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Wasserrebell kommt ins Fernsehen

Der MDR drehte jetzt in Putzkau. Doch nicht nur deswegen gibt es Hoffnung auf ein Happy-End in einer sonderbaren Geschichte.

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© Regina Berger

Von Ingolf Reinsch

Zwei Putzkauer standen jetzt vor der Fernsehkamera: Rentner Erich Kaiser und sein Hausarzt Dr. Günther Biesold. Das Team vom MDR befragte auch Nachbarn des 77-Jährigen, dessen Fall die SZ vor wenigen Wochen öffentlich machte. In der Sendung „Unter uns“ am Karfreitag werden die Bilder aus Putzkau zu sehen sein. Erich Kaiser und Günther Biesold sind zugleich Gast der Talkshow, die in der nächsten Woche in Leipzig aufgezeichnet wird.

Haftstrafe drohte

Erich Kaiser nutzt ausschließlich Wasser aus dem eigenen Hausbrunnen. Er kauft kein Wasser aus dem öffentlichen Netz – und bezahlt auch nicht für eine Leistung, die er nicht nutzt. Das brachte ihm zahlreiche Mahnschreiben der Wasserversorgung Bischofswerda und der von ihr beauftragten Anwaltskanzlei, mehrere Besuche der Gerichtsvollzieherin und letztendlich die Drohung mit Gefängnis ein, damit er Auskunft über seine Einkommens- bzw. Vermögensverhältnisse gibt. Hausarzt Dr. Biesold bewahrte ihn vor dem Knast: Er attestierte seinem Patienten, haftunfähig zu sein, als Gerichtsvollzieherin und Polizisten schon an der Haustür standen. Er habe die Situation als „skurril“ empfunden, sagte Günther Biesold damals der SZ.

Kosten werden nicht erlassen

Mittlerweile hat sich die Situation etwas entspannt. Möglicherweise auch aufgrund des öffentlichen Drucks. Aber auch, weil Erich Kaiser inzwischen einen Schritt auf die Wasserversorgung zugegangen ist. Er gab die Auskunft über sein Einkommen, die er zuvor monatelang verweigert hatte. „Damit gibt es jetzt keine Grundlage mehr für die Haftandrohung“, sagte am Donnerstag Klaus Riedel, Geschäftsführer der Wasserversorgung Bischofswerda GmbH, auf SZ-Anfrage. Mit der Haft sollte erzwungen werden, dass der Putzkauer Rentner seine Vermögensverhältnisse offenlegt.

Nach Angaben von Erich Kaiser geht es um rund 600 Euro, die die Wasserversorgung an Grundgebühr, Mahnkosten und Zinsen für die vergangenen Jahre einfordert. Abschreiben will das Versorgungsunternehmen das Geld aber nicht. „Wir haben hier eine Verantwortung gegenüber unseren anderen Kunden und einer gerechten Verteilung der Kosten auf alle, die am öffentlichen Trinkwassernetz sind“, sagt Klaus Riedel. Die Satzung des Zweckverbandes Bischofswerda-Röderaue schreibt neben dem Anschluss- auch den Benutzungszwang vor. Heißt: Wessen Grundstück am öffentlichen Netz ist – und das sind von wenigen Ausnahmen abgesehen alle – , der muss auch dort das Wasser beziehen, ob er es will oder nicht.

Die Wasserversorgung sicherte sich ihre Ansprüche durch einen gerichtlichen Titel, der 30 Jahre lang vollstreckt werden kann – wenn denn etwas Pfändbares zu holen ist. Momentan scheint das beim Putzkauer nicht der Fall zu sein. „Doch wir werden die Sache von Zeit zu Zeit immer wieder überprüfen“, kündigt Klaus Riedel an. Er selbst lehnte übrigens ein Interview mit dem MDR ab. Auf die Fragen des Senders antwortete er schriftlich.

Unter uns, 3. April, 22 Uhr, MDR-Fernsehen