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Wechsel im Reich

Der Laden „Wechselreich“ in Tharandt hat wieder geöffnet – mit neuem Konzept und einer Portion Mut.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Verena Schulenburg

Tharandt. Die letzten Kisten sind ausgepackt, Regale eingeräumt und allerhand sortiert. Jetzt kann es losgehen. Der kleine Laden, gleich gegenüber vom Tharandter Marktplatz, hat wieder geöffnet. Seit diesem Freitagnachmittag stehen die Türen zum „Wechselreich“ offen – für jeden, der Lust auf Kunst, Klamotten, Krempel, Kultbücher, Konzerte und sonstige kreative Angebote hat. So fassen die Initiatoren das neue Konzept des Geschäftes auf der Roßmäßlerstraße zusammen.

Im März 2015 schloss Ilka Breitig erstmals die Tür zu dem Geschäft auf, in dem zuvor Schreibwaren verkauft wurden. Die junge Tharandterin probierte etwas Neues aus: Kleidung aus zweiter Hand und Spielzeug verkaufte sie hier. Ein Geschäft, das die heute 32-Jährige überschätzte, wie sie selbst zugibt. Vor allem, weil sie sich „nebenbei“ noch um ihre drei Kinder kümmern musste. „Den Laden hier ganz allein zu führen, war dann doch bisschen viel“, resümiert Ilka Breitig rückblickend. Ende vorigen Jahres schließlich machte das Tharandter „Wechselreich“ dicht.

Was sie geschaffen hatte, wollte Breitig aber nie ganz aufgeben. Und zum Glück sahen das andere genauso. Zusammen mit vier weiteren Tharandtern überlegte sie sich, wie das Geschäft doch noch funktionieren könnte. Die Lösung: „Es geht am besten gemeinsam“, sagt Conny Hahn. Die 37-Jährige wird ab sofort, genauso wie ihre Kollegen, einen Tag pro Woche im „Wechselreich“ sein, nicht nur weiterhin Spielzeug und Klamotten aus zweiter Hand verkaufen, sondern selbst auch Angebote entwickeln. „Ich bin eher die Musikalische“, sagt Conny Hahn und lacht: „Vielleicht können wir hier künftig mit den Tharandtern auch ein bisschen Musik machen.“ Gemeinsames erleben, Kontakte knüpfen und sich austauschen, das soll in Zukunft wesentlicher Bestandteil des Ladens sein. Aus der Idee, ausschließlich vom Verkauf zu leben, haben sich Ilka Breitig und ihre Unterstützer verabschiedet. Das „Wechselreich“ soll in Zukunft vor allem auch ein Treffpunkt werden, mit immer wechselnden Mitmach-Angeboten für die Tharandter. „Ich kann mir gut vorstellen, hier Kurse anzubieten“, sagt Eva Bröer-Kuczera. Die 42-jährige Tharandterin hat nicht nur ein Händchen für bildende Kunst, sondern ist darin auch beruflich in den Ganztagsangeboten der Schulen tätig.

Für das Miteinander im „Wechselreich“ gibt es eine gemütliche Sitzecke. „Unser Wohnzimmer“, sagt Ilka Breitig. Aber auch der Spielbereich für Kinder hat sich vergrößert. Und obendrein soll es auch Produkte von einigen Tharandter Händlern hier zu kaufen geben. Der kleine Laden erfindet sich neu. „Er wird seinem Namen gerecht“, sagt Denny Cyll, der sich in das neue Konzept einreiht.

Ob das bei den Tharandtern ankommt? „Ich denke schon“, sagt Ilka Breitig. Tharandt ist zwar eine Stadt, aber doch recht familiär. Das Miteinander hier nehme eine große Rolle ein. Und mit der Außenstelle der Forstwissenschaften der TU Dresden in Tharandt sind viele junge und auch alternativ eingestellte Menschen vor Ort, die sich für die kreativen Angebote des Ladens begeistern könnten. Erste neugierige Blicke zur Ladentür hinein haben die Tharandter in den vergangenen Wochen schon ausmachen können, als das Geschäft eigentlich noch im Umbau war. „Ich denke, es ist ein Konzept, das speziell an diesem Ort funktioniert“, meint Breitig. Ähnlich sei das mit der Informationspolitik des Ladens. „Wer was und wann für Angebote macht, wird sich rumsprechen“, findet die 32-Jährige. Aber auch per Flyer und mit einem Aushang vorm Laden wollen die Retter des „Wechselreiches“ auf die Aktionen im Laden aufmerksam machen. „Wir wollen auch für Neues offen sein“, sagt sie, offen für die Ideen der Tharandter.

Immerhin: Mit der Wiedereröffnung des Ladens zeigen die Tharandter Kampfgeist. Nicht überall gelingt das. Manche Läden, die schließen mussten, blieben zu.

Das „Wechselreich“ auf der Roßmäßlerstraße 2 in Tharandt hat ab sofort wieder geöffnet: Dienstag von 11 bis 18 Uhr, Mittwoch und Donnerstag von 10 bis 16 Uhr, Freitag von 10 bis 15 Uhr, außerdem zu Veranstaltungen.