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Was zappelt denn da im Netz?

Rund 60 Besucher kamen am Samstagabend zur Schönfelder Fledermausnacht – und trotzten auch dem Platzregen.

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© Kristin Richter

Von Manfred Müller

Schönfeld. Als sich in der Dämmerung überm Dammmühlenteich ein heftiger Regenguss entlud, konnten sich die Naturfreunde glücklicherweise unter ein Vordach der Schönfelder Teichwirtschaft flüchten. Ansonsten wären sie bis auf die Haut durchnässt worden und die Veranstaltung hätte wohl ein frühes Ende gefunden. Aber nach einer Viertelstunde war der Spuk für die rund 60 Besucher vorbei. Artenschützer Steffen Pocha hatte am Teichufer Netze aufgestellt, in denen sich schon bald zwei der kleinen Hautflügler verfingen. Zunächst eine winzige Mückenfledermaus, danach eine Wasserfledermaus.

Die beiden Gefangenen wurden bestimmt, vermessen, gewogen, registriert. Dabei konnten die Besucher die Flattertiere ganz aus der Nähe betrachten. Wer wollte, durfte sie auch einmal vorsichtig berühren. Das begeisterte vor allem die Kinder, von denen viele mit ihren Eltern nach Schönfeld gekommen waren. Um sie richtig in die Fledermausnacht hineinzuziehen, hatte Steffen Pocha eins der Tiere mit einem Minisender versehen. Auf dem Parkplatz an der Teichwirtschaft zog er ein Ortungsgerät aus der Tasche und schwenkte es einmal im Kreis. Anhand der Signalstärke durften die Jüngsten die Richtung bestimmen, in die die Besuchergruppe gehen muss. Viele der Fledermausfreunde kamen von weiter her, einige sogar aus der Landeshauptstadt Dresden.

Die achtjährige Alexa Schlosser zum Beispiel, die die Tierchen gern bei ihren Ausflügen im heimischen Garten beobachtet. Dabei sei sie ein richtiger Fan geworden, erzählt ihr Papa, er habe deshalb sogar einen Fledermauskasten gebaut. Außerdem ist Alexa Patin für einen Flughund im Leipziger Zoo geworden – eins der größeren Exemplare innerhalb der Hautflügler-Familie. Arndis Groß hat sogar das Finale ihrer Geburtstags-Nachfeier an den Dammmühlenteich verlegt. Die Neunjährige schaut gemeinsam mit ihren Gästen fasziniert zu, wie die Fledermäuse ihr Mäulchen mit den nadelspitzen Zähnen aufreißen. So nah hat bisher noch keins der Kinder eine Fledermaus gesehen.

Der Großenhainer Regionalverband des Naturschutzbundes lädt jedes Jahr Ende August zu einer Fledermausnacht in die Röderaue ein. Ähnliche Veranstaltungen finden in ganz Europa statt und sollen Verständnis für die Probleme wecken, die die Menschen geschaffenen haben. Mit Steffen Pocha hat der Nabu einen ausgewiesenen Experten. Warum die Tiere, die mittels Ultraschallortung winzige Insekten lokalisieren und fangen, überhaupt in ein Netz gehen? „Stellen Sie sich vor, Sie fahren auf einer Straße jeden Tag zur Arbeit, und plötzlich verändert jemand die Beschilderung“, sagt Steffen Pocha. Manchmal sind eben auch Orientierungskünstler mit Betriebsblindheit geschlagen. Viel ernster wird es für Fledermäuse, wenn sie in die Nähe einer Windkraftanlage geraten. „Die Rotorblätter entwickeln an ihren Spitzen Geschwindigkeiten bis zu 380 Kilometer pro Stunde“, erklärt der Fledermaus-Experte. „Es muss gar keinen Zusammenstoß geben, bereits durch Sogwirkung platzen den Tieren die Blutgefäße.“ Seriöse Schätzungen gehen von 250 000 Fledermäusen aus, die jährlich so sterben. Dabei sind sämtliche der 25 hier vorkommenden Arten streng geschützt. Im Landkreis Meißen leben immerhin 19 Fledermausarten. Die kleinste davon ist die Mückenfledermaus, die bequem in einer Streichholzschachtel Platz findet.