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Was wird aus dem Jakobstunnel?

Graffiti-Kunst will die Bahn nicht. Doch es könnte eine Alternative mit Pinsel und Farbe geben.

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© nikolaischmidt.de

Von Ingo Kramer

Görlitz. Alles zurück auf Start beim Jakobstunnel: Nachdem bereits vor einigen Jahren und 2017 zwei Initiativen gescheitert sind, den Jakobstunnel mit kunstvollen Graffiti zu verschönern, soll es im dritten Anlauf gelingen. Das zumindest hofft Uwe Lehmann vom Bürgerrat Südstadt. „Dass die Bahn Graffiti so entschieden ablehnt, kann ich nachvollziehen“, sagt er. Also will er einen neuen Weg gehen: Vielleicht mit Pinsel und Farbe oder mit Airbrush, wo die Farbe mit einer Art Pistole aufgesprüht wird.

Der Jakobstunnel, so erklärt Lehmann, sei eine Stahlbetonkonstruktion. Dafür gebe es gesetzlich vorgeschriebene Prüfbedingungen. Soll heißen: Die Bahn als Eigentümerin prüft solche Brücken alle vier Jahre auf Risse. Und zwar mit speziellen Rissprüfmitteln. „Graffiti-Farben gehen aber chemische Verbindungen mit diesen Mitteln ein und sind deshalb tabu“, sagt Lehmann. Andere Varianten der künstlerischen Gestaltung seien aber möglicherweise kein Problem: „Ich möchte jetzt eine Art der Beschichtung finden, bei der das funktioniert.“ Dazu will er sich zunächst einmal an die Techniker bei der Bahn wenden. Erst wenn er gemeinsam mit denen eine gute Lösung gefunden hat, will er eine offizielle Anfrage auf Genehmigung stellen.

Doch Lehmann ist nicht der Einzige, der sich für die Tunnelgestaltung einsetzt. Jana Lübeck vom Wildwuchs-Verein schreibt auf Facebook: „Ich kann hiermit anbieten, die Gestalter des Haltepunktes in Dresden auch in Görlitz aktiv werden zu lassen. Kontakt besteht.“ Bei entsprechender Honorierung könne vorab ein Entwurf des Wandbildes für den Tunnel angefertigt werden, um damit Entscheider zu überzeugen. Eine Nachfrage der SZ hat sie allerdings seit Donnerstag unbeantwortet gelassen. Doch Uwe Lehmann hat ohnehin kein großes Interesse an Künstlern aus Dresden: „Wir haben auch bei uns in der Südstadt talentierte Leute.“ Er denkt dabei zum Beispiel an zwei Schülerinnen vom Augustum-Annen-Gymnasium: „Die haben wirklich was drauf, denen würde ich gern eine Plattform geben.“ Wie genau der Tunnel gestaltet werden soll, sei aber noch offen.

Hartmut Wilke vom Amt für Stadtentwicklung freut sich sehr über das Engagement der Bürgerräte und wünscht ihnen viel Erfolg. Sich selbst mit für die Gestaltung einsetzen will er aber nicht. „Wir als Stadt haben zunächst einmal den Bahnhof als solchen im Auge.“ Der sei das eigentlich Wichtige. So gebe es Gespräche mit der Bahn, wie das Bahnhofsgebäude und dessen Umfeld mit Berliner- und Kunnerwitzer Straße aufgewertet werden können, zum Beispiel mit besseren Fahrradstellplätzen und vielem mehr. Der Tunnel sei also nur ein Aspekt unter vielen: „Und für mich aktuell nicht die dringlichste Priorität.“