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Weihnachtslieder und Kuscheltiere im Asylheim

Der Verein „Weihnachtslächeln“ – Wünsche von Herzen besuchte die jüngsten Bewohner der Unterkunft in Löbau.

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© Rafael Sampedro

Constanze Junghanß

Etwa 30 Kinder warten im Asylheim an der Georgewitzer Straße in Löbau auf den Weihnachtsmann. Der kommt mit Gitarre und Rauschebart inklusive einem Tross „Gefolgschaft“. Dazu zählen drei Wichtel, Pastor Johannes Weiß von der christlichen Elim-Pfingstgemeinde Zittau, der Inder Randhawa Baljit aus der Gemeinschaftsunterkunft Zittau und mehrere Frauen. Eine von ihnen ist Tina Hentschel. Die 30-Jährige engagiert sich seit ihrer Jugend dafür, Kindern in Ausnahmesituationen eine besondere Freude zu bereiten. Diese Aktion ist schon zu einer schönen Tradition geworden. Sie heißt „Weihnachtslächeln“. Und genau ein solches den Mädchen und Jungen ins Gesicht zu zaubern, ist das Anliegen der Initiatorin und ihres Teams. Ins Leben gerufen wurde das Ganze zum ersten Mal vor 13 Jahren. Im Vorjahr lief das „Weihnachtslächeln-Programm“ und auch aktuell 2017 unter der Regie des rund 20-köpfigen Vereins „Wünsche von Herzen“.

Mit kleinen Geschenken überrascht wurden und werden in diesem Jahr Kinder eines Görlitzer Kinderheims, die Kinderstation vom Klinikum Oberlausitzer Bergland, das Kinder-, Jugend- und Familienhaus Weißwasser, ein Görlitzer Adventscafé mit Obdachlosenheim und Bahnhofsmission und jetzt eben auch die Gemeinschaftsunterkunft für Asylbewerber in Löbau. Kennen die Kinder denn da auch den Weihnachtsmann und das heilige Fest mit seiner Botschaft? Fouzia Wilson, ihr Mann und der zehnjähriger Sohn Joshua lächeln. „Wir sind selber Christen. In Pakistan bilden wir gemeinsam mit Hindus und anderen Religionsgemeinschaften eine Minderheit von vielleicht zwei Prozent im Land“, sagt die 42-Jährige. Wegen ihres Glaubens hätten sie es in ihrem Heimatland sehr schwer und traten deshalb die weite Reise nach Deutschland an. Weihnachten zu feiern sei der Familie ebenso geläufig, wie der Weihnachtsmann. „Allerdings heißt der in Pakistan Santa Claus“, erzählt Fouzia Wilson. Die neunjährige Loretta aus dem Kosovo und ihre gleichaltrige Freundin Vxushti aus Indien leben nicht im Asylheim. Die Mädchen sind mit ihren Familien in Wohnungen untergekommen und besuchen die Kittlitzer Grundschule. Dort haben sie zusammen deutschsprachige Weihnachtslieder einstudiert. Die wollen sie dem Weihnachtsmann nun vorsingen. Helle Kinderstimmen klingen. „Oh Tannenbaum“ und „Sind die Lichter angezündet“ tönt durch den Raum. Die Verkündung des „Weihnachtsfriedens“ in der dritten Strophe singen die beiden besonders laut. Der Weihnachtsmann greift dazu in die Gitarrensaiten. Bei der deutschen Version von „Santa Claus is coming“ muss er allerdings passen. Diese Griffe an der Klampfe sind dem Weißbärtigen nicht geläufig. Für die Mädchen gibt es nun ihr Geschenk, Applaus und dazu ein Plüschtier. Die Teddybären, Hasen, Stoffpüppchen und Co. sind Sachspenden. Um die hatte der Verein im Vorfeld gebeten und ebenso um Unterstützung für das Anliegen. So viele Kuscheltiere sind bei dem Aufruf eingegangen, dass jedes Kind in allen fünf Einrichtungen, die Tina Hentschel und ihre Mitstreiter besuchen, eins bekommen kann. „Darunter etwa 40 selbstgestrickte und genähte Plüschtiere von Frauen aus dem ganzen Landkreis“, wie die Initiatorin erzählt. Dass die Aktion auf eine solche Spendenresonanz stößt, freut die Zittauerin sehr. Etwa 30 regionale Firmen unterstützen mit Geld, damit alle Mädchen und Jungen ein kleines Spielzeug erhalten. Dazu kamen noch circa ebenso viele Privatspender aus dem Kreisgebiet. Im Asylheim hat Heidemarie Fischer zuvor die Kinder nach ihren Wünschen gefragt und den Weihnachtsbaum geschmückt. Frau Fischer vom Deutschen Frauenring Oberlausitz engagiert sich mit weiteren Helfern von Anfang an für die Kinder in der Löbauer Gemeinschaftsunterkunft. Nun gibt es für jeden das passende Präsent: Malkreide, Ausmalbücher, Kinder-Duschbad, Glöckchen, kleine Rasseln oder bunte Knete werden ausgepackt. Das Team vom Verein hat außerdem eine Kinderspielküche mit Geschirr und einen Riesen-Plüschelefanten mitgebracht. Auf der Georgewitzer Straße gibt es einen Gemeinschaftsraum, wo die Kinder nun damit zusammen spielen können. Momentan leben in der Einrichtung etwa 20 Kinder. Das „Weihnachtslächeln“ erreichte auch einen Teil der Mädchen und Jungen, die mit ihren Eltern dezentral in Löbau untergebracht sind. Auch sie waren eingeladen, um beim gemeinsamen Pfefferkuchenessen und Kaffeetrinken dabei zu sein.