

Den gibt es derzeit auch nicht. Die Frage, wie sich das alles aber perspektivisch entwickeln soll, steht trotzdem. Und Joachim Birnbaum, Geschäftsführer des Löbauer Messeparks, ist froh, dass er junge Menschen um sich herum hat, die sich genau mit diesem Thema beschäftigen. Alexandra Eichler aus Ebersbach und Philipp Zirps aus Kemnitz sind zwei Studenten, die sich für ihre Diplomarbeit mit Löbaus Messehalle beschäftigen. Die beiden, 24 und 23 Jahre alt, studieren in Zittau Betriebswirtschaft und sind inzwischen im achten Semester. Sie nehmen für ihre Abschlussarbeit das Messegeschehen an der Görlitzer Straße ganz genau unter die Lupe. Zwei Themenkomplexe sind ihnen dabei wichtig, erzählen sie: Das Untersuchen des Ist-Zustands sowie das Herausarbeiten von Stärken und Schwächen, um daraus Handlungsempfehlungen für die Zukunft geben zu können.

Derzeit ist es vor allem die Ist-Analyse, mit der die beiden sich beschäftigen. Dazu haben sie schon bei vergangenen Veranstaltungen etliche Aussteller nach ihren Meinungen befragt. Ihre Überzeugung dahinter: Wenn die Aussteller nicht zufrieden sind, kann eine Messe ganz schnell an Attraktivität verlieren. Das sieht auch Birnbaum so. Derzeit seien die Messen stark umworben. Wenn das Ausstellerinteresse aber einmal sinke, sei es zu spät. Die Studenten Eichler und Zirps wollen daher Kritikpunkte zeitig zu erfahren, um darauf reagieren zu können oder positive Dinge stärker auszubauen. Eine erste Erkenntnis haben sie dabei schon gewonnen: Viele Aussteller wünschen sich zur Konventa, dass das Handwerk einen größeren Stellenwert einnimmt. Also plant Birnbaum zusammen mit dem Konventa-Förderverein fürs kommende Jahr eine sogenannte Insel des Handwerks in der Messehalle. Solche Inseln waren bei den jüngsten Konventa-Ausgaben erfolgreich erprobt worden. Außerdem zeigt sich, dass gut gemachte Messen und Veranstaltungen wirken, fügt Birnbaum an. So habe es sich aus dem Landeserntedankfest entwickelt, dass es diesen Herbst erstmals eine echte große Landwirtschaftsmesse geben wird. Die ersten Versuche waren noch nicht so erfolgreich, nun aber kündigt Birnbaum viel Beteiligung und damit auch viel für Besucher zum Ansehen und Kennenlernen an. Hersteller großer Landmaschinen würden etwa Technik präsentieren, die mancher Löbauer noch nie gesehen habe. Der Messeparkchef sieht hier einen gutes Beispiel dafür, wie Veranstaltungen nachhaltige Effekte bringen würden.

Der zweite Schritt zum Analysieren des aktuellen Zustands ist eine große Umfrage, die die beiden Studenten jetzt starten. Auf einer Internetseite finden sich Fragen, deren Antworten man anklicken oder sich zum Ausfüllen ausdrucken kann. Von den Besuchern des Messeparks wollen Alexandra Eichler und Philipp Zirps wissen, wie die derzeit angebotenen Messen ankommen, wie was gut läuft, was nicht, welche Anregungen Besucher dem Team geben können. So arbeitet Joachim Birnbaum unter anderem mit dem Wissenspark IQlandia im tschechischen Liberec (Reichenberg) daran, den Messepark zu einem trinationalen Messestandort weiterzuentwickeln. Da interessiert das Messeteam, welche Angebote aus den Nachbarländern bei den bisherigen Messebesuchern ankommen und welche nicht.

Die Umfrage und auch die Arbeit der Studenten konzentriert sich vor allem auf die Messen in Löbau. Bei Veranstaltungen wie Konzerten und Co. spielen zu viele andere Dinge wie Bauart der Halle oder Gagenvorstellungen der Künstler eine Rolle. Um die Möglichkeiten auszuloten, welche bekannten Künstler künftig in Löbau ein Publikum finden könnten, gibt es aber eine wichtige Frage in dem Katalog: Wie viel Geld sind die Besucher bereit, für eine Konzertkarte eines großen Künstlers auszugeben? Die Umfrage läuft jetzt bis Ende Juli, und das Messeteam hofft auf große Beteiligung und verlost als zusätzlichen Anreiz Freikarten. Zehn bis 15 Minuten dauert das Beantworten der Fragen, schätzt Alexandra Eichler.

Sie und Philipp Zirps sind indes nicht die einzigen Studenten, die auf dem Messegelände arbeiten. Auch Maria Israel aus Großschweidnitz gehört dazu. Sie schreibt eine Masterarbeit, deren Ergebnisse sie bald in der Löbauer Johanniskirche vorstellen wird, kündigt Joachim Birnbaum an. Alle drei will er längerfristig an Löbau und den Messepark binden. Demnächst sollen sie beispielsweise in das Team vom Tag der Sachsen aufgenommen werden. Sarah Weiß, die sich um Veranstaltungen kümmert, dazugezählt, ist Birnbaum froh, ein so junges Team um sich zu haben. „Der jugendliche Elan bringt frischen Wind herein, aus dem ich auch schöpfen kann“, freut er sich.