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Wechsel bei den Piraten

Stühlerücken im Stadtrat: Piratin Carolin Mahn-Gauseweg verlässt Görlitz aus beruflichen Gründen. Ihren Platz wird eine andere junge Dame einnehmen.

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© Pawel Sosnowski/80studio.net

Von Daniela Pfeiffer

Görlitz. Im Stadtrat wird nach der Sitzung an diesem Donnerstag ein Stuhl frei. Der von Carolin Mahn-Gauseweg. Die 34-Jährige, die seit 2014 den einzigen Sitz für die Piratenpartei im Rat einnahm, geht. Das bestätigt sie auf SZ-Nachfrage. Mit einer persönlichen Erklärung will sie sich von der politischen Bühne in Görlitz verabschieden.

Anfang 2017 wird die Politikerin, die 2011 nach Görlitz kam und seitdem als Sicherheitsingenieurin bei Bombardier gearbeitet hatte, eine neue Stelle bei der Unternehmensgruppe Liebherr im Allgäu antreten. Auch wenn sie bei Bombardier noch nicht direkt von den Stellenkürzungen im Ingenieurwesen betroffen gewesen sei, hätte sie wohl nach Hennigsdorf ziehen müssen. „Mittlerweile, nach der Ankündigung weiterer Stellenstreichungen, ist die Situation im Unternehmen noch chaotischer“, sagt sie, „aber auch zuvor hat sich die Situation für die Mitarbeiter als konfus und wenig verlässlich dargestellt, weswegen ich den Schritt gegangen bin, mich während des Sommers um eine neue Arbeitsstelle zu bemühen.“ Der Piratenpartei wird Mahn-Gauseweg treu bleiben. Weder ihr Umzug noch der Umstand, seit Sommer Mutter zu sein, würden daran etwas ändern. Die Stadt und ihren Stadtratsstuhl verlässt sie mit Wehmut. „Ich hätte das Mandat sehr gern weiter ausgefüllt. Hätte ich 2014 schon gewusst, dass meine berufliche Zukunft in Görlitz auf so wackligen Beinen steht, hätte ich nie kandidiert.“ So sind es nur zwei Jahren Stadtratsarbeit geworden, und für diese zieht Carolin Mahn-Gauseweg eine, wie sie sagt, durchwachsene Bilanz. In ihre Fraktion – sie gehört wie die Grünen zur Bürgerfraktion mit den Bürgern für Görlitz (BfG) – hatte sie sich gut eingefügt, wie sie findet. „Die Einarbeitung in einige spezielle Themen hat mich allerdings deutlich mehr Zeit gekostet als gedacht.“ Etwa in das komplexe Thema Mülldeponie-Verkauf und die Petition von Matthias Lechner dazu. Themen von derlei Umfang habe es mehrere gegeben.

Zudem sei mit der Flüchtlingskrise auch tagesaktuelle Politik „dazwischen gekommen“. Hier haben die Piraten einen Schwerpunkt ihrer Arbeit gesehen und sich für eine Willkommenspolitik gegenüber den Flüchtlingen eingesetzt. So engagierte sich Frau Mahn-Gauseweg beim Willkommensbündnis, in dem sie nach wie vor aktiv ist. Dennoch sagt sie: „Ich hätte gern mehr geschafft. Aber ich bin ja davon ausgegangen, dass ich auch deutlich mehr Zeit habe.“ Die Akzente seien anders gesetzt worden, als geplant. Dennoch seien sie wichtig. „Vermutlich hätten wir an einigen Stellen auch vom Start weg mehr Dampf machen können“, sagt sie. Doch hätte das möglicherweise die Zusammenarbeit in der Fraktion und im Stadtrat beeinträchtigt. Kleine Zwischentöne gab es da auch, etwa als sich der Görlitzer Pirat Jens Bekersch vor einem Jahr auf dem Höhepunkt der Asyldebatten mit der Görlitzer CDU anlegte und ihr vorwarf, „mit denen zu reden, die Gewalt und Hass in Deutschland schüren“. Da CDU und die Bürgerfraktion die Große Koalition im Stadtrat bilden, war das quasi ein Angriff aus den eigenen Reihen.

Nun folgt eine neue Dame in den Stadtrat. Zwar hatte im Wahljahr 2014 der Görlitzer Lars Trasper in der Piratenliste auf Platz zwei gestanden, doch verbuchte Cindy Rosenthal die meisten Stimmen nach Carolin Mahn-Gauseweg für sich. Sie ist deshalb nun Mahn-Gausewegs Nachfolgerin und wird das Mandat auch annehmen. Spannend wird auch die Frage sein, ob die Piratin in die Bürgerfraktion eintritt oder sich einer anderen Fraktion anschließt.