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Wasserkunst steht zum Verkauf

Nach dem Dacheinsturz ist die Straße am Gebäude wieder frei. Doch wie soll es mit der ruinösen Immobilie weitergehen?

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© Anne Hübschmann

Von Kathrin Krüger-Mlaouhia

Großenhain. Seit ein paar Tagen ist die Straße An der Wasserkunst zwischen Lessing- und Rahmenplatz wieder geöffnet. Hier war am 4. März das durch Sturm, Nässe sowie einen früheren Brand beeinträchtigte Dach innerhalb des Gebäudes eingestürzt. Die ehemalige Fabrik steht seit vielen Jahren leer. Der Bauhof hatte den Weg entlang des ruinösen Hauses aus Sicherheitsgründen gesperrt. Es gab „bauaufsichtliche Forderungen“ vom Kreisbauamt an den Eigentümer Maik Richter. Der betreibt laut Unternehmensliste in der Stadt Großenhain im vorderen Teil der Wasserkunst eine H&H Service UG.

Eine Verfügung des Landratsamtes nach dem Schaden hat offensichtlich geholfen: Das Gebäude wurde statisch vorerst so gesichert, dass Passanten nichts auf den Kopf fallen kann. Dafür war die Firma Bothur vor Ort. Auf Veranlassung des Eigentümers erfolgte eine Besichtigung der Gebäude mit einem Tragwerksplaner sowie dem Fachunternehmen. Mit einer Hebebühne wurden lose Bauteile entfernt.

Doch wie soll es mit der alten Wasserkunst nun weitergehen? Maik Richter will sie loswerden. Seinen Eintrag im Firmenregister der Stadt hat er noch nicht gekündigt. Aber der Eingang zur Wasserkunst, die vor 100 Jahren noch ein Kino war, ist vernagelt. Ein Firmensitz ist hier nicht mehr zu erkennen. Stattdessen gibt es seit Kurzem Plakate, die das Gebäude zum Verkauf anbieten.

Maik Richter, der in Weinböhla wohnen soll, muss sich als Eigentümer weiterhin mit der Denkmalschutzbehörde, dem Kreisbauamt und einem Tragwerksplaner auseinandersetzen. Das ist ihm offensichtlich zu viel – obwohl ihm am Rahmenplatz weitere Wohnhäuser gehören. Irgendeine weitergehende Werterhaltung ist an der denkmalgeschützten Wasserkunst mit drei Wohnungen sowie dem ehemaligen Produktions- und Fabrikgebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht zu erkennen.

Ein schützenswertes Gebäude ist das ruinöse Hinterhaus mit rund 600 Quadratmetern Nutzfläche indes nicht mehr. Und eine Sanierung dieser ehemaligen Fabrik kann man sich kaum vorstellen. Nun kommt wohl nur noch ein Abriss infrage. Die Mitarbeiterinnen der gegenüberliegenden Physiotherapie am Rahmenplatz würden das sehr begrüßen. „Hier könnte man doch Parkplätze anlegen oder eine kleine Grünanlage gestalten“, wünscht sich Marion Walther. Die Stadt würde die zentrumsnahe Ruine nicht kaufen, auch wenn es Fördermittel für eine Brachflächenrevitalisierung gäbe. „Es sei denn, der Stadtrat würde uns hierzu einen konkreten Auftrag erteilen“, so Stadtsprecherin Diana Schulze. Aber: Bei einem Eingriff in die bestehende Bausubstanz hätte vor allem der Denkmalschutz ein wichtiges Wort mitzureden, so die Stadtverwaltung. „Weshalb nach unserer Einschätzung auch kein Abriss, sondern wahrscheinlich nur eine Sanierung möglich wäre.“

Vom Makler Kienzle Immobilien ist ebenso wenig Auskunft über die Perspektive des Gebäudes zu erhalten wie vom Eigentümer selbst. Doch genau genommen gibt es die Wasserkunst gar nicht mehr. Sie wurde 1892 abgerissen. Das heutige Wohngebäude heißt nur noch „An der Wasserkunst“.