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Wasser in der Baugrube

Die Nieskyer Puschkinstraße ist für ihre Überschwemmungen berüchtigt. Auch die Bauarbeiten gehen hier schwer voran.

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© André Schulze

Von Sabine Ohlenbusch

Endlich tut sich was – dieser Meinung sind viele Anwohner der Puschkinstraße. Lange haben sie immer wieder in Ausschusssitzungen der Stadt darauf gedrängt, dass die Entwässerung ihrer unbefestigten Straße verbessert wird. In diesem Frühjahr ist es soweit, die Bagger sind gekommen und haben eine tiefe Furche in das Mineralgemisch gegraben. „Das Ende ist in Sicht“, kündigt Planer Stephan Lehmann an. Bis Ende Juli werden die Arbeiten abgeschlossen sein, schätzt er.

Aber die Baustelle zeigt sich als Herausforderung. Die Nachbarn Gabriele Tiepolt und Dietmar Klingauf haben dies kommen sehen. Denn das Grundwasser in ihrer Straße steht bei 2,2 Metern. Das wissen sie als Hausbesitzer sehr genau. Wenn die Nachbarn in die Baugrube schauen, bestätigt sich ihr Verdacht: Hier steht das Wasser. „Die Abwasserleitung soll in drei Metern Tiefe liegen“, kommentiert Dietmar Klingauf. „Das funktioniert doch nicht.“ Der gelernte Dachdecker hat diese Zweifel auch dem Planer Stephan Lehmann gegenüber geäußert. Die Konsequenz ist, dass direkt um die Schächte, an denen gerade gearbeitet wird, provisorische Pumpen das Wasser aus der Baugrube befördern müssen. Das ist laut und auch bautechnisch ein großer Aufwand.

„Das Wasser ist schwierig“, gibt Stephan Lehmann zu. Aber es ist für den Diplomingenieur keine Überraschung. Maßnahmen gegen das eindringende Grundwasser seien auch Teil der Ausschreibung gewesen. „Wir haben aber gehofft, dass es nicht ganz so schlimm ist“, sagt der Planer.

Ein weiterer Einwand, den Dietmar Klingauf bereits früh geäußert hat, bezieht sich auf die Schächte. Da die Puschkinstraße nicht befestigt ist, würde das Regenwasser eine Menge Sand mit in die Gullys spülen. Die Folge wäre, dass sie versanden.

Auch dieses mögliche Problem ist Stephan Lehmann bewusst. Er kann es auch nicht lösen, bis die Puschkinstraße geteert wird. Dies soll zwar auch bald passieren, aber eben nicht sofort. Deshalb bleiben die meisten neuen Ablaufschächte zunächst verschlossen. Lediglich in der Kurve, wo der Pumpenschacht eingebaut wird, führt ein Gully das Wasser nach unten. Denn die Kurve ist nach starken Regenfällen eine ewige Pfütze gewesen. Dieser Bereich wird gepflastert. Damit ergibt sich das Sandproblem für die Rohre nicht mehr so stark.

Dafür muss aber zunächst die alte Regenentwässerung erhalten bleiben. Diese geht über die Gärten der Anwohner. „Es ist wichtig, dass beide Systeme funktionieren“, sagt Stephan Lehmann.

Die Baustelle geht in dieser Woche laut Stephan Lehmann in die entscheidende Runde. In die scharfe Kurve der Straße wird der Pumpschacht für den Regenwasserkanal gesetzt. Von hier aus wird um einen halben Tag zeitversetzt das Regenwasser den aufsteigenden Kanal in Richtung Ende der Straße hochgepumpt, damit es in dem Sickerbecken an der Oberfläche gesammelt wird. An der Baustelle selbst stört sich Gabriele Tiepolt nicht so sehr. Seit einigen Wochen hat sie nun direkt vor der Haustür einen Bauzaun stehen. „Ich muss nur mit dem Fahrrad ein- und ausfahren können“, erklärt sie, „mit dem Auto wäre es nicht möglich.“ Bei ihrem Nachbarn Dietmar Klingauf ging dies noch einen Moment länger, aber nicht mehr lange, dann sind die Bagger auch an seinem Haus vorbei in Richtung Kurve vorgerückt.

Positiv überrascht ist Gabriele Tiepolt gewesen, mit welcher Geschwindigkeit die Stadtwerke die neuen Trinkwasserleitungen verlegt haben. „Das Wasser war schneller wieder da als angekündigt“, sagt sie bewundernd. Die flexiblen Schläuche sind zwar nur die Sommerleitungen, aber auch die frostsicheren Rohre werden laut Stephan Lehmann nicht lange auf sich warten lassen.

Auch dass in Zukunft rund 2 500 Euro Beitrag für die Schwarzdecke auf sie zukommen könnten, ist ihr recht. Die Stadt Niesky kann momentan einen attraktiven Förderanteil erhalten, wenn sie die Straße bald verschließt. Dieser käme dann zu den sechsstelligen Baukosten hinzu. Wenn alles funktioniert, gehören dann die Pfützenprobleme der Anwohner auf der Puschkinstraße endgültig der Vergangenheit an.