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Welche Tür öffnet sich für neue Flüchtlinge?

Der Kreis prüft in Riesa drei mögliche Unterkünfte für Asylbewerber. Die Stadt lehnt zwei davon kategorisch ab.

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Von Jens Ostrowski

Die Lage im Landkreis Meißen sei prekär, sagt Dezernent Ulrich Zimmermann. Denn 600 weitere Asylbewerber sollen dieses Jahr, wie berichtet, im Kreis untergebracht werden. Dafür müssen schleunigst Unterkünfte gefunden werden. Wie Kerstin Thöns, Sprecherin des Landratsamtes, gestern auf SZ-Nachfrage bestätigte, werden allein in der Stadt Riesa derzeit drei mögliche Varianten geprüft. Und das müsse schleunigst passieren, sagt Zimmermann. „Denn seit wir zuverlässig wissen, dass weitere 600 Menschen zu uns kommen, setzen wir alle Hebel in Bewegung, ihnen ein Dach über dem Kopf bieten zu können.“

Altes Arbeitsamt, Hotel Zur Mühle und auch die ehemalige Landesrettungsschule in Riesa (von links) sind beim Landkreis im Gespräch, um darin künftig Asylbewerber unterzubringen. Die Stadt Riesa favorisiert das Gebäude des alten Arbeitsamts.Fotos: Alexande
Altes Arbeitsamt, Hotel Zur Mühle und auch die ehemalige Landesrettungsschule in Riesa (von links) sind beim Landkreis im Gespräch, um darin künftig Asylbewerber unterzubringen. Die Stadt Riesa favorisiert das Gebäude des alten Arbeitsamts.Fotos: Alexande
Altes Arbeitsamt, Hotel Zur Mühle und auch die ehemalige Landesrettungsschule in Riesa (von links) sind beim Landkreis im Gespräch, um darin künftig Asylbewerber unterzubringen. Die Stadt Riesa favorisiert das Gebäude des alten Arbeitsamts.Fotos: Alexande
Altes Arbeitsamt, Hotel Zur Mühle und auch die ehemalige Landesrettungsschule in Riesa (von links) sind beim Landkreis im Gespräch, um darin künftig Asylbewerber unterzubringen. Die Stadt Riesa favorisiert das Gebäude des alten Arbeitsamts.Fotos: Alexande

Altes Arbeitsamt in der

Paul-Greifzu-Straße

Das ehemalige Arbeitsamt steht seit dem Auszug der Behörde im Jahr 2006 leer und befindet sich in Privatbesitz. Die Wohnungsgesellschaft Riesa hat Interesse signalisiert, das Gebäude für knapp 280 000 Euro zu kaufen und für nochmals rund 300 000 Euro umzubauen und zu sanieren. Unter anderem müsste der Grundriss verändert und auch die Heiz- und Stromtechnik erneuert werden. Laut Kerstin Thöns hätten in dem Gebäude bis zu einhundert Asylbewerber Platz. Um problematischen Diskussionen mit Anwohnern zu entgehen, wird es als Vorteil angesehen, dass in der näheren Umgebung hauptsächlich Industrie angesiedelt ist. Wie schon bei dem seit vergangenem Jahr betriebenen Asylbewerberheim an der Nickritzer Straße könnte die WGR das Gebäude langfristig zur Nutzung an den Landkreis vermieten. Noch ist die Planung aber nicht abgeschlossen.

Leeres Hotel „Zur Mühle“am Puschkinplatz

Schon im Januar hatte die Sächsische Zeitung darüber berichtet, dass das Riesaer Hotel „Zur Mühle“ im Gespräch ist, zum Asylbewerberheim umgebaut zu werden. Entsprechende Informationen bestätigte damals Gerd Wesely von Hornig Immobilien in Bautzen, der für den Verkauf der Immobilie zuständig ist. „Es ist allerdings noch kein Kaufvertrag geschlossen worden. Bislang handelt es sich lediglich um eine Idee unseres Kunden“, sagte Wesely. Diese Pläne hat Kerstin Thöns vom Landratsamt gestern nun bestätigt. „Aber auch hier sind wir erst in der Prüfungsphase. Es gibt noch keine konkreten Entscheidungen“, sagte die Sprecherin. Fakt ist, dass das Gebäude am Puschkinplatz zur Konkursmasse von Muskator gehört und für knapp 200 000 Euro verkauft werden soll. Das Hotel „Zur Mühle“ umfasst den größten Teil des Gebäudes, lediglich in der oberen Etage gibt es Wohnungen. Eine davon ist derzeit noch vermietet. Hier könnten mindestens 50 Flüchtlinge untergebracht werden. Es ist nicht unüblich, dass ehemalige und in Privatbesitz befindliche Hotels als Asylbewerberheime vom Landkreis angemietet werden. Vor etwa einem Jahr stellte Großenhain innerhalb kürzester Zeit ein ehemaliges Hotel für die Aufnahme von Asylbewerbern bereit.

Ehemalige Landesrettungsschule ander Kurt-Schlosser-Straße in Gröba

Aufgrund von finanziellen Problemen wird in der Landesrettungsschule in Gröba seit März nicht mehr unterrichtet. Wegen rückläufiger Schülerzahlen konnte die Schule nicht kostendeckend arbeiten. Der Landkreis Meißen prüft nach eigenen Angaben derzeit, ob das Gebäude als Unterkunft für Asylsuchende genutzt werden könnte. Ein Sprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft Sachsen, der das Gebäude gehört, will die Pläne weder dementieren, noch bestätigen. Gespräche über eine Nachnutzung liefen aber, sagte er der SZ. Vom Platzangebot her könnten hier schätzungsweise 50 bis 100 Asylbewerber untergebracht werden.

Riesas Oberbürgermeisterin Gerti Töpfer (CDU) hat eine klare Position zu den drei Standorten. „Wir favorisieren ganz klar das alte Arbeitsamt. Hier stimmt das Umfeld mit einer guten Busanbindung, Geschäften, Schulen und Kindergärten. Außerdem ist das Gebäude in einem guten Zustand. Die Standorte am Puschkinplatz inmitten der Innenstadt und auch die ehemalige Landesrettungsschule in einem reinen Wohngebiet lehnen wir ab, solange es an der Paul-Greifzu-Straße eine gute Alternative gibt. Das habe ich dem Landratsamt auch so mitgeteilt“, sagte Töpfer.

Dass in Riesa mehrere Standorte gleichzeitig infrage kommen, ist derzeit übrigens ausgeschlossen. „Nein, wir werden uns für nur einen Standort entscheiden – und weitere in anderen Kommunen suchen“, sagt Kerstin Thöns.