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Wasserturm-Abriss verschoben

Eigentlich hatte die Bahn das denkmalgeschützte Bauwerk schon längst rückbauen wollen. Doch es gibt viel Gegenwind.

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© Archivfoto: Sebastian Schultz

Von Eric Weser und Sebastian Münster

Röderau. Mitte September ist es wieder so weit. Beim Denkmaltag staunen tausende Besucher, was die Vorfahren alles erfunden und gebaut haben. Industriedenkmale sind 2015 einer der Schwerpunkte. Geht es nach den Plänen der Deutschen Bahn, dann gibt künftig ein solches Industriedenkmal weniger in der Region: den Wasserturm am Bogendreieck in Röderau.

Das Bauwerk aus dem 19. Jahrhundert wollte die Bahn eigentlich schon dieses Jahr abreißen. Es erfülle keine Funktion mehr, hatte ein Bahnsprecher der SZ Ende 2014 gesagt. Inzwischen ist mehr als Hälfte des Jahres ist rum – der Turm steht aber nach wie vor. Hat die Bahn etwas an ihren Plänen geändert? „Wir befinden uns unverändert in der Planungsphase“, heißt es auf SZ-Anfrage aus dem Konzern. Anfang 2016 wolle man beim Eisenbahnbundesamt den Antrag für den Rückbau des Turms stellen, so die Bahn weiter.

Es gibt Abriss-Gegner

Unterdessen stoßen die Pläne nicht überall auf Wohlwollen. Im Zuge eines Planfeststellungsverfahrens haben sich die Denkmalschutzbehörden beim Kreis Meißen und beim Land gegen einen Abriss positioniert. Das teilte das Landratsamt auf SZ-Anfrage mit. Denkmalgeschützte Gebäude dürften nur in Ausnahmefällen abgerissen werden, heißt es. Und zwar dann, wenn die Nutzung der Gebäude die Kosten für eine Sanierung in keinem Fall erwirtschaften könnte. Das wäre im Fall des Röderauer Wasserturms wahrscheinlich so. Die Denkmalschützer stimmen einem Abriss aber trotzdem nur zu, wenn die Kosten für den Eigentümer „nicht zumutbar“ seien. Offenbar ist man in den Behörden der Auffassung, dass man der Bahn die Kosten zumuten kann.

Aber nicht nur die behördlichen Denkmalschützer haben ihr Veto eingelegt. Auch beim Landesverein Sächsischer Heimatschutz, der sich dem Erhalt des kulturellen Erbes im Freistaat verschrieben hat, schrillen angesichts der Abriss-Pläne die Alarmglocken. Das Bauwerk in Röderau sei ein Unikat und erhaltenswert, heißt es.

Einen Liebhaber zu finden, der das seit über 20 Jahre ungenutzte Bauwerk zu neuem Leben erweckt, dürfte indes schwierig werden. Kenner schätzen, dass sich der Investitionsstau des Turms auf mehrere hunderttausend Euro beläuft. Erschwerend kommt hinzu, dass für die Bahn ein Verkauf offenbar kein Thema ist.

Verkauf nicht vorgesehen

Er sei jedenfalls „nicht vorgesehen“, heißt es auf SZ-Anfrage. Das Eisenbahn-Bundesamt werde wegen der Nähe des Gebäudes zu den Gleisen „keine bahnfremde Nutzung zulassen“, ist man beim Staatskonzern überzeugt. Deswegen habe man bisherigen Kaufinteressenten abgesagt.

Die Bahn drängt weiter auf den Abriss. Für den es auch Zustimmung gibt. Zum Beispiel von der Gemeinde Zeithain, deren Gemeinderäte sich Mitte Juni auf eine Art Voranfrage der Bahn zustimmend positioniert hatten, so Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos) auf SZ-Anfrage.

Das Ringen um den Wasserturm geht also weiter.