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Welche Rolle spielte der Agent aus Tschechien?

Im Geldfälscherprozess gegen einen Zittauer Rentner wird die Rolle der Polizei hinterfragt.

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Von Frank Seibel

Zittau/Görlitz. Die Rolle des verdeckten Vermittlers der tschechischen Polizei stand gestern im Mittelpunkt der Gerichtsverhandlung gegen Gerhard E. aus Zittau, dem Geldfälschung in großem Stil vorgeworfen wird. Der tschechische Beamte, der seine Identität auch vor dem Landgericht Görlitz geheim hielt und nur seinen Codenamen „Nummer 66“ preisgab, hatte Kontakt zu zwei Mittelsmännern aufgenommen, die beim Angeklagten gefälschte 100 000 Dollar bestellt haben sollen. Ihnen gegenüber gab er sich als Geschäftsmann aus, der nach neuen Möglichkeiten suche, im Raum Usti nad Labem Geld zu verdienen. Für den Vorsitzenden Richter Thomas Fresemann wie auch für den Anwalt des Beklagten, Endrik Wilhelm, stand dabei vor allem eine Frage im Zentrum: Hat der Agent der Polizei die anderen Beteiligten womöglich dazu animiert, eine Straftat zu begehen?

Der Polizist, der via Internet zugeschaltet und für die Beteiligten auf einem Monitor zu sehen war, antwortete lange Zeit ausweichend und blieb insgesamt in seiner Schilderung der verschiedenen Begegnungen mit den angeblichen Bandenmitgliedern auffallend vage. Zu konkreten Fragen, etwa, ob er die konspirativen Treffen mit einem Mikrofon aufgezeichnet habe, verwies der Agent auf seine Vorgesetzten. Er könne sich dazu nicht äußern. Nach gut zwei Stunden der Vernehmung reagierte Rechtsanwalt Wilhelm zunehmend gereizt und warf dem Zeugen eine Verschleierungstaktik vor. Richter Fresemann entlockte dem Polizei-Agenten dann doch noch eine klare Aussage: Nein, er habe nicht klar gemacht, dass er für illegale Geschäfte nicht zu haben sei.

Schien zu Beginn des Prozesses vor vier Wochen die Beweislage so erdrückend, dass mit einem raschen Urteil gerechnet wurde, deutet sich nun an, dass das Verfahren noch eine Weile dauern könnte. Der Angeklagte erhielt gestern mehrere Akten zur Einsicht, die er bis zum nächsten Termin am kommenden Mittwoch studieren will. Er kündigte schon jetzt zahlreiche Beweisanträge an.

Zwar war die erste Hälfte des gestrigen Verhandlungstages wieder von klaren Indizien die Rede, die nahelegen, dass der 66-Jährige in seiner Zittauer Wohnung 100-Dollar-Noten selbst druckte. Doch sucht Gerhard E. selbst offensiv jede Schwachstelle in der Beweisführung. So hat ein Prager Gutachter notiert, dass die „Blüten“, um die es geht, mit einem Laser-Farbdrucker hergestellt worden seien. Das Landeskriminalamt, so E., habe aber von einem monochromen Drucker gesprochen.