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Wechsel nach Halle oder Flucht aus Dresden

Wasserspringer Timo Barthel zieht um – wegen privater Probleme, so die offizielle Version.

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© Ronald Bonß

Von Daniel Klein

Das Gerücht kursierte schon länger, nun hat er es selbst bestätigt. Timo Barthel trainiert künftig nicht mehr in Dresden, sondern in Halle/Saale. Wechsel zwischen den Bundesstützpunkten kommen im Wasserspringen nicht so häufig vor, wenn doch, hängt dies meist mit den Trainern zusammen.

Das ist diesmal jedoch anders, versichert Barthel. In Dresden trainiert der gebürtige Ukrainer Boris Rozenberg die Nationalmannschaftsmitglieder Tina Punzel, Louisa Stawczynski, Martin Wolfram – und bisher auch Barthel. „Der Trainer hat alles gegeben. Wir haben ein super Verhältnis“, erklärt der 22-Jährige. „Als ich 2012 von Aachen nach Dresden kam, war er für mich wie ein Vater, den ich so nie hatte. An den Wochenenden hat er viel mit mir unternommen, damit ich nicht so allein bin und mich nicht langweile.“

Allerdings gab es in dieser Beziehung immer mal wieder Spannungen. Rozenberg, der den inzwischen zurückgetretenen Sascha Klein zu einem der weltweit besten Turmspringer geformt hatte, ist ein Trainer mit klaren Ansagen und Regeln, Barthel ein Springer, der schon mal aneckt. Da verläuft nicht jede Einheit in völliger Harmonie. „Aber das ist wirklich nicht der Grund“, beteuert er. Es seien vielmehr private Probleme, die hinter dem Wechsel stecken. Welche das genau sind, darüber möchte er lieber nicht reden.

Es wirkt, also wolle Barthel flüchten oder wegrennen – vor wem auch immer. Bundestrainer Lutz Buschkow fühlt sich auf SZ-Nachfrage „nicht befugt, über private Dinge von Sportlern zu sprechen“. Ihm sei jedoch wichtig, dass „Kaderathleten immer an einem Bundesstützpunkt trainieren. Das kann er natürlich auch in Halle“, so Buschkow.

Barthel galt als eines der größten Wassersprungtalente im Land, gewann dreimal Gold bei Jugend-Europameisterschaften. Auf seine erste Medaille bei den „Großen“ wartet er noch, bei der EM in diesem Jahr in Edinburgh verpasste er die im Synchronwettbewerb vom Zehnmeter-Turm nur knapp. „Seine bisherige Karriere war viel von Krankheiten geprägt, deshalb konnte er zu selten an seiner Belastungsgrenze trainieren“, erklärt Buschkow.

Barthel macht die „Probleme in Dresden“ dafür verantwortlich, dass es in den vergangenen Monaten „sportlich nicht so gut lief“. Er hätte sich nicht richtig aufs Springen konzentrieren können. „Deshalb ist es nun Zeit für eine Veränderung.“

Die Olympischen Spiele 2020 sind nun sein großes Ziel, auf die wird er sich „wahrscheinlich ab dem 1. Januar“ in Halle vorbereiten. Dort arbeiten mit den Brüdern Norman und Philipp Becker zwei Trainer, die Barthel noch aus gemeinsamen Zeiten in Aachen kennt. „Ich bin mit ihnen dort aufgewachsen, Philipp ist ein guter Freund, das erleichtert vieles“, glaubt Barthel.

In diesen Tagen laufen noch Gespräche, ob nach dem Orts- auch ein Vereinswechsel folgt. „Das steht noch nicht hundertprozentig fest. Ich bin dem Dresdner SC aber auf jeden Fall dankbar, er hat sich immer um mich gekümmert und mich unterstützt“, betont er.

Buschkow findet, dass Barthel in Dresden „ein sehr gutes Umfeld und einen sehr guten Trainer“ hatte. Mehr will auch er nicht über den Wechsel sagen.