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Waschbären leben zunehmend in Orten

Die Wildtiere können schnell zur Plage werden. Sie wieder loszuwerden, ist nicht einfach.

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© Holger Hollemann/dpa

Von Holger Gutte

Region. Drollig sieht so ein Waschbär aus. Wegen seines schönen Felles ist er einst auf Schiffen vor etwa 100 Jahren nach Europa gebracht und in Pelztierfarmen gezüchtet worden. Die später ausgesetzten Tiere haben sich auch weit weg von ihrer mittel- und nordamerikanischen Heimat prächtig entwickelt. Der Waschbär kommt heute im Zittauer Gebirge genauso vor wie am Löbauer Berg. Seine Population nimmt stetig zu. Man sagt ihm nach, dass er faul, aber schlau sei. Wahrscheinlich führt das dazu, dass er sich zunehmend genauso wie Füchse, Wildschweine oder Rehe in Ortschaften wohlfühlt. Immer öfter werden Jäger im Landkreis von Bürgern gerufen, weil sich Waschbären auf ihren Grundstücken rumtreiben. Doch ein Abschuss der Tiere ist gesetzlich in Orten nicht möglich. Kastenfallen sind die einzige Möglichkeit, die Wildtiere wieder loszuwerden.

Uwe Schulz in Jonsdorf will darauf noch verzichten. Seit einem Jahr durchstreifen Waschbären das Grundstück des Jägers. „Noch streifen sie ja nur durch“, sagt er. Er kann sich noch gut daran erinnern, dass er 1993 mal einem Jonsdorfer nicht glauben wollte, dass der im Ort einem Waschbären begegnet ist. „Zwei Tage später habe ich selber einen bei uns mitten auf der Straße sitzen sehen“, erzählt er. Mittlerweile sind Waschbären keine Seltenheit mehr. Sie vermehren sich rasch, haben außer dem Jäger und Straßenverkehr keine Feinde.

Während sich die Population der Tiere im Zittauer Gebirge noch in Grenzen hält, nimmt sie in einigen Gegenden des Landkreises enorm zu. Die Jäger um Löbau können ein Lied davon singen. Werner Schmidt schildert: „Sie sind in Dachböden und alten Gehöften anzutreffen.“ Er könnte mehrere Grundstücke nennen, wo sich immer wieder welche tummeln.

Waschbären sind Allesfresser. Sie durchwühlen Komposthaufen, Mülltonnen, Schuppen, Dachböden nach Fressbarem. Ein Rosenhainer hat Schmidt schon mehrmals wegen eines Waschbären gerufen. Meist geht das Wildtier dann auch in die aufgestellte Kastenfalle. In den letzten zwei Jahren hat er allein in und um Rosenhain insgesamt 32 Waschbären geschossen oder gefangen. Knapp über die Hälfte davon geschossen. „Aber nicht nur die Waschbären, auch Marderhunde und Füchse haben in den Ortschaften zugenommen“, sagt er. Die Kastenfalle, so raten viele Jäger, ist eigentlich das einzige Mittel, um die Tiere im eigenen Grundstück loszuwerden. So eine Falle kann man bei Jägern ausleihen oder bei einem Fachhändler, wie es ihn in Löbau gibt, kaufen. Um die gefangenen Waschbären wieder auszusetzen, müssen sie weit weggebracht werden. Und das sollte man einem Jäger überlassen.

Auch für Jagdpächter Thomas König sind Waschbären keine Seltenheit mehr. Er hat sie schon in Bischdorf in Mülltonnen rumwühlen sehen. Neun Waschbären hat er im letzten Jahr in und um Bischdorf geschossen oder gefangen. Ein Bürger ist froh, dass er bei ihm eine Lebendfalle aufstellt. „Die Tiere fressen alles, was sie kriegen können“, sagt er. Äpfel, Walnüsse, Pflaumen, Speisereste, Katzenfutter, aber sie rauben auch liebend gern Vogelnester aus und holen sich Eier und Jungvögel. Selbst junge Störche und Greifvögel gehören zu ihrer Beute. Thomas König vermutet sogar, dass das Verschwinden einer Krähenkolonie in Bischdorf mit den Waschbären zu tun hat.