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Wassersportfreunde auf dem Trockenen

Kein Wetter fürs Wasser? Dafür nehmen sich die Segler vom Berzdorfer See im Winter Zeit für Reparaturen und Reisen.

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© Nikolai Schmidt

Von Daniela Pfeiffer

Wie stumme Riesen liegen sie alle hier in der riesigen Halle. Ein paar Zwerge sind auch dabei. Hier irgendwo in Weinhübel haben etliche Boote, die sonst im Wasser des Berzdorfer Sees zu Hause sind, ihr Winterquartier. Und hier ist auch die „Glück auf“ auf einem Gestell aus Paletten aufgebahrt. Mit 50 Jahren kommt sie eben auch langsam in ein Alter, wo das erste Lifting ansteht. Die „Glück auf“ ist das Boot der Lausitzer Wassersportfreunde um Manfred Dahms. 1967 gebaut, ist es viele Jahre auf Olba und an der Talsperre Bautzen geschippert, ehe die Segler vom Berzdorfer See es 2002 vom Bautzener Seesportclub kauften. Und nun nutzen auch sie es schon wieder 15 Jahre. „Der Rumpf ist noch dicht, trotzdem wollen wir es jetzt erneuern. Es gab hier und da schon kleinere Löcher, etliche Rippen waren kaputt“, erzählt Manfred Dahms. Ein Stück Arbeit ist schon geschafft, die Innenbänke liegen schon fertig und mit frischer Farbe bei ihm in der Garage. Zwei neue Masten baut ein befreundeter Orgelbauer aus dem Verein gerade.

Überhaupt ist es eine echte Mannschaftsleistung, wie das bei Seefahrern eben so üblich ist: Zusammen mit vielen Vereinsmitgliedern, aber auch befreundeten Vereinen wie den Oberlausitzer Bergleuten oder dem Görlitzer Shantychor wird meist sonnabends hier in der Halle an dem Boot gearbeitet. Es gibt einen Mail-Verteiler und eine Whatsapp-Gruppe und sobald ein Aufruf zum Arbeitseinsatz rausgeht, stehen mindestens acht bis zehn Leute vor der Tür. Schließlich ist die Sache aufwendig und wohl nicht allein in diesem Winter zu schaffen. Nächsten Sommer werden sie noch brauchen, Dahms hofft auf Fertigstellung im Herbst. Er weiß jetzt schon sicher, dass die „Glück auf“ nächsten Sommer schmerzlich vermisst werden wird. Zum Beispiel von den Schönau-Berzdorfer Sportfrauen. Für sie ist es in den warmen Monaten immer Abenteuer und Riesengaudi zugleich, wenn sie ihre Sportstunde auf dem See durchführen können – rudernd. Immerhin passen offiziell zwölf Leute hinein.

Nicht nur die Sportfrauen hatten mit dem 50-jährigen Boot schon manchen Spaß. Manfred Dahms erzählt, wie man im Berzdorfer See bei Sturm schon eineinhalb Meter hohe Wellen geritten sei. Nach solcher Beanspruchung steht eben auch mal eine gründliche Überholung an. Doch selbst, wenn es das Projekt gerade nicht gäbe, würden sich die Segler in der kalten Jahreszeit nicht aus den Augen verlieren. Zu tun gibt’s schließlich immer. Jeder nimmt natürlich auch an seinem eigenen Boot die eine oder andere Erneuerung vor. Doch auch, wenn die Halle in Weinhübel voller Boote steht – der Großteil der Segelflotte von der Lagune steht bei einem Bauern in Schönau-Berzdorf. „Das hier sind viele der Boote vom Hafen“, erklärt Manfred Dahms mit Blick auf die übrigen Schiffe in der Halle. Genau wie für die „Glück auf“ sind die Plätze alle angemietet. Spätestens Ende Oktober war dieses Jahr für alle Schluss mit dem Segel setzen.

Die Wassersportfreunde treffen sich seitdem auch wieder zu ihren Klönabenden, ihren öfentlichen Veranstaltungen in der Görlitzer Gaststätte „Zur Alten Freundschaft“. „Das ist eine richtige Institution geworden“, sagt Dahms. „Oft reichen die Stühle kaum.“ Den nächsten gibt es an diesem Freitag. Sven Meißner vom Bärwalder See berichtet da über einen Flottillentörn, bestehend aus vier Fahrtenkatamaranen mit 33 Seglern aus der Region, der 2016 im Seegebiet der Seychellen stattfand. Im Januar soll dann ein Segler aus Rothenburg von seiner Fahrt von St. Martin in der Karibik bis zu den Azoren erzählen. Und im Februar gibt es den jährlichen Film „Segeln am Berzdorfer See“, den Segelfreund Jürgen Kramer von den Wassersportfreunden immer dreht. Wer dann noch Zeit hat, entfliehe der kalten Jahreszeit. „Einige von uns segeln im Winter um die Kanaren“, erzählt Dahms. Er selbst plant im März die Teilnahme an der Teneriffa-Regatta.

Und dann sei ja auch gleich schon wieder März und die theoretische Ausbildung der Kinder gehe weiter. Die haben die Wassersportfreunde in diesem Jahr begonnen – mit großem Zulauf. So mancher Spaziergänger oder Radfahrer hat die Kleinen im Sommer gesehen, wie sie ihre Minisegler zu Wasser ließen, um das Seglen zu lernen. Das werden sie 2018 ab Mai wieder tun.

Klönabend der Lausitzer Wassersportfreunde: 24. November, 19.30 Uhr, Gaststätte „Zur Alten Freundschaft“, Görlitz, Biesnitzer Straße 29