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Weihnachten zum Zuhören

Die Stadt Pirna stimmt sich auf den Advent ein und ist in der Marienkirche, auf dem Markt und am Plan sofort mittendrin.

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© Marko Förster

Von Heike Sabel

Pirna. Es fängt einfach an. Die Orgel füllt mit ihren Tönen die Pirnaer Marienkirche. Es ist still und laut zugleich. Noch sitzen nur ein paar Leute auf den Bänken, hier mal zwei, da mal jemand allein. Es ist Sonnabend, 13 Uhr. Bei vielen wird gerade das Mittagsgeschirr aufgewaschen.

Lange hat der Kirchenvorstand überlegt, wie der Auftakt der Kirche für die Adventswochen aussehen könnte. „Wir machen das, was wir können“, sagt ein Vorstandsmitglied. Und das ist Musik. „Besser, als noch eine Bude auf den Markt zu stellen.“ Von 13 bis 17 Uhr erklang am Sonnabend zu jeder vollen Stunde eine andere musikalische Note. Die Kirche wurde zu einer ruhigen Station zwischen Markt und dem Lichteln am Plan.

Auf dem Markt sind um diese Zeit die, die mal nicht aufwaschen wollten. Sie trinken Glühwein – rot oder weiß, mit oder ohne Schuss oder als Orangen-Variante. An den ersten Buden wird schon Nachschub geordert. Ein Paar riecht am großen Weihnachtsbaum, reibt die Nadeln zwischen den Fingern und kommt zu dem Schluss: „Die hätten mal dranschreiben sollen, was es für einer ist.“ Es ist eine Kolorado-Tanne.

Was man unter den Mistelzweigen in der Mitte des Marktes machen soll, hätte man auch dranschreiben sollen. Da gibt es doch tatsächlich Leute, die einfach so darunter durchlaufen, ohne sich zu küssen.

Auf der Rückseite des Rathauses qualmt es. Es ist die Dampflok Gerlinde, die hier ihre Runden dreht und Kinder wie Erwachsene begeistert. Sie lassen sich auch vom Hinweis, dass Gerlinde Ruß spuckt, nicht abhalten. Eine Mutter kann ihre zwei Knirpse nur mit der Ankündigung von gebrannten Mandeln von Gerlinde losreißen. In der Marienkirche haben inzwischen fünf junge Bläser ihren ersten großen Auftritt. Sie spielen als Quintett erst seit diesem Musikschuljahr zusammen. Der erste Auftritt und das gleich in der großen Marienkirche. Eine ganze Stunde gehört ihnen.

Besucher kommen und gehen

Das Publikum kommt und geht, genau das wollte der Kirchenvorstand für den musikalischen Nachmittag. Manche stehen nur ein paar Minuten an der Tür, andere nehmen sich der Zeit geben sich der Musik hin. Manche ruhen einfach aus. Auch das ist Advent, wenngleich genau das mitunter vergessen wird. Hektik will zum Glück auch Am Plan und in der Plangasse nicht aufkommen. Da gibt es am ersten Adventssonnabend immer Weihnachten vor der Haustür. Drei Kinder singen fröhlich „In der Weihnachtsbäckerei“ und besonders laut die Zeile mit der „riesengroßen Kleckerei“. Ein Schneemann aus vielen Plastikbechern wird zum Hingucker. Hier in der Schifftorvorstadt ist die Kreativität zu Hause. Hingucken lohnt sich überall, so viele individuelle Basteleien, Kunsthandwerk, Ideen gibt es – „15 Minuten Weihnachten“ am Tee zum Beispiel: Handy ausschalten, Kerze anzünden, Füße hochlegen, Tee genießen und lesen.

Als 17 Uhr Torsten Hüttenrauch, Ina Jäkel und Oliver Hanke in der Marienkirche musizieren, lauschen ihnen um die 150 Leute. Wer in den nächsten Wochen ab und zu im Trubel die Ruhe sucht, wird sie in der Marienkirche finden. Zum Beispiel jeden Mittwoch, 12 Uhr, zur „Mittagspause“ mit Andacht, Musik und Gebet. Am 21. Dezember wird daraus eine Weihnachtsandacht im Berufsschulzentrum Pirna. Die Adventszeit ist in vollem Gange. Sie hat einfach so angefangen …