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Was tun, wenn der Knöchel schmerzt?

Im Herbst und Winter drohen Rutschunfälle. Chirurg Mirko Kothe sagt, wie Verletzungen behandelt werden.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Carina Brestrich

Freital. Beim Sport umgeknickt, während der Gartenarbeit ungünstig aufgetreten oder auf dem glatten Gehweg gestürzt – wenn der Knöchel schmerzt, ist meist das Sprunggelenk schuld. Ob Zerrung, Verstauchung oder gar Bruch – Verletzungen an dem Gelenk, das Unterschenkel und Fuß verbindet, kommen häufig vor. Welche es gibt und wie sie behandelt werden können, ist am Mittwoch Thema eines Vortrags in den Weißeritztal-Kliniken in Freital. Die SZ sprach vorab mit Dr. Mirko Kothe. Er ist Oberarzt an der Klinik für Unfall-, Wiederherstellungs- und orthopädische Chirurgie des Krankenhauses.

Ein Patient nach der Operation am Sprunggelenk.
Ein Patient nach der Operation am Sprunggelenk. © Foto: Klinik

Herr Dr. Kothe, wie oft kommen Patienten mit Beschwerden am Sprunggelenk zu Ihnen?

Das passiert sehr häufig. Mehrmals täglich kommen Menschen mit Verletzungen am Sprunggelenk zu uns in die Notfallambulanz. Das können Kinder sein, die beim Spielen umgeknickt sind, oder auch Menschen, die sich beim Sport verletzt haben. Auslöser sind oft auch Arbeitsunfälle oder Unfälle im Haushalt. Im Winter ist häufig Glatteis schuld. Statistisch gesehen betreffen etwa 25 Prozent aller Verletzungen am Bewegungsapparat das Sprunggelenk.

Aber nicht immer ist das Gelenk gleich gebrochen, oder?

Nein, es können auch die Bänder oder Sehnen um das Gelenk betroffen sein. Dabei kommen Verletzungen an den Bändern sogar häufiger vor als Brüche. Mitunter ist auch die Achillessehne verletzt, gerade bei Fußballern oder Laufsportlern.

Warum verletzen sich so viele Menschen am Sprunggelenk?

Anders als die Hände ist der Fuß ein ständig beanspruchter Körperteil. Außerdem spielt die sportliche Aktivität der Menschen eine Rolle. Auch im Alter wollen sich heute viele mit Bewegung fit halten, was das Risiko von Verletzungen natürlich erhöht. Das heißt aber keinesfalls, dass man Sport grundsätzlich lassen sollte.

Wie werden Verletzungen am Sprunggelenk behandelt?

Bei Brüchen ist in der Regel eine Operation nötig. Auch Bänderverletzungen wurden früher oft operiert. Inzwischen aber setzt man hier verstärkt auf konservative Behandlungsmethoden, etwa Schienen oder Stützverbände. Das Resultat ist meist genauso gut wie nach einer OP. Bei Kindern werden Verletzungen der Bänder überwiegend konservativ behandelt, Brüche treten hier seltener auf.

Hat sich bei den Operationsmethoden über die Jahre etwas verändert?

Veränderungen gibt es vor allem beim Material. Heute wird in der Regel auf besser verträgliche und schonendere Implantate zurückgegriffen. Bei Eingriffen an der Achillessehne kann man heutzutage minimalinvasiv vorgehen, das heißt, es werden nur kleine Schnitte gesetzt. Zudem sind die Narkosen heute schonender. Das bedeutet, die Patienten erholen sich schneller von einer OP.

Wie lange müssen die Patienten nach so einem Eingriff im Krankenhaus bleiben?

Früher wurden die Patienten nach etwa einer Woche entlassen. Inzwischen aber kann der Patient nach etwa einer halben Woche das Krankenhaus verlassen. Das hängt damit zusammen, dass auch an den Wochenenden und in der Nacht operiert wird. So kann es passieren, dass der Patient Freitag operiert wird und am Montag schon wieder nach Hause darf. Wichtig ist, dass die Betroffenen schnell wieder in Bewegung kommen. Meist wird schon am ersten Tag nach der Operation mit Krankengymnastik und ersten Gehübungen begonnen. Bei offenen Brüchen ist erfahrungsgemäß ein längerer stationärer Aufenthalt nötig, weil das Infektionsrisiko größer ist. Solche Brüche kommen allerdings nur selten vor.

Wie lange dauert es, bis die Patienten wieder ganz fit sind?

Das kommt auf die Verletzung an. Nach einem Knochenbruch dauert es etwa zwei bis drei Monate. Bänder sind meist nach sechs Wochen wieder verheilt. Bei Verletzungen an der Achillessehne kann die Heilung zwei bis drei Monate dauern. Grundsätzlich ist die Heilung auch von der Mitarbeit der Patienten abhängig, wie konsequent zum Beispiel eine Schiene oder ein Stützverband getragen wird.

Bei Knochenbrüchen werden häufig Implantate verwendet. Heißt das, dass nach einer gewissen Zeit ein zweiter Eingriff nötig ist?

Ja, das Metallimplantat sollte etwa ein bis anderthalb Jahre später entfernt werden. Ausnahme gibt es bei älteren Patienten. Die Heilung danach dauert nach dem Entfernen des Implantats erfahrungsgemäß nicht so lange. Meist sind Patienten nach etwa einer Woche wieder beschwerdefrei.

Gibt es bestimmte Personengruppen, die besonders gefährdet sind?

Eine Verletzung am Sprunggelenk kann jedem passieren, vom Kind bis hin zum Rentner. Unterschiede gibt es aber bei der Heilung. Risikogruppen sind Patienten mit Osteoporose, Gefäßerkrankungen, Zuckerkrankheit und auch Raucher. Bei ihnen kann die Heilung länger dauern oder es können Komplikationen auftreten.

Nicht immer geht man mit einem umgeknickten oder verstauchten Fuß sofort zum Arzt. Wann aber sollte man doch gehen?

Das kann man so pauschal nicht sagen. Tatsächlich kann das Sprunggelenk auch nach scheinbar harmlosen Unfällen verletzt sein. Bleiben solche Verletzungen unbehandelt, kann es auch zu schwerwiegenden Spätfolgen kommen.

Kann man Verletzungen am Sprunggelenk vorbeugen?

Das geht nur bedingt. Wichtig ist, sich vor dem Sport richtig zu erwärmen. Ein Sprint aus der Kalten belastet zum Beispiel die Achillessehne enorm. Auch das richtige Schuhwerk ist wichtig, gerade im Lauf- oder Bergsport. Eine Beratung im Fachhandel ist in diesen Fällen zu empfehlen.

Am Mittwoch, dem 26. Oktober, spricht Dr. Mirko Kothe im Foyer des Freitaler Klinikums zum Thema „Verletzungen des Sprunggelenkes und Möglichkeiten der chirurgischen Behandlung“. Der Vortrag beginnt um 17 Uhr. Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.