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Was tun gegen Ratten?

Durch weggeworfenes Essen finden die Nager genug Futter in Dresden. Ein Experte gibt Verhaltenstipps für die Bürger.

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© René Meinig

Von Peter Hilbert

Dresdner Schädlingsbekämpfern geht die Arbeit nicht aus. Denn die Nager vermehren sich schnell. Ratten gehören zu den gefährlichsten Gesundheitsschädlingen, erklärt Geschäftsführer Mike Tralls von der Dresdner Firma Destra Schädlingsbekämpfung. Der 44-jährige Experte setzt seine Mitarbeiter stadtweit zur Bekämpfung von Ratten und anderen Schädlingen ein. Zu denen gehört auch der Dresdner Tommy Liekfeld, der gerade in Johannstadt aktiv ist. Auf einer Wiese an der Ecke Fetscher-/Dürerstraße tummelten sich Ratten. Also rückte der 23-jährige Schädlingsbekämpfer mit Köder- und Schlagfallenboxen an und machte einigen Nagern den Garaus. Seine Mitarbeiter hatten allein seit vergangenem Jahr 1 500 bis 2 000 solche Einsätze in Dresden, erklärt Destra-Chef Tralls. Schließlich gibt es in der Stadt fast zwei Millionen solcher Nager. In Deutschland sollen es rund 300 Millionen sein. Der Experte erklärt, warum Ratten massiv bekämpft werden müssen.

Welche Ratten leben in Dresden?

In europäischen Breitengraden sind vor allem Haus- und Wanderratten verbreitet. Sie wachsen zu einer Größe von 40 Zentimetern von der Nasenspitze bis zum Schwanz. Die Tiere leben unter anderem in Kellern und der Kanalisation, wo sie genügend Futter finden. „Die Nager sind oft an Müllplätzen unterwegs und fressen dort verdorbene, verfaulte und alte Lebensmittel“, berichtet Tralls.

Wie schnell vermehren sie sich?

Als lästig erweisen sich Ratten und Mäuse vor allem durch ihre Fähigkeit, sich schnell zu vermehren. „Eine Ratte zeugt bis zu 1 000 Nachkommen, eine Maus sogar die doppelte Menge“, weiß der Schädlingsbekämpfer. In der freien Wildbahn überlebt die Hälfte die Nachkommen. Innerhalb von fünf Monaten kann ein Rattenpärchen mehr als 50 Nachkommen zeugen. Mit drei bis vier Monaten wird eine Ratte geschlechtsreif. Nach dem Geschlechtsakt dauert es etwa drei Wochen, bis ein Rattenweibchen in der Regel acht Junge zur Welt bringt.

Warum sind Ratten so gefährlich?

„Sie übertragen Krankheiten wie Cholera, Typhus, Pest, Tuberkulose und Ruhr, an denen Menschen unter Umständen sterben“, erläutert Tralls. Aber auch Erreger wie die gefährlichen Salmonellen können die Nager übertragen. Für Nutztiere wirken sich Krankheiten wie die Maul- und Klauenseuche verheerend aus, die Ratten ebenfalls übertragen. Aufgrund der schnellen und umfangreichen Vermehrung gelingt es Laien schwer oder gar nicht, der Plage Herr zu werden.

Auch Mäuse dienen als Überträger von gefährlichen Krankheiten wie Tollwut. Ein schnelles Eingreifen der Rattenbekämpfung verhindert, dass die Schädlinge sich zu einer Gefahr für Mensch und Nutztier ausbreiten. Zudem richten sie erhebliche Schäden an. Sie verputzen nicht nur gern Lebensmittelvorräte, sondern können auch Kabel oder Bauteile zerfressen.

Wie erkennt man einen Rattenbefall in Haus und Garten?

„Ein Rattenbefall ist an fünf bis zehn Zentimeter großen Löchern im Kompost oder im Bodenbereich oder an Kratzspuren an Türen zu erkennen“, nennt der Schädlingsbekämpfer wesentliche Merkmale. Vom eigentlichen Rattennest in Gärten führen viele Gänge nach außen. Die Nager hinterlassen eindeutige Spuren. Oft sind kleine, längliche Kotbällchen zu sehen. Zeigt sich ein Nager bei Tageslicht, ist von einer Rattenplage auszugehen. Die intelligenten, sehr gewandten Tiere sind scheu und im Normalfall nachts unterwegs.

Welche Methoden gibt es zur Bekämpfung der Nager?

Ratten können mechanisch bekämpft werden, verweist Tralls auf die erste Möglichkeit der Schädlingsbekämpfer. Dafür werden Schlagfallen mit Ködern aufgestellt. Schnappt der Bügel zu, bricht er der Ratte das Genick. Andererseits können Metall- oder Kunststoffboxen mit Giftködern aufgestellt werden. Alle eingesetzten Gifte gehören zur Gruppe der Rodentizide, die speziell zur Rattenbekämpfung entwickelt wurden. Sie behindern die Blutgerinnung und führen erst nach mehreren Tagen zum Tode. Dies ist nötig, da beim sofortigen Tod die schlauen Artgenossen die Köder sofort verschmähen würden. Doch das allein reicht nicht. Auch die Zusammensetzung des Giftes muss immer wieder verändert werden, um die Ratten zu täuschen.

Wie kann vorgebeugt werden?

„Das Rattenaufkommen wird jährlich mehr, da die Menschen in den Städten einfach unbedacht ihren Müll oder Essensreste wegwerfen, egal wohin“, berichtet der Experte. Das Einfachste ist, wenn Essensreste ordentlich in die vorgesehene Biotonne entsorgt werden. Auch ins Klo gehören sie nicht. Denn dann hat die Stadtentwässerung den Ärger mit Ratten im Kanal.

Um einer Ansiedlung der Nagetiere vorzubeugen, sollten auch Keller, Scheunen, Schuppen und Böden von überflüssigem Unrat beräumt werden. Zudem können Vorkehrungen an Häusern getroffen werden. Wird ein Fachmann beauftragt, überprüft er die Zugänge von Toilettenabflüssen auf Rattensicherheit und rüstet sie nach. Außerdem sollten Zugänge zur Kanalisation sowie Güllegruben vergittert werden, um Ratten den Zugang zu versperren.