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Wassernot bei der Feuerwehr

Im Gewerbegebiet Radebeul-Naundorf gibt es nur eine Ringleitung. Deren Druck ist im Ernstfall zu gering.

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Von Peter Redlich

Radebeul. Als vor einigen Tagen die große Produktionshalle im Radebeuler Betrieb DHP Modell- und Formenbau GmbH lichterloh brannte, hatten fast 100 Feuerwehrleute bei den ersten Angriffen auf die Flammen arge Probleme, genug Wasser schnell heranzuholen. Radebeuls Stadtwehrleiter Roland Fährmann: „Hier gibt es eine Ringleitung, die für die Trinkwasserversorgung der anliegenden Betriebe ausreicht. Wenn sich allerdings mehrere Wehren anschließen müssen, dann nehmen wir uns gegenseitig das Wasser weg.“

Bei dem Brand an der Friedrich-List-Straße haben sich die Kameraden zuerst mit den Tanks aus den Löschfahrzeugen beholfen. Die wirklich großen Wassermassen  fehlten  aber  offensichtlich.  Erst  als die Männer bis zu 400 Meter Schlauch bis an eine andere Straße und die dortige Leitung ausgelegt hatten, war genügend Löschwasser da. Das sei ein Zeitverlust bei so einem Großbrand, der verhindert werden müsse.

Zumal in der Nachbarschaft weitere Betriebe sind, in denen leicht brennbare Materialien gelagert und verarbeitet werden. Zum Beispiel in der Kartonagenfabrik der Ellerhold AG. Produktions- und Technikvorstand Maximilian Ellerhold: „Für jedes Gebäude, welches wir errichtet haben, gibt es einen Plan für den Brandfall. Darin wird auch geprüft, ob genügend Wasser vorhanden ist. Neben unserer großen Halle 8 haben wir deshalb noch einen Löschteich, aus dem Wasser angesaugt werden kann.“

Ansonsten sei der Betrieb mit einem sehr modernen Warnsystem mit lichtleitenden Sensoren und Temperaturmessern ausgestattet – was mitunter auch zu Fehlalarmen führe, wegen der hohen Sensibilität. Aber besser das, als ein echter Brand, so Maximilian Ellerhold.

Zum Thema Wassernot im Gewerbegebiet hat sich auch Radebeuls Oberbürgermeister Bert Wendsche (parteilos) eingeschaltet. Er forderte Stadtwehrleiter Fährmann auf, sich mit dem Geschäftsführer der Wasserwirtschaft, Olaf Terno, zusammenzusetzen und Lösungen vorzuschlagen.

Terno und Fährmann haben gerade miteinander beratschlagt. Herausgekommen sind zwei erste Vorschläge. Der eine: Auf den Betriebsgeländen legen sich die Firmen Zisternen zum Auffangen von Regenwasser an. Diese Reserve wird dann im Ernstfall mit Saugern angezapft.

Mit Betriebsfeuerwehr gut gewappnet

Dirk Liebscher, als Vizestadtwehrleiter für den vorbeugenden Brandschutz zuständig: „Solche Zisternen müssten sich die Betriebe auf eigene Kosten anlegen. Wir können nur den Rat erteilen.“ Bei Ellerhold sei das bereits einmal geprüft worden. Eine fünfstellige Investition, sagt Maximilian Ellerhold, der für seinen Betrieb von der Feuerwehr und der Baubehörde jedoch schon bescheinigt bekommen habe, dass genug Wasser vorhanden sei.

Auch beim Druckmaschinenhersteller KBA Planeta, wenige Hundert Meter entfernt, heißt es: „KBA verfügt über eine voll ausgestattete Betriebsfeuerwehr. Diese ist modern ausgerüstet und so aufgestellt, dass sie im Ernstfall agieren kann. Erst vor einem Jahr wurde ein neues Löschfahrzeug angeschafft.“ Monatlich treffen sich die Kameraden zur Ausbildung. Daneben finden in den einzelnen Hallen und Bürogebäuden einmal jährlich Übungen statt. Zur Löschwasserversorgung befindet sich eine sehr große Zisterne auf dem Werksgelände. Aus dieser könne jederzeit Löschwasser in ausreichenden Mengen entnommen werden.

Eine zweite Möglichkeit wäre, so Fährmann, die Friedrich-List-Straße, an der sich die Betriebe aufreihen, noch einmal aufzugraben und eine stärkere Leitung zu verlegen. Der Stadtwehrleiter: „Dazu müsste aber noch mit der Wirtschaftsförderung gesprochen werden, ob eine solche Investition möglicherweise gefördert werden könnte.“

Fakt ist, zuständig für ausreichend Löschwasser ist nicht die Stadt, sondern der jeweilige Grundstücksbesitzer und Betriebsinhaber. Olaf Terno von der WSR GmbH: „Unser Auftrag ist, die Trinkwasserversorgung zu sichern. Wenn das Trinkwassernetz auch genügend Löschwasser liefert, dann ist es gut. Wenn nicht, muss es bauliche Auflagen geben.“

Vizestadtwehrleiter Dirk Liebscher hat dafür sogar Zahlen parat. In Gewerbegebieten werde geprüft, wie groß die Gefahr im Brandfall ist und wie viel Wasser gebraucht wird. Bei kleiner Gefahr sind das 48 bis 96 Kubikmeter Wasser in der Stunde, die aus der Leitung kommen müssen. Beim letzten großen Brand war die Gefährdung nicht nur klein. Allerdings die Wassermenge, die zum Löschstart zur Verfügung stand. Das soll bald verbessert werden.