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Wechselbäder für Döbelner Bockwürste

Vom Frost, ins heiße Wasser ins Glas – Wurstherstellen hat hier eine lange Tradition. Fast wäre die aber ausgestorben.

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© André Braun

Von Tina Soltysiak

Döbeln. Zwei Tage dauert es, bis aus dem rohen Schweinefleisch eine echte Döbelner Bockwurst im Glas wird. Produziert wird das beliebte Ostprodukt im Industriegebiet Döbeln Ost. „Allein 24 Stunden muss die Wurst kühlen, damit sie nicht platzt“, erklärt Dirk Giebler. Er ist der Betriebs- und Produktionsleiter in der Döbelner Spezialitäten GmbH. Unter diesem Namen firmiert die Döbelner Fleischwaren GmbH seit fünf Jahren.

Im Zuge einer Insolvenz wurden die Anlagen und Mitarbeiter übernommen, der Betrieb umstrukturiert. „Seitdem haben wir rund eine Million Euro in die Entwicklung und den Ausbau des Standorts investiert“, so Geschäftsführer Torsten Hille. Allein in die Modernisierung der Kältetechnik flossen rund 170 000 Euro. In den Kühlhäusern hängen seitdem Messfühler. Die Temperatur wird vollautomatisch geregelt. Minus 21 Grad herrschen in der Tiefkühlung. Deutlich „wärmer“ ist es mit zwei bis vier Grad Celsius in den Kühlhäusern. Das größte misst 200 Quadratmeter.

„Sechs Tonnen Ware passen prinzipiell hinein. Doch voll ist es nie, weil die Ware das Lager zügig verlässt“, sagt Torsten Hille. Ausgeliefert wird die rohverpackte Wurst unter anderem an Gastronomen in der Region sowie in Ostdeutschland. Dasselbe gelte für die Wurst im Glas. Den Sprung in die westdeutschen Regale haben die Döbelner nicht geschafft. „Der Wurstmarkt ist hart umkämpft, sodass wir im Dreistellenbereich nach dem Komma rechnen müssen. Wir haben auch keine Ambitionen, auf Krampf dahin zu exportieren. Dort gibt es andere Marken“, erklärt der Geschäftsführer. Derzeit seien die Fleischpreise sehr hoch. „Deshalb haben wir ein Margenproblem. Wir verkaufen an den Lebensmitteleinzelhandel und der Laden bestimmt den Preis, den die Kunden für unsere Waren zahlen müssen“, so Hille.

Das Unternehmen

Am 25.August 1958 wurde die Produktionsgenossenschaft Fleischer Döbeln gegründet. Zum 1.Januar 1991 wurde sie in die Döbelner Fleischwaren GmbH umgewandelt.

Im Zuge einer Insolvenz übernahm die Döbelner Spezialitäten GmbH im Mai 2012 den Betriebsstandort.

Rund eine Million Euro sind seitdem in die Modernisierung geflossen.

65Mitarbeiter produzieren von 6 bis 20Uhr im Zwei-Schicht-System bis zu 40000Würste täglich.

Der jährliche Umsatz liegt bei rund sieben Millionen Euro.

Quelle: Döbelner Spezialitäten GmbH

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Die Döbelner Spezialitäten GmbH beschäftigt 65 Mitarbeiter. Der Betrieb läuft von 6 bis 20 Uhr im Zwei-Schicht-System. 2,5 bis drei Tonnen Wiener und Bockwürste der hauseigenen Rezeptur werden täglich produziert. In Stückzahlen sind das etwa 30 000 bis 40 000. Acht Beschäftigte – meist sind es Rumänen, die im Rahmen eines Werksvertrags angestellt sind – kümmern sich darum, dass die Wurst ins Glas kommt.

Das ist noch echte Handarbeit. Seit der Übernahme gibt es zwei Glasfüllstrecken. Ist die Wurst einmal in der Konserve, bekommt diese ein Etikett. Vor reichlich einem Jahr wurde dafür eine neue Maschine gekauft. „Seitdem haben die Etiketten einen Sicherheitsverschluss“, so Torsten Hille. Das heißt, die Etiketten auf dem Deckel und am Glas sind miteinander verbunden. „2016 sind wir von der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft DLG mit der Goldmedaille für den hervorragenden Geschmack unserer Wurst ausgezeichnet worden. Dieses Siegel drucken wir seitdem mit drauf“, ergänzt er.

Haben die Gläser die Etikettiermaschine durchlaufen – zwischen 20 000 und 30 000 sind es täglich –, werden sie in Kartons verpackt. „Zwischen zwei und fünf Tage dauert es bis zur Auslieferung. Die Konserve ist 24 Monate haltbar“, erklärt Dirk Giebler.

Eine Traditionswurst haben die Unternehmer auch wieder im Angebot: die Döbelner Salami. „Die produzieren wir aber nur in kleinen Stückzahlen“, so Griebler.