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Was wird aus dem Skilift?

Die Anlage am Valtenberghang in Neukirch rostet vor sich hin. Ein Wiederaufbau ist unwahrscheinlich. Der schnelle Rückbau ebenso.

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© Steffen Unger

Von Ingolf Reinsch und Gabriele Nass

Neukirch. Verlassen steht der Skilift am Valtenberghang in Neukirch – und nicht nur, weil jetzt der Winter vorbei ist. Schon seit mehreren Wintern ist hier aus unterschiedlichen Gründen kein Skifahren mehr möglich. Der Lift ist einer der Gründe. Die Anlage lief zuletzt vor fünf Jahren. Gebaut vor über 30 Jahren ist sie technisch veraltet, in Teilen auch verschlissen.

Zwar gibt es in Neukirch noch Hoffnung auf eine Rückkehr des Abfahrtslaufes an dem dafür sehr geeigneten Nordhang des Valtenbergs. Aber dass dafür der Teller-Schlepplift wieder in Gang gesetzt werden kann, der Skifahrer auf 550 Meter Höhe zum Start für die Abfahrt brauchte, ist unwahrscheinlich. Warum also wird der Lift nicht abgebaut und rostet stattdessen im Wald vor sich hin?

Der Lift gehört der Gemeinde Neukirch. Sie ist auch Eigentümerin des Flurstückes, auf dem die Anlage steht und in Besitz des Abfahrtshanges. Kurzfristige Pläne, den Lift zurückzubauen, gibt es nicht. Bürgermeister Jens Zeiler (CDU) nennt dafür auf Anfrage zwei Gründe. Zum einen fehle das Geld, das für den Abbau der 800 Meter langen Liftanlage erforderlich wäre. Es fehlt aber auch ein Konzept. „Wir sind noch nicht so weit mit unseren Überlegungen“, so der Bürgermeister. Bevor man an der Liftanlage etwas verändert, sollen Pläne für die Zukunft vorliegen. Möglicherweise müsse nicht alles beseitigt werden. Eventuell könnte die Gemeinde manches noch anderweitig nutzen. Dies zu prüfen, stehe noch aus, im Moment wegen anderer Bemühungen, den Tourismus am Valtenberg zu beleben.

Ein neuer Sessellift?

Überlegungen in und um Neukirch für den Neubau eines Sessellifts, der das ganze Jahr über genutzt werden kann, nennt Jens Zeiler „eine Vision“. Ob sie je verwirklicht werden kann, sei nicht sicher. Es geht um Geld. Das Projekt würde nach aktuellen Schätzungen ein bis zwei Millionen Euro kosten. Außerdem genießt das Gebiet unmittelbar am Gipfel den höchsten Naturschutzstatus „Flora, Fauna, Habitat“ (FFH). Sollte ein Lift-Neubau aber Realität werden, wäre der Rückbau der alten Anlage aber wohl Teil des Projektes, heißt es.

Derzeit kümmert sich die Gemeinde um die Sicherheit an der stillgelegten Anlage, sodass Waldbesucher und Waldarbeiter nicht zu Schaden kommen können. Kontrolliert werde mehrmals im Jahr durch Gemeindemitarbeiter. Seitdem er vor anderthalb Jahren Bürgermeister wurde, würden auch der Abfahrtshang und die Trasse unterm Lift vom Bauhof gepflegt und der Wildwuchs beseitigt, sagt Jens Zeiler.

Druck, dass schneller etwas mit dem Lift passiert, gibt es durch die Interessen von Waldbesitzer Konrad von Posern, der als solcher Nachbar der Skiliftanlage ist. Er sieht Gefahren und Behinderungen seiner Arbeit durch den Lift. Wegen des Stahlseils stehe die Anlage ständig unter mechanischer Spannung. Sollte das Seil durchrosten und brechen, könne es zur Gefahr werden. Auch für Arbeiten im Forst sei die Anlage hinderlich. „Wir nehmen Rücksicht. Die ist geboten, wenn zum Beispiel eine funktionierende Stromleitung durch den Wald führt“, sagt Konrad von Posern. Beim stillgelegten Lift frage man sich dagegen, worauf man eigentlich bei Forstarbeiten noch Rücksicht nehmen muss. Auch Stellen, wo der Lift Waldwege kreuzt, sind aus Sicht des Waldeigentümers ein Problem. Um glatte Liftfahrten zu ermöglichen, wurden Wege vor Jahren zum Teil aufgefüllt. „Mit vier Meter hohen Forstfahrzeugen kommen wir nun dort nicht mehr unterm Stahlseil durch“, sagt Konrad von Posern.

Gut nachzuvollziehen ist, dass viele den Skilift in Neukirch nicht gern abschreiben. Er entstand in den 1980er Jahren in einer beispiellosen Bürgerinitiative. In der DDR, als das Baumaterial knapp und schwer zu beschaffen war, bauten sie unter Leitung von Jörg Schneider, Frank Sutter und Jürgen Henke fast vier Jahre lang nach Feierabend und an den Wochenenden die Liftanlage auf. Große Worte darum verliert heute keiner mehr. Doch Fotos aus jener Zeit lassen erahnen, wie schwer die Arbeit gewesen ist: der Bau der ersten Wege und Fundamente im unwegsamen Gelände 1982; die Montage der Talstation 1983; weitere zwei Jahre, bis der Lift komplett war.

Im Januar 1986 brachte der Lift die ersten Abfahrtsläufer auf den Berg. Legendär waren einst die Wettkampfläufe um die von der Neukircher Töpferei Lehmann gefertigten Keramikpokale sowie der Neukircher Skifasching. Für die einen Erinnerung, wenn sie die alten Anlagen, Stahlmasten und verwaisten Stangen am Stahlsein mitten im Wald sehen. Für die anderen ein Schandfleck und Ärgernis.