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Was wird aus Meißens Mont Klamott?

Der Bauschutt auf den Halden bei Roter Granit könnte geschreddert werden, der Antrag dazu liegt aber auf Eis.

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© Claudia Hübschmann

Von Udo Lemke

Meißen. Steht man am Fuß der Halde, geht der Blick ganz schön weit hinauf. Ob es zwölf oder fünfzehn Meter sind? Das ist nicht klar. Klar ist, dass der Berg aus Schutt besteht, aus Bauschutt – ein Mont Klamott mitten in Meißen! Die Rede ist von den Aufschüttungen rund um den Steinbruch der Firma Roter Granit im Stadtteil Cölln.

Unter dem Grün am oberen und unteren Grubenrand liegen die Halden.
Unter dem Grün am oberen und unteren Grubenrand liegen die Halden. © Claudia Hübschmann

Entstanden sind sie bis vor gut zehn Jahren. Es ist Abbruchmaterial, das nach der Wende ja in riesigen Mengen anfiel. Das für den Steinbruch zuständige Oberbergamt in Freiberg erklärt auf SZ-Nachfrage: „Die Lagerung von Bauschutt auf dem Gelände der Jansen Beton- und Granitwerke GmbH erfolgte in den 1990er Jahren, nachdem vom Landratsamt Meißen nach Immissionsschutzrecht die Errichtung und der Betrieb einer Anlage zum Bauschutt-Recycling genehmigt worden war“, so Sachsens Oberberghauptmann Prof. Bernhard Cramer.

Allerdings war irgendwann Schluss mit der Ablagerung von Bauschutt, nämlich im Jahr 2000. Nicht einmal Zwischenlagern durfte die Firma ihn. Im Jahr 2000 kam auch die Anordnung, dass Roter Granit seine Halden auf sechs Meter rückbauen muss. Dass das bis heute nicht geschehen ist, kann jeder sehen, dass das mit dem Bauschutt-Recycling nichts geworden ist, logischerweise ebenfalls.

Die immer wieder geäußerte Befürchtung, die Firma Roter Granit könnte gehen und die Schutthalden bleiben und am Ende zahlt der Bürger dafür, sind wenig wahrscheinlich. Denn die Firma hat eine Abbaulizenz, um die sie viele in der Branche beneiden dürften: „Dem Abbaubetrieb liegt als Bergbauberechtigung ein Bergwerkseigentum zugrunde, das noch nach DDR-Recht verliehen und nach dem 3. Oktober 1990 nach bundesdeutschem Bergrecht bestätigt worden ist. Nach § 151 Bundesberggesetz ist es unbefristet“, schreibt der Oberberghauptmann.

Beton-Fertigteile wie riesige Legosteine

Allerdings gibt es „einen fakultativen Rahmenbetriebsplan, der bis 2040 zugelassen ist, sowie einen Hauptbetriebsplan, der vorerst bis 31.12. 2016 befristet zugelassen ist“. Das Freiberger Oberbergamt erwartet, dass die Verlängerung beantragt wird. Auch die jährliche Granitfördermenge ist unbegrenzt, allerdings weist der Rahmenbetriebsplan eine durchschnittliche Jahresproduktion von 250 000 Tonnen aus.

Könnte man die Schuttberge nicht einfach in das Tagebauchloch schieben, dann wären sie weg und das Loch verfüllt? „Bauschutt erfüllt nicht die gesetzlichen Anforderungen an den vorbeugenden Grundwasserschutz und darf daher nicht zur Verfüllung verwendet werden“, erklärt Oberberghauptmann Cramer. Und auch Kreis-Umweltamtschef Peter Jönnson sagt, dass der „vor Ort gelagerte ,unbelastete‘ Bauschutt in das Tagebaurestloch einzubauen, sich nach aktueller Rechtslage wohl nicht mehr umsetzen lässt“.

Allerdings gibt es noch eine andere Möglichkeit, den Bauschutt los zu werden: Er wird geschreddert und als Zuschlagstoff für neues Baumaterial verwendet. Das hat die Firma Roter Granit vor. Sie stellt derzeit in Meißen auch sogenannte Legioblock genannte Beton-Fertigteile, die an riesige Legosteine erinnern, her. Derzeit enthalten sie auch fein zermahlenen Roten Granit. Der könnte durch geschredderten Bauschutt ersetzt werden. Dazu hat Roter Granit bereits 2014 auch einen Antrag zu Errichtung und Betrieb einer Baustoffrecyclinganlage, also eines Schredders gestellt. „Beide Anträge sind aufgrund der Nichtvollständigkeit der Unterlagen nicht zur Entscheidung gekommen. In beiden Fällen konnte der unbedenkliche Umgang mit Abfällen nicht nachgewiesen werden“, heißt es dazu aus dem Kreisumweltamt.

Der für die Firma Roter Granit zuständige Firmenmitarbeiter war dazu bislang nicht zu sprechen.