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Was wird aus der Jugendherberge?

Haus und Grundstück in Neukirch verfallen. Abgeschrieben haben die Eigentümer die Immobilie nach eigenen Angaben aber noch nicht.

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© Steffen Unger

Neukirch. Auf dem Weg zum Valtenberg hat die Gemeinde Neukirch vor wenigen Jahren einen Touristenparkplatz gebaut. Vom feinsten! Den unbefestigten Waldweg, der gleich hinterm Parkplatz links von der Straße abzweigt, sollten Gäste aber lieber meiden. Er führt zur Neukircher Jugendherberge – oder besser gesagt zu dem, was nach über zehn Jahren Leerstand davon noch übrig geblieben ist. Mehrere Fenster sind eingeschlagen. Die Tür ist aufgebrochen. Jeder, der es möchte, kann ungehindert ins Haus hinein. Eine Unfall- und Gefahrenquelle. Draußen auf den Tischtennisplatten wächst das Moos. Der ehemalige hauseigene Parkplatz wird zum Sammelplatz für Grüngutabfälle.

Ein zerbeultes Schild hängt an einem Baum
Ein zerbeultes Schild hängt an einem Baum © Steffen Unger
Auch diese Tischtennisplatte wird von niemandem mehr genutzt.
Auch diese Tischtennisplatte wird von niemandem mehr genutzt. © Steffen Unger

Das Gebäude gehört der Bundesgruppe der Naturfreunde Deutschlands. Dessen stellvertretender Bundesvorsitzender Tilmann Schwenke wohnt in Wilthen. Er ist mit der Immobilie bestens vertraut, hat in der Vergangenheit in seiner Freizeit wiederholt das Gebäude gesichert, indem er Türen und Fenster dicht machte. Doch immer war und ist das Haus Ziel von Leuten, die mutwillig zerstören. Die Naturfreunde seien „stetig bemüht, das Gelände insgesamt einer angemessenen Bewirtschaftung bzw. Verwertung zukommen zu lassen“, sagte Tilmann Schwenke jetzt auf Anfrage der SZ. Doch das sei schwierig. Es gab in den vergangenen Jahren Kaufinteressenten. Die Gespräche gingen aber über eine Nachfrage zum Objekt nicht hinaus. Die Naturfreunde nahmen auch Kontakt zu einer Initiative auf, die zunächst das Außengelände gern wiederbeleben möchte. An Ideen dafür mangelt es nicht. Tilmann Schwenke nennt einen Kletterwald, einen Garten der Generationen oder auch eine Kleinkunstbühne. Was davon wirklich umgesetzt werden kann und vor allem wer investieren würde, bleibt abzuwarten.

Als Asylheim keine Option

In der Gemeinde Neukirch kennt man den Schandfleck mitten im Touristengebiet, sieht aktuell aber keine Veranlassung einzugreifen. „Wir haben zurzeit andere Baustellen“, sagt Bürgermeister Jens Zeiler (CDU). Zudem stehe zuerst der Eigentümer in der Pflicht.

Aus Sicht der Naturfreunde könnte ihr Haus in Neukirch auch zur „Herberge für Geflüchtete“, also zu einem Asylbewerberheim, werden. Tilmann Schwenke schränkt aber zugleich auch ein: „Um Menschen angemessen unterzubringen, wären vielfältige, kostenintensive Maßnahmen notwendig.“ Für den Landkreis Bautzen, der für die Unterbringung von Asylsuchenden zuständig ist, ist das keine Option. Er sucht nach Unterkünften, die kurzfristig zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass es in Neukirch bereits ein Asylbewerberheim mit 130 Plätzen und ein Heim für minderjährige Flüchtlinge, die allein, ohne Begleitung Erwachsener nach Deutschland gekommen sind, gibt.

Das Gebäude, vom Verein der Naturfreunde und Neukircher Bürgern als Valtenberghaus errichtet, ist 1925 eröffnet worden. 1933 wurde es von den Nazis enteignet und zunächst als „Durchgangslager“ für Nazi-Gegner, später als Wehrertüchtigungslager genutzt. Ab 1954 war es Jugendherberge. Die Naturfreunde schlossen es Ende 2004. Sie nannten dafür wirtschaftliche Gründe. Gemessen an der Größe des Hauses habe es zu wenig Gäste gegeben, hieß es zur Begründung. (SZ/ir)