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Radebergs vergessene Villa kehrt zurück

Vor 20 Jahren zogen die letzten Mieter an der Pulsnitzer Straße aus. Jetzt tut sich hier Erstaunliches.

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© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche

Radeberg. Ein drei Quadratmeter großes Bad? Unvermietbar, weiß Ronny Kettner. Er ist der Geschäftsführer der Dresdner K&S Immobilien GmbH und steht sozusagen vor seinem neuen Baby. Denn gut neun Monate wird es quasi bis zur Geburt dauern; „dann werden hier die ersten Mieter einziehen“, sagt der Fachmann. Hier, das ist die markante Villa Pulsnitzer Straße 40, gleich gegenüber des Möbelmarkts an der Radeberger Ortsdurchfahrt. Das imposante Gebäude ist seit Jahrzehnten hinter einem hässlichen Gerüst versteckt und kaum jemand in der Bierstadt hätte wohl einen sprichwörtlichen Cent verwettet, dass dieses seit nun genau 20 Jahren leer stehende Gebäude noch eine Zukunft haben könnte.

Bilder aus der Villa in der Pulsnitzer Straße

Neugierig lugt Grün durch die Tür; bald werden hier Mieter die Klinke drücken.
Neugierig lugt Grün durch die Tür; bald werden hier Mieter die Klinke drücken.
Treppenhaus-Stillleben: Die wunderbaren Details bleiben erhalten.
Treppenhaus-Stillleben: Die wunderbaren Details bleiben erhalten.
Ein Blick hinauf – durch morsche Dielen-Böden. Die Fußböden und Decken werden komplett ersetzt.
Ein Blick hinauf – durch morsche Dielen-Böden. Die Fußböden und Decken werden komplett ersetzt.
Hier wurde einst eifrig gekocht – jetzt muss erst mal beräumt werden.
Hier wurde einst eifrig gekocht – jetzt muss erst mal beräumt werden.
Der Kalender aus dem Jahr 1997 zeigt es: Damals zogen die letzten Mieter aus.
Der Kalender aus dem Jahr 1997 zeigt es: Damals zogen die letzten Mieter aus.
Das werden die künftigen Bäder der Wohnungen – baden im Erker …
Das werden die künftigen Bäder der Wohnungen – baden im Erker …

Hat es aber. „Und ich habe schon Gebäude in schlimmerem Zustand gesehen“, sagt der Firmenchef. Die Zwischendecken sind zwar morsch, Balken verfault, „aber Treppenhaus und Mauern sind eigentlich top“. Und auch beim Thema Müll in den Räumen war er überrascht. „Offenbar hat sich niemand die Mühe gemacht, seinen illegalen Müll erst extra ins Haus zu bringen, sondern hat das Ganze einfach aufs Grundstück gekippt“, sagt er sarkastisch. Denn vor und auch in den Schuppen hinter der Villa türmte sich der Abfall. Die Schuppen und auch die alte Kegelbahn auf dem Areal sind abgerissen; Baufreiheit für den zweiten Schritt. Denn auch auf der Fläche hinter der Villa hat die Baufirma einiges vor. Eine Tiefgarage soll entstehen und Neubauten mit familienfreundlichen Wohnungen; auch die Ecke zur Langbeinstraße wird bebaut. „Und es entsteht ein herrlich grüner Innenhof“, schwärmt er.

Aber vor diesem zweiten Schritt, geht Ronny Kettner erst mal den ersten. Aktuell ist eine Fachfirma dabei, die alte Villa zu beräumen. Dann wird gebaut. „Es werden überall neue Ziegeldecken eingebaut, neue Balkons kommen, und die Zuschnitte der Wohnungen werden modernen Ansprüchen angepasst“, beschreibt er. Denn die erwähnten drei Quadratmeter großen Bäder sind nun wirklich nicht mehr zeitgemäß. Die neuen Bäder werden dabei quasi in den Erkern entstehen; „die Mieter werden begeistert sein“, ist Ronny Kettner überzeugt.

Insgesamt zehn Wohnungen werden es sein, die hier entstehen, 3- und 4-Raum-Wohnungen zwischen 70 und 100 Quadratmeter groß. Zwei der Wohnungen werden dabei ins Dach neu eingebaut. „Fußbodenheizung, Niedrig-Energie-Pass und Warmwasser durch Solar-Thermie“, macht Ronny Kettner deutlich, dass hier auch das Thema Umwelt eine wichtige Rolle spielt. Wie auch der Denkmalschutz. Denn Fassade und Fenster der Villa werden nach dem historischen Bild erhalten; „aber natürlich gibt’s modernen Schallschutz“, stellt er klar.

Noch braucht man ein bisschen Fantasie, um all das zu sehen, was Ronny Kettner beim Gang durch das Haus beschreibt. Aber im Sommer, ist er überzeugt, werden die ersten Mieter einziehen können. Ab Januar startet jedenfalls die Vermietung. „Das macht für uns die Firma Immobilien-Service Radeberg, die ist ja hier als Ansprechpartner vor Ort“, so der Dresdner.