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Was tun, wenn’s brennt?

Die Dresdner Firma Strategic Fire Solutions berät große Airports zum Thema Flugzeugbrand. Trainiert werden soll bald in Dresden.

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© Sven Ellger

Von Jana Mundus

Eine lange Familientradition in Rot – Fehlanzeige. Mit dem Thema Feuerwehr hatte Peggy Ludewig gar nichts zu tun. Nicht ein Feuerwehrmitglied in der Verwandtschaft. Trotzdem schickt die Dresdnerin heute Experten in Sachen Brandbekämpfung um die ganze Welt. Nicht, um Feuer zu löschen, sondern um Flughafen-Feuerwehren auf den Ernstfall vorzubereiten.

Nach ihrem Studium der Volkswirtschaft beginnt Peggy Ludewig im Jahr 2000, am Frankfurter Flughafen zu arbeiten. In der Personalentwicklung ist sie für die dortigen Feuerwehrkräfte zuständig. „Anfangs kannte ich mich auf diesem Gebiet natürlich gar nicht aus“, erinnert sie sich. Aber sie macht den vor allem männlichen Kollegen schnell klar: Brandbekämpfung und Hilfe im Katastrophenfall sind deren Kompetenzbereich, mit Management und Zahlen kennt sie sich gut aus. Perfekte Arbeitsteilung.

Vier Jahre später steht ein großes Projekt an: der Aufbau eines Feuerwehrtrainingszentrums für den Frankfurter Flughafen. Dort sollen Einsatzkräfte praktisch lernen, wie sie bei einem Flugzeugbrand vorgehen müssen. In dieser Zeit lernt sie John Olsen kennen. Der Feuerwehrausbilder war lange bei der Air Force. Im Trainingszentrum gibt er sein Wissen weiter. Nicht nur an die Frankfurter Kollegen. Schnell finden sich andere Flughäfen aus aller Welt, die ihre Feuerwehrkräfte ebenfalls zur Weiterbildung vorbeischicken.

„John und mir hat die Arbeit großen Spaß gemacht. Irgendwann stand die Idee im Raum, unsere eigene Firma aufzumachen“, sagt Peggy Ludewig. Die Zeit in Frankfurt wäre schön gewesen, aber sie wollte zurück nach Dresden. Ihre Eltern hatten viele Jahre lang ein Motorradgeschäft auf der Wilhelm-Franke-Straße. „John und ich gründeten die Strategic Fire Solutions GbR, und ich richtete mir ein Büro im Geschäft meiner Eltern ein“, erzählt sie weiter. Sie fangen nicht bei null an. Viele Kunden aus der Frankfurter Zeit folgen ihnen. Während sich John Olsen um die Ausbildung kümmert, sucht und managt die Dresdnerin das Personal und hält Kontakt zu den Kunden.

Die kommen heute aus der ganzen Welt. Das Training für die Flugzeugbrandbekämpfung ist nur eines von mehreren Standbeinen. Feuerwehren aus Riga, Vilnius oder dem Oman haben sie erst neulich unterrichtet. Fast allen großen Flughäfen in Europa helfen die Experten beim Planen ihrer Strategien für Notfälle. Aber auch Unternehmen aus der Öl- und Gasbranche berät die Firma und unterstützt sie beispielsweise beim Aufbau von Werksfeuerwehren. Die gut vorzubereiten, ist wichtig. „Manchmal liegen Erdölfelder zwei Stunden voneinander entfernt. Da ist es wichtig zu wissen, was zu tun ist.“ Für öffentliche Auftraggeber organisieren sie unter anderem den Brandschutz in Krankenhäusern. In Indien werden sie derzeit häufig zurate gezogen, wenn Großstädte ihre Feuerwehren neu organisieren wollen.

Während Peggy Ludewig mit ihrer Familie in Dresden lebt, ist John Olsen zurück in die USA gegangen. Er startet von dort zu den Schulungen. Insgesamt elf Ausbilder gehören heute zum Unternehmen. „90 Prozent kommen aus den USA“, sagt die Dresdnerin. Nicht, weil sie nicht mit Deutschen zusammenarbeiten wollen. „Aber die amerikanischen Kollegen haben internationale Zertifikate, die für so einen Job notwendig sind.“ Ihr Personal holt sie nach Dresden, bringt sie und ihre Familien in Werkswohnungen unter und kümmert sich mit Unterstützung des Dresdner Welcome Centers um die Integration. Das Jahr 2016 sei allerdings nicht einfach gewesen, einige Ausbilder verlor sie. „Die Stimmung durch Pegida ist schwierig“, sagt sie.

Peggy Ludewig hofft, dass sich die Situation wieder entspannt. Sie und John Olsen haben in der Stadt noch einiges vor. Der Bau eines eigenen Trainingszentrums ist das Ziel. Dann müssten sie für ihre Schulungen nicht mehr die Übungsplätze großer Flughäfen anmieten.