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Weiter Baustopp auf der Oskarstraße

Die Planungsbehörde verlangt weitere Untersuchungen. Das überraschte nicht nur die Verkehrsbetriebe.

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© Christian Juppe

Christoph Springer

Auf der Baustelle Oskarstraße/Gustav-Adolf-Platz rührt sich auch in den nächsten sieben Monaten nichts. Die Arbeiten an der neuen Gleistrasse für die Straßenbahnen zwischen Tiergartenstraße und Wasaplatz müssen weiter pausieren, bis neue Gutachten erstellt und ausgewertet worden sind. Dabei geht es um die Verkehrsbelastung rund um den S-Bahn-Haltepunkt Strehlen im Jahr 2030. Bevor diese Prognosezahlen nicht in die aktuellen Planungen eingearbeitet und ihre Auswirkungen untersucht worden sind, gibt es keine neue Baugenehmigung. Die Verantwortlichen der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) und der Stadt rechnen jetzt damit, dass der Bau vielleicht im März weitergehen und dann bis spätestens zur Adventszeit 2018 abgeschlossen werden kann.

DVB-Vorstand Andreas Hemmersbach kann seinen Unmut über die Verlängerung der Baupause nur schwer verbergen. „Das ist höchst ärgerlich“, kommentiert er die neuerliche Verzögerung. Jetzt geht er davon aus, dass die Genehmigung zum Weiterbau zum Jahresende kommt. Aus Sicht der Bauleute ist das der ungünstigste Zeitpunkt. Eis und Schnee verhindern dann zügige Arbeiten. Außerdem muss zuerst ein Fernwärmekanal in der Oskarstraße erneuert werden. Solange es so kalt ist, dass geheizt werden muss, darf er aber nicht angetastet werden.

Auch Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne) hat nicht damit gerechnet, dass die Pläne noch einmal überarbeitet werden müssen. „Wir waren über diese Erkenntnis überrascht“, sagte er am Donnerstag auf der Baustelle. Dass die bis zum Baustopp im April 2017 gültige Genehmigung für die Arbeiten auf der Oskarstraße auf alten Prognosezahlen basiert, habe der Kläger moniert, der auch den Baustopp durchgesetzt hat. Dabei handelt es sich um einen Anwohner der Oskarstraße. „Jetzt will die Landesdirektion auf Nummer sicher gehen“, ist Schmidt-Lamontain überzeugt. Das sei der Grund dafür, dass die Stadt die Verkehrsbelastungen noch einmal auf Basis der Prognosezahlen für 2030 durchrechnen muss. Danach müssen die Gutachten zu Lärm und Luftschadstoffen aktualisiert werden. „Das führt vielleicht dazu, dass mehr für den Lärmschutz getan werden muss“, vermutet DVB-Vorstand Hemmersbach. Mit anderen, schwerwiegenden Folgen rechnen aber weder die Verkehrsbetriebe noch der Baubürgermeister.

Auch Schmidt-Lamontain machte am Donnerstag seinem Ärger über die Verlängerung des Baustopps Luft. „Es wäre besser gewesen, wenn früher aufgefallen wäre, dass es eine neue Prognose für den Verkehr gibt“, sagte der Ressortleiter aus dem Rathaus. Die Landesdirektion (LD) Sachsen, die das Planungsverfahren abwickelt, habe von den neuen Zahlen gewusst. Ingolf Ulrich, der stellvertretende Sprecher der Behörde, widerspricht Schmidt-Lamontain. „Der Umstand, dass es neue Zahlen gibt, war uns gar nicht bekannt“, sagte er am Donnerstagnachmittag. „Davon haben wir jetzt erst erfahren.“

Die DVB haben unterdessen entschieden, dass die Busumleitungen trotz der längeren Baupause bleiben. Die Oskarstraße bekommt deshalb auch keine provisorische Asphaltdecke, was ursprünglich vom Straßen- und Tiefbauamt erwogen wurde. Allerdings sollen die Fußwege auf der Oskarstraße zwischen dem Gustav-Adolf-Platz und dem Wasaplatz winterfest gemacht werden. Außerdem muss die Stadt das Kaitzbachbett sichern. Die Bauampel am Wasaplatz wird vorübergehend demontiert. Und die Tiergartenstraße bekommt vor der kalten Jahreszeit vielleicht noch eine stabilere Decke. Dort hat die Drewag bisher nur die Grube verfüllt, in der ein neues, 80 Zentimeter dickes Wasserrohr liegt. Sollte die Straße am Großen Garten vorläufig wieder in beide Richtungen für den Verkehr freigegeben werden, müsste der Boden über dem dicken Frischwasserrohr tragfähiger sein, sagte Reinhard Koettnitz, der Leiter des Straßen- und Tiefbauamtes. Außerdem halte ein stabiler Untergrund im Winter auch Wasser und Frost besser ab.

Was die Bauverzögerung kostet, steht noch nicht fest. Das ist unter anderem davon abhängig, wie lange die Arbeitspause noch dauert. Verkehrsbetriebe-Vorstand Andreas Hemmersbach sprach am Donnerstag von einem bisher niedrigen sechsstelligen Betrag. Genauer festlegen wollte er sich nicht. Dieses Geld müssen die Stadt und die DVB aufbringen. Das bedeutet, letztlich kommen dafür alle Dresdner mit ihren Steuern auf. Wer auch DVB-Kunde ist, muss doppelt zahlen, denn einen Teil ihrer Investitionen bestreiten die Verkehrsbetriebe auch aus dem Geld, das sie beim Fahrkartenverkauf einnehmen.