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Weinschank wird Wohnhaus

An der halb verfallenen, historischen Gaststätte tut sich endlich etwas. Doch auch der Denkmalschutz muss mitreden.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. Baufahrzeuge, Baucontainer, halbhohe, bröckelnde Mauerfragmente, die noch an den Glanz von einst erinnern, und dahinter ein spektakulärer Blick weit über den Goldgrund: So zeigt sich der höchste Punkt der Stadtparkhöhe auf dem Plossen in diesen Tagen. Nachdem die SZ in jüngsten Artikeln berichten musste, dass die früher so beliebte Gaststätte Gebhardts Weinschank immer weiter verfällt, tut sich inzwischen etwas an dem Gebäudeensemble.

Einst befand sich hier die Ausflugsgaststätte Gebhardts Weinschank.
Einst befand sich hier die Ausflugsgaststätte Gebhardts Weinschank. © Claudia Hübschmann

So ist die Firma Hoch- und Tiefbau GmbH Uwe Riße aus Sora mit den Bauarbeiten beauftragt. Eine kleine Bautafel erklärt, was das genaue Vorhaben ist: „Umbau und Nutzungsänderung der ehemaligen Gaststätte „Stadtparkhöhe 2“ zu einem Wohnhaus“. Beauftragter Architekt ist Andreas Seidel aus der Dresdner Neustadt.

Das Grundstück mit den darauf befindlichen Gebäuderesten gehört dem Meißner Jürgen Hinz. Der Geschäftsführer einer mittelständischen Maschinenbaufirma aus der Region war für die SZ am Dienstag dazu nicht zu erreichen. Zu einer früheren Anfrage dieser Zeitung zu seinem Bauvorhaben hatte er erklärt: „Das ist Privatbesitz, das geht niemanden etwas an.“

Nach SZ-Informationen entstehen auf der Stadtparkhöhe nicht nur ein Wohnhaus, sondern auch Ferienwohnungen sowie ein größerer Garagenkomplex. Außerdem sollen die noch bestehenden Mauerreste, die mit ihren teilweise spitz nach oben zulaufenden Fenstern an die Albrechtsburg erinnern, in die neue Architektur integriert werden. Offenbar ist ein Umbau nach historischem Vorbild geplant.

Ein Vorhaben, das dem Gebäudekomplex gerecht würde. Die Stadtparkhöhe 2 ist nämlich in der Liste der Kulturdenkmale im Freistaat Sachsen ausgewiesen. Dort liest man als Begründung: „Ehemaliges Weingut, spätere Ausflugsgaststätte (Stadtparkhöhe), mit allen Gebäudeteilen einschließlich der Remise; orts- und baugeschichtlich von Bedeutung“.

Deshalb dürfte auch der Denkmalschutz des Landkreises ein Wort bei der Neugestaltung mitzureden haben. Für die SZ war Denkmalpfleger Andreas Christl am Dienstag jedoch ebenfalls nicht erreichbar. Gegenüber der SZ hatte der Eigentümer Jürgen Hinz im vergangenen Dezember angedeutet, es gebe Probleme mit der Denkmalpflege.

Wie groß das Interesse der Bürger am ehemaligen Weinschank ist, zeigt eine Facebook-Diskussion auf der Seite von Meißen-Fernsehen, das dort über den Umbau informierte. „Schön, dass es noch mutige Bauherren gibt, die ein so verfallenes Objekt nach historischem Vorbild wieder aufbauen“, schreibt eine Nutzerin. Auch andere Kommentatoren drücken ihren Stolz auf die Stadt aus, oder erinnern sich an schöne Zeiten im Weinschank.

Seit der Wende verfällt der Komplex. In den 90er Jahren kaufte Karl-Heinz Schwertfeger aus Bielefeld das Lokal und begann 1998 auf dem gegenüberliegenden Parkplatz drei Luxusvillen zu bauen. Gebhardts Weinschank sollte zu einem Hotel ausgebaut werden. Daraus wurde aber nie etwas, die angefangenen Villen mussten wieder abgerissen werden. Im Januar 2008 wurden die Gebäude des Weinschanks vom Amtsgericht Dresden zwangsversteigert. Beim zweiten Versteigerungstermin erhielt schließlich Jürgen Hinz den Zuschlag.