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Was will der Kunde?

Die Innenstädte habe es schwer gegen Einkaufszentren und das Internet. Für Händler wie Barbara Faustmann ist das eine ständige Herausforderung.

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© André Braun

Von Jens Hoyer

Döbeln. Barbara Faustmann ist in Döbeln eine der „dienstältesten“ Modehändlerinnen. Im März 1990 hatte sie mit ihrem Ehemann ihren ersten Laden an der Bahnhofstraße in Döbeln eröffnet. Jetzt hat sie drei Läden in Döbeln, elf weitere über Sachsen verteilt von Meißen bis Annaberg mit rund 40 Mitarbeitern. Vieles hat sich verändert seit den Anfangsjahren.

„Damals gab einen großen Nachholbedarf. Heute haben wir eine völlig andere Situation“, sagt die Geschäftsfrau. Nach den Einkaufszentren auf der grünen Wiese, die im Osten noch schneller aus dem Boden schossen als im Westen des Landes, kam das Internet und damit eine weitere Veränderung des Kaufverhaltens. „Wir haben ständig neue Anforderungen und Herausforderungen. Wir müssen schauen, was ist gewünscht, was will der Kunde. Das muss man spüren“, sagt sie.

„Wir verzeichnen, dass immer weniger Menschen in die Innenstädte kommen“, sagte Barbara Faustmann. Dabei traut sie den Zentren jede Menge Potenzial zu, die Kunden anzulocken. „Die Innenstädte sind wunderbar saniert. Die Kunden sollten sie wieder als Begegnungsmöglichkeit wahrnehmen.“ Der Kultur als belebendes Element traut die Geschäftsfrau auch einiges zu. „Döbeln, Freiberg und Meißen haben noch ihre Theater. Das ist alles ein Kreislauf. Wenn die Leute die kulturellen Möglichkeiten nutzen, werden auch die Gaststätten besucht. Sie machen einen Schaufensterbummel, sehen etwas und gehen am Montag eingekauft.“

Mit der Pferdebahn und dem Riesenstiefel habe Döbeln Alleinstellungsmerkmale, die sie bekannt machen. Aber ihrer Meinung nach verkauft sich Döbeln noch nicht gut. „Man müsste die Lage zwischen den Großstätten mehr herausstellen und die Stadt auch fürs Wohnen interessant machen.“

Die Entwicklung um den Döbelner Obermarkt und an der Bäckerstraße, wo derzeit eine ganze Reihe von Geschäften leerstehen, sieht Barbara Faustmann mit Sorge. Der Mindestlohn habe die Situation vor allem für die kleineren Geschäfte schwieriger gemacht. „Das ist in allen Städten so. Der nötige Umsatz ist für sie nicht zu erarbeiten“, sagte sie.

„Bei uns sind Bedienung und Beratung wichtig. Durch den Service, wie unsere Änderungsschneiderei, haben wir ganz viele Stammkunden. Dafür sind wir sehr dankbar“ sagte Barbara Faustmann. Ihr Geschäft am Obermarkt will die Händlerin im November renovieren und modern umgestalten. „Dann werden wir auch ein paar neue Marken ausprobieren, die es bisher noch nicht gibt in Döbeln.“

Die Stadt ist, was die Auswahl an Modegeschäften geht, sehr gut bestückt. „Man müsste die Verkaufsfläche in diesem Bereich mal auf die Einwohner runterbrechen. Da sind wir wahrscheinlich Spitze“, sagte Barbara Faustmann. Das Angebot sei entsprechend groß. „Es ist vieles im Angebot, da muss man schauen, wie man sein Markenportfolio verändern kann.“

Das Kaufverhalten der Kunden habe sich verändert. „Der Kunde fühlt sich sicherer, wenn er das kaufen kann, was er schon mal bei jemandem gesehen hat. Früher musste es etwas anderes sein, als es die anderen tragen. Dieses Phänomen habe ich noch nicht ergründet“, sagte Barbara Faustmann. Im Internetgeschäft mischt die Händlerin seit 16 Jahren mit. Über die Online-Bestellungen wickle sie aber nur einen kleinen Teil des Geschäfts ab, sagte sie. Mancher Kunde werde im Netz aber auf das Angebot aufmerksam – und komme dann ins Geschäft, um die Kleidung anzuprobieren und zu kaufen.

www.kauf-lokal-sachsen.de