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Weihnachten in Familie

Sarah und Sebastian Zehme freuen sich schon sehr auf die bevorstehenden Festtage. Ein besonderer Liveauftritt steht für das Pfarrerehepaar bevor.

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© Anne Hübschmann

Von Catharina Karlshaus

Lenz. Das größte Geschenk dieses Jahres hört auf den klangvollen Namen Albert. Wasserblaue Augen, ein strahlendes Lächeln und Händchen, die nach allem Greifen, was gerade in der Nähe liegt. Der sieben Monate alte Wonneproppen ist das jüngste Kind des Lenzer Pfarrehepaares Zehme. Und als solches in seiner herzigen Art tatsächlich der Inbegriff von einem glücklichen Weihnachten.

Gottesdienste sind keine Arbeit

Ein Fest, was der nunmehr sechsköpfigen Familie viel bedeutet. Auf ihre ganz eigene Weise. Geprägt von christlichen Traditionen und kulturellen Werten freilich, die die beiden Pfarrerskinder Sarah und Sebastian frühzeitig in sich aufnahmen. Von eigens entwickelten Ritualen und liebgewordenen Gewohnheiten, welche das Paar im Laufe der gemeinsamen Jahre entwickelt hat. Dass dazu natürlich auch gehört, am Heiligen Abend oder den Feiertagen gewissermaßen arbeiten zu müssen, stört Sarah und Sebastian Zehme nicht. „Einerseits kennen wir es durch unsere eigenen Väter nicht anders. Und andererseits empfinden wir das auch nicht so. Es ist keine Arbeit im eigentlichen Sinne, denn die Gottesdienste zum Weihnachtsfest sind mit die schönsten im ganzen Jahr“, sagt Sarah Zehme und nickt. Noch heute bedauere sie es, dass sie im vergangenen Dezember mit einer fiebrigen Grippe das Bett hüten musste.

Diese Vorweihnachtszeit – die Erste ja immerhin mit dem kleinen Albert – habe ihnen allen glücklicherweise Gesundheit beschert. Insofer

n habe es die Pfarrerin nach eigenem Bekunden auch sehr genossen, gemeinsam mit den übrigen Kindern Mathilda, Editha und Gustav ganz unbeschwert den Adventsschmuck aus den Kisten zu holen. Das geschichtsträchtige Wohnhaus mit dem markanten Fachwerk zu schmücken, zusammen mehrere Ladungen Kekse zu backen, Weihnachtslieder zu singen oder zu basteln. „Wir genießen diese intensiven Wochen immer. Jeder hat ja verständlicherweise seine ganz eigene Art, der Weihnacht entgegen zu gehen. Wir mögen eher die stilleren Momente und die besinnliche, heimelige Atmosphäre“, bekennt Sarah Zehme.

Die 37-Jährige ist momentan in Elternzeit, hat aber so wie andere Frauen und Mütter auch, gerade in diesen Tagen Zuhause so einiges zu tun. Aufgrund der terminlich günstigen Positionierung der Feiertage seien es in diesem Jahr weniger Dienste als sonst. Daher habe man ein wenig mehr Zeit für die Familie, zu der natürlich auch Großeltern und Geschwister gehörten. Während die Kinder Oma und Opa sonst nur am Telefon ein musikalisches Ständchen darbieten konnten, haben Sarah Zehmes Eltern in diesem Jahr das Privileg eines Liveauftritts. Zusammen mit ihrem Sohn und deren Frau dürfen sie sich in Lenz daran erfreuen, wenn im Pfarrhaus Zehme mit Geige, Cello, Flöte und natürlich lauthals singend musiziert wird.

Bevor es allerdings so weit ist, besuche man natürlich den Gottesdienst mit Krippenspiel am Nachmittag. Die Gemeindemitglieder haben sich tatsächlich große Mühe gegeben, die Kirche liebevoll mit Tannengrün, roten Sternen sowie natürlich dem festlich geschmückten Tannenbaum auszugestalten. Selbst eine Bühne haben sie aus alten Tischen gebaut. „Wir haben das große Glück, das uns viele ehrenamtlich Tätigen zur Seite stehen“, erklärt Sebastian Zehme, der zusammen mit seiner Frau im voigtländischen Limbach tätig gewesen ist.

Die Predigt, die er an diesem Heiligen Abend halten wird, hat der 39-Jährige schon vor gut einer Woche zu Papier gebracht. An einem Vormittag niedergeschrieben, ohne lange zu zögern. Mit viel Herz, aber auch einer Portion Verstand. Natürlich erwarte seine Gemeinde an diesem besonderen Tag des Jahres, dass er die Botschaft Gottes verkündet. Sie so auslegt, dass sie einen akzeptablen Platz im Hier und Jetzt findet. Eine weihnachtliche Welt, die auch in Lenz nicht immer heil ist. In welcher es hin und wieder Sorgen und Nöte gibt, große und kleine Kümmernisse, die die Menschen durch 2016 begleiteten. In der Altersarmut plötzlich ebenso ein Thema ist, wie Terrorangst, zerschlagene Lebensträume, zerbrochene Familien oder den Kampf um die Gesundheit. „Es ist der Spagat, all das am Heiligen Abend in ein paar Worten einzufangen. Und den Menschen vor allem die Hoffnung mitzugeben, dass da etwas ist, das uns trägt und aus der Finsternis der Gedanken führen kann“, so Sebastian Zehme.

Wie der Pfarrer betont, sei es ihm gerade am Weihnachtsfest wichtig, dass sich keiner ausgeschlossen fühlt. Gerade an diesem Abend, wo das Idealbild der Familie nicht nur im Gotteshaus, sondern auf allen Fernsehkanälen geradezu verklärend heraufbeschworen werde. In Zeiten, in denen Patchwork aber längst im Alltag praktiziert wird oder eine Witwe das erste Fest ohne ihren geliebten Mann verlebe, müssten sich jedoch auch diejenigen gut aufgehoben fühlen können.

Bescherung nach dem Glöckchen

Das Pfarrehepaar Sarah und Sebastian Zehme wird ganz sicher das Ihrige dafür tun. Und danach? Nun, gemeinsam werden die beiden mit all ihren Lieben Essen, Musizieren, und dann wird sicher irgendwann gegen 20 Uhr das Glöckchen ertönen. Mathilda, Editha, Gustav und auch der kleine Albert dürfen erstmals an diesem Tag die geschmückte Fichte in Augenschein nehmen. Gemeinsam wurde sie von der Familie am Freitag ausgesucht und sogar frisch geschlagen. Dass die Kinder wie in jedem Jahr nur eine Plastiksäge dabei hatten, tat der Leidenschaft für diese ebenfalls vorweihnachtliche Tradition ganz offenbar keinen Abbruch. Ja, und natürlich werden auch im Lenzer Pfarrhaus die Mädchen und Jungen Ausschau halten nach den Geschenken, die das Christkind ihnen vorbei gebracht hat. Denn dann ist endlich Bescherung. Und Weihnachten bei Familie Zehme.