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Weißes Reh in Schönfeld

Albino-Rehe sind sehr selten. Gibt es zurzeit sogar zwei davon im Osterzgebirge?

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© privat

Von Franz Herz

Hans-Joachim Goldbach war Anfang dieser Woche auf einer Tour in Schönfeld unterwegs. Der Mitarbeiter der Straßenmeisterei kontrollierte den Straßenzustand und wunderte sich plötzlich. „Da stand ein weißes Reh auf einem Grundstück in der Nähe vom Rennberg in Schönfeld“, berichtet er. Im ersten Moment dachte er, das sei ein Gartenschmuck, wie man ihn im Baumarkt kaufen kann. Da bewegte sich das Tier plötzlich. Schnell griff Goldbach zur Kamera, lichtete das seltene Tier ab und stellt es nun den Lesern der Sächsischen Zeitung vor.

Dieses Reh ist selbst Jörg Großpietsch, dem Jagdpächter von Schönfeld neu. „Das habe ich bisher noch nicht gesehen. Interessant ist so etwas natürlich“, sagt er. Ein weißes Reh ist selten, aber nicht völlig ungewöhnlich. Dahinter steckt ein Gendefekt, weswegen die Haare nicht so gefärbt sind wie normal. Das nennt man Albino und so etwas gibt es auch bei Menschen.

Als Jäger will Großpietsch das weiße Reh behandeln, wie jedes andere Reh auch, aber nicht abschießen. „In der Natur, wenn wir hier Wölfe und Bären hätten, wären seine Chancen zu überleben gering“, sagt er. Denn für die Raubtiere ist ein weißes Reh ebenso schmackhaft wie ein braunes. Und da ihm die natürliche Tarnung fehlt, wäre es sogar ein leichteres Opfer. Der Mensch als Jäger findet so ein Tier eher als eine Besonderheit und neigt dazu, es zu schonen.

Im Winter verendet

Das Schönfelder weiße Reh ist nicht das erste im Osterzgebirge. Vor Jahren gab es bereits einmal ein weißes Reh in Zinnwald. Mehrere Jahre hat es dort gelebt. Die Menschen haben es auch immer wieder beobachtet. Bis es vor vier oder fünf Jahren einmal in einem harten Winter plötzlich verschwunden ist, wie Eckhard Heinze, der Revierförster von Schellerhau sich er innert. Das Tier ist vermutlich irgendwann verendet, und noch bevor es ein Jäger oder Spaziergänger mitbekommen hat, wurde es von Aasfressern im Wald weggeräumt. „Vor allem die Wildschweine sind da schnell“, berichtet Heinze. Das Zinnwalder Albino hatte sogar ein Kitz. Das wurde aber von einem Auto angefahren und hat den Unfall nicht überlebt. Acht Jahre ist es inzwischen her, dass im Wald bei Liebstadt auch ein weißes Reh lebte.

Jäger schießen keine weißen Rehe

Nach Informationen von Heinze lebt seit einiger Zeit auch ein weißes Reh im Raum Bärenfels-Oberkipsdorf. Der Förster nimmt aber nicht an, dass dies das Reh ist, welches Goldbach in Schönfeld fotografiert hat. Im Normalfall sind Rehe sehr standorttreu. Wenn das so wäre, dann leben zurzeit sogar zwei weiße Rehe im Osterzgebirge.

Jäger schießen solche Tiere auch nicht ab. „Ob das jetzt Aberglaube ist oder nicht, lassen wir mal dahingestellt. Aber man sagt, es bringt Unglück, wenn man ein weißes Reh schießt“, sagt Jörg Großpietsch. So haben die weißen Rehe, die in Schönfeld und in Oberkipsdorf leben, gute Aussichten auf ein langes Leben – wenn nicht ein Wolf, ein Auto oder ein harter Winter dazwischenkommen.