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Was reimt sich auf Rose?

Immer mehr Kinder müssen zum Logopäden. Die Arnsdorfer Kita reagiert darauf mit einem neuen Trainingsprogramm.

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© Thorsten Eckert

Von Nadine Steinmann

Arnsdorf. Die Zeiten, in denen sich Kinder nachmittags draußen zum Spielen verabredet haben, sind mittlerweile vorbei. Stattdessen verbringen die Kleinen immer mehr Zeit vor dem Fernseher oder der Spielkonsole. Die Folgen sind Störungen in der Sprachentwicklung. Die Patienten der Logopäden werden dementsprechend immer jünger. Dass Sprachentwicklungsstörungen immer häufiger auftreten, ist also unumstritten. Die genauen Ursachen sind bei den Wissenschaftlern allerdings umstritten. Einigkeit herrscht allerdings in der Aussage, dass Kinder Sprache nur in der direkten Interaktion mit Erwachsenen erlernen können. Schlussfolgernd daraus, sei eine mögliche Ursache der bereits erwähnte Medienkonsum. Hierbei ist nicht nur die Häufigkeit zu nennen, sondern ebenfalls die falsche Auswahl des Fernsehprogramms. „Die schnellen Bildwechsel und die nicht altersgerechten Dialoge sorgen bei den Kindern für eine Überforderung bei der sich keine sprachlichen Kompetenzen entwickeln können“, erklärt die Radebeuler Logopädin Astrid Lau.

Die Arnsdorfer Kita Am Karswald möchte dieses Problem nun professionell angehen. „Mit der Sprache wird es immer schlimmer. Auch ich habe viele Kinder, die zum Logopäden gehen“, erklärt Erzieherin Kerstin Seidel. Sie betreut in der Arnsdorfer Einrichtung insgesamt 17 Vorschulkinder. Deswegen haben sie und ihre Kollegin Birgitt Naefe eine Schulung besucht, in der den beiden Frauen das sogenannten Würzburger Trainingsprogramm präsentiert wurde. Ein Programm, das darauf abzielt, die Kinder auf den Deutschunterricht in der Schule vorzubereiten.

Eltern sind angetan

Das Trainingsprogramm soll in der Regel sechs Monate vor der Einschulung der Kinder beginnen und dauert insgesamt 20 Wochen. Sprich: Im Januar steigen Kerstin Seidel und Birgitt Naefe mit ihren insgesamt 33 Vorschulkindern in das Programm ein. Jeden Tag üben sie für zehn bis 15 Minuten mit ihren Schützlingen. Die einzelnen Übungen zielen auf verschiedene Bereiche ab und bauen aufeinander auf. So geht es im ersten Bereich nur um das Zuhören. „Viele Kinder hören gar nicht mehr richtig zu, verstehen nur Sequenzen und antworten auf gestellte Fragen völlig falsch“, berichtet Kerstin Seidel. Übungen, wie mit geschlossenen Augen Geräusche zu erkennen, wie zum Beispiel das Zerreißen von Papier, sollen die Aufnahmefähigkeit der Kinder erhöhen, damit sie später auch in der Schule der Lehrerin ordentlich zuhören.

Im Laufe der 20 Wochen werden die Übungen immer schwieriger. So müssen die Kinder zu Bilderkarten ein Wort finden, das sich reimt. Die Schützlinge von Kerstin Seidel sind in diesem Bereich schon sehr bewandert, finden Reime wie Rose und Hose, Topf und Kopf oder Maus und Haus. Doch bei der Erkennung von Buchstaben haben die Kleinen noch ihre Probleme. Doch das soll sich mit dem Würzburger Trainingsprogramm schließlich ändern. „Wir haben das Programm bei einem Elternabend vorgestellt. Alle haben positiv darauf reagiert“, so Kerstin Seidel. Im Rahmen eines pädagogischen Tages sollen auch die übrigen Erzieherinnen der Kita mit dem Würzburger Trainingsprogramm vertraut gemacht werden. „Der Mehraufwand hält sich in Grenzen, weil die Logopädin, die uns geschult hat, alles detailliert für uns aufbereitet hat“, erklärt Kerstin Seidel. Und für die Kinder sind maximal 15 Minuten Training am Tag auch mehr als vertretbar. Dafür sind sie in der Schule dann besser vorbereitet.