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Weiße Flotte hat Probleme mit der Kohle

Am Donnerstag brennt der Kohlebunker auf dem Dampfer Diesbar. Und das ist leider nicht der einzige Rückschlag der Saison.

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© Roland Halkasch

Von Nora Domschke

Dicke Rauchschwaden ziehen in den frühen Morgenstunden über das Terrassenufer und die Brühlsche Terrasse. Sie steigen vom Schaufelraddampfer Diesbar auf. Im Bunker des zweitältesten Schiffs der Weißen Flotte qualmt am Donnerstagmorgen der Kohlehaufen. Der Brand kann zwar schnell gelöscht werden – seine Folgen sind allerdings deutlich zu sehen. Der ölige Ruß des Rauchs hat sich in allen Ritzen festgesetzt. Nun muss er in Kleinstarbeit mit Chemikalien entfernt werden.

Brand auf der "Diesbar"

Auf dem historischen Raddampfer "Diesbar" ist am Donnerstagmorgen an der Anlegestelle am Terrassenufer in Dresden ein Feuer ausgebrochen. Es konnte nach kurzer Zeit gelöscht werden
Auf dem historischen Raddampfer "Diesbar" ist am Donnerstagmorgen an der Anlegestelle am Terrassenufer in Dresden ein Feuer ausgebrochen. Es konnte nach kurzer Zeit gelöscht werden
Das Feuer brach im Kohlebunker des Schiffes aus.
Das Feuer brach im Kohlebunker des Schiffes aus.
Auch Teile des Maschinenraumes wurden beschädigt.
Auch Teile des Maschinenraumes wurden beschädigt.
Wie groß der entstandene Schaden ist, muss noch ermittelt werden.
Wie groß der entstandene Schaden ist, muss noch ermittelt werden.
Nachdem die Flammen gelöscht waren, musste der Kohlebunker leer geräumt werden.
Nachdem die Flammen gelöscht waren, musste der Kohlebunker leer geräumt werden.
Das ist mühsame Handarbeit.
Das ist mühsame Handarbeit.
Feuerwehrmänner tragen die Kohlen in Eimern nach draußen.
Feuerwehrmänner tragen die Kohlen in Eimern nach draußen.
Die vom Feuer erhitzten Kohlen werden in einem Container an Land mit Löschschaum abgedeckt.
Die vom Feuer erhitzten Kohlen werden in einem Container an Land mit Löschschaum abgedeckt.
Zudem müssen die ins Innere gepumpten Löschmittel wieder beseitigt werden.
Zudem müssen die ins Innere gepumpten Löschmittel wieder beseitigt werden.
Spezialisten müssen nach dem Beräumen erst das Innere des Schiffs untersuchen.
Spezialisten müssen nach dem Beräumen erst das Innere des Schiffs untersuchen.
Wie lange die "Diesbar" jetzt nicht auslaufen kann, ist noch unklar.
Wie lange die "Diesbar" jetzt nicht auslaufen kann, ist noch unklar.
Für die Sächsische Dampfschiffahrt ist es in dieser Saison bereits der zweite Brand auf einem der Schiffe.
Für die Sächsische Dampfschiffahrt ist es in dieser Saison bereits der zweite Brand auf einem der Schiffe.

Für die Sächsische Dampfschiffahrt ist es in diesem Jahr bereits der zweite Brand. Erst am 2. April musste die Feuerwehr am Terrassenufer anrücken, weil die Leipzig in Flammen stand. Ein Kurzschluss hatte das Feuer ausgelöst. Vier Wochen wurden die empfindlichen Maschinenteile von einer Fachfirma geputzt, Fußböden, Holzdecken und Möbel mussten ausgebaut werden.

„Damit haben wir also schon Erfahrung“, sagt Sprecher Robert Rausch. Dennoch hofft er, dass der Schaden dieses Mal nicht so groß ist wie im Frühjahr auf der Leipzig. „Auf den ersten Blick sieht es nicht ganz so schlimm aus.“ Die Weinstraßenfahrt übernimmt mit der Stadt Wehlen am Donnerstag der Oldie der Weißen Flotte. Seit 1879 schippert der Dampfer Touristen elbauf- und elbabwärts, fünf Jahre später trat die Diesbar ihren Dienst an.

Der schnelle Bootswechsel fordert eine gute Organisation von den Mitarbeitern. Die Gastronomie wird verlagert, die Fahrgäste müssen informiert werden. „Es hat alles geklappt, die Wehlen konnte pünktlich ablegen“, berichtet Rausch. Auf sein Team kann er sich verlassen. So war es auch ein langjähriger Mitarbeiter, der das Feuer auf der Diesbar am Donnerstagmorgen entdeckte. Er verschaffte sich an Bord einen Überblick, 6.31 Uhr verständigte er die Feuerwehr. Die eilte mit 15 Löschfahrzeugen ans Terrassenufer. „Fünf Minuten nach dem Notruf waren die ersten Männer vor Ort“, bestätigt Feuerwehrsprecher Ralf Schröder. Sie kamen aus den Wachen in der Altstadt, Albertstadt und Übigau.

Insgesamt waren 45 Feuerwehrleute im Einsatz, schnell wird klar: Der Kohlebunker brennt, das Feuer kann rasch gelöscht werden. Das Schiff konnten die Einsatzkräfte wegen giftiger Gase nur mit Atemschutzmasken betreten. Warum das Feuer ausbrach, ermittelt in diesem Fall die Wasserschutzpolizei. Der Grund: Die Elbe ist eine Bundeswasserstraße. „Wir ermitteln in alle Richtungen“, teilt Stefan Walther von der Bereitschaftspolizei mit. Noch ist unklar, ob sich die Kohlen selbst oder durch einen technischen Fehler entzündet haben. Oder ob jemand nachgeholfen hat. Ralf Schröder von der Dresdner Feuerwehr vermutet, dass die Briketts wohl von alleine Feuer fingen. „Als in den Häusern noch mit Kohle geheizt wurde, ist das sehr oft passiert“, erklärt der 43-Jährige. Durch den großen Druck im Kohlehaufen entsteht Wärme. Bei Temperaturen von 400 bis 500 Grad Celsius wird die Kohle nicht vollständig verbrannt – man spricht dann von einem Schwelbrand.

Fünf Tonnen Kohle im Eimer

Für Feuerwehrmänner beginnt nun die eigentlich schwere Arbeit: Der nach dem Löschen durchnässte Kohlehaufen – nach Angaben von Schröder wiegt er fünf Tonnen – muss von Bord gebracht werden. „Das geht bei einem Schiff nur mit Muskelkraft.“ Etwa 600 Zehn-Liter-Eimer müssen per Hand zum Container geschleppt werden. Bei hochsommerlichem Wetter mit bis zu 30 Grad Celsius eine anstrengende Aufgabe. Nach einigen Stunden ist sie erledigt.

Dann geht es für die Schiffsbesatzung ans Aufräumen. „Wenn das Schiff von Feuerwehr und Bereitschaftspolizei freigegeben ist, begutachten wir erst einmal den Schaden“, sagt Rausch. Wenn das Schott zu Küche und den anderen Räumen dichtgehalten hat, könnte sich der Schaden auf der Diesbar in Grenzen halten. Das hofft der Flottensprecher nicht zuletzt wegen der Reinigungs- und Reparaturkosten. Wie hoch sie sein werden, wird sich zeigen. Fest steht, dass eine Spezialfirma damit beauftragt wird, den Ruß aus der Dampfmaschine zu entfernen. Für die Sächsische Dampfschiffahrt sind die beiden Brände und seine Folgen ein Rückschlag. Nach Angaben von Robert Rausch habe das Unternehmen bislang einen einstelligen Prozentzuwachs bei den Ticketverkäufen verzeichnen können. Besonders gut werden offenbar die Kombitickets angenommen, mit denen die Fahrgäste sowohl das Schiff als auch die Züge der Deutschen Bahn nutzen können. Genaue Zahlen nannte er dafür nicht.

Nun verhageln das seit einer Woche anhaltende Niedrigwasser und das Feuer auf der Diesbar die Bilanz. Auch 2015 sorgte eine Elbe-Ebbe für eingeschränkte Fahrten, drei Wochen blieben die Ausflugsschiffe sogar komplett an den Anlegern am Terrassenufer. Am Ende des letzten Geschäftsjahres stand offenbar ein dickes Minus. Konkrete Zahlen veröffentlichte die Sächsische Dampfschiffahrt dazu bislang nicht. 2014 konnte das Unternehmen bei einem Umsatz von 9,2 Millionen Euro immerhin 588 000 Euro Gewinn verbuchen. Damals wurden 570 000 Tickets verkauft. 2015 waren es mit rund 400 000 Fahrscheinen etwa 30 Prozent weniger.