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Was polnische Kunden nach Görlitz lockt

Einkäufer aus dem Nachbarland in Görlitz sind älter, setzen vor allem auf Qualität. Das ergab eine Umfrage der IHK.

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© Archivfoto: Pawel Sosnowski

Von Matthias Klaus

Görlitz. Warum? Oder treffender: Warum nicht? Diese Fragen stellt sich Katrin Hennersdorf, stellvertretende Geschäftsstellenleiterin der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Görlitz. Warum haben Görlitzer Händler offenbar kein Interesse daran, etwas über die Kundschaft aus der Nachbarstadt zu erfahren? „Ich kann es mir nicht erklären“, sagt Katrin Hennersdorf. Heute Abend sollte eigentlich eine Studie der IHK vorgestellt werden. In dieser waren im vergangenen Jahr Kunden und Händler in Görlitz und Zgorzelec befragt worden, was wohl das Einkaufen für die Nachbarn hierzulande attraktiv macht. „Wir hatten sogar eine Dozentin eingeladen, die das Thema genauer analysiert hätte“, sagt Katrin Hennersdorf. Aber die Rückmeldungen kamen nur spärlich, deshalb wurde die Veranstaltung abgesagt.

Dass die Händler in der Stadt kein Interesse an ihrer polnischen Kundschaft haben, will Frank Reimann aus dem Vorstand des Händlervereins Aktionsring keinesfalls bestätigen. „Es ist vielleicht etwas schwierig, die Bereitschaft der Händler für die Teilnahme an so einer Veranstaltung hervorzulocken“, sagt er. Frank Reimann hätte sich gewünscht, dass die IHK bereits im Vorfeld der Studie enger mit dem Aktionsring zusammengearbeitet hätte. „Das hätte vielleicht auch unsere Händler inspiriert“, sagt er. So oder so: Die Studie liegt nun vor, nach einer vorhergehenden aus dem Jahr 2011. Die SZ hat sie sich angeschaut. Das sind die wichtigsten Fakten aus dem aktuellen Papier.

Mehr ältere Kunden kommen aus Polen nach Görlitz

Das Durchschnittsalter der polnischen Kunden ist im Vergleich zur Studie von 2011 zwar gleich geblieben. Das betrug damals wie im vergangenen Jahr 42 Jahre. Dennoch ergab die Befragung: Der Anteil der unter 25-Jährigen ging zurück, dafür stieg der Anteil der 25 bis 39-Jährigen. Zugenommen habe zudem der Anteil der Kunden über 60 Jahre, heißt es in der Studie der IHK.

Der Anfahrtsweg polnischer Kunden nach Görlitz wird länger

Der Anfahrtsradius der polnischen Kunden, die zum Einkaufen nach Görlitz kommen, ist größer geworden, ergab die Studie. Eingerechnet aller Fahrstrecken, auch die der Kunden, die mehr als 200 Kilometer zurücklegen, lag der durchschnittliche Anfahrtsweg 2017 bei 81 Kilometern. 2011 waren es 71 Kilometer. Deutlich abgenommen habe, so ein Ergebnis des IHK-Papiers, der Anteil polnischer Kunden, der aus der näheren Umgebung bis 25 Kilometer nach Görlitz zum Einkaufen komme. Zwischen Distanzen von 26 und 50 Kilometern habe sich die Zahl kaum verändert. Die polnischen Kunden nehmen insgesamt längere Anfahrtswege auf sich, so ein Ergebnis der IHK. Der Tipp an Görlitzer Händler: Mehr Werbung auch weiter von der Grenze entfernt im Nachbarland. Und: Lokale Werbeaktionen in Polen, um Kunden aus der Umgebung (wieder) zu gewinnen.

Polen setzen auf Qualität und Service in Deutschland

Die hohe Qualität der Waren steht für die Kundschaft aus dem Nachbarland an erster Stelle für den Einkauf in Görlitz, gefolgt von einer breiten Angebotspalette und einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch der Service spielt eine große Rolle, 2011 noch deutlicher als in der Befragung von 2017. Vor allem Drogerieartikel, Lebens- und Genussmittel sowie Kleidung, Schuh - und Lederwaren sind beliebt.

Zwei Käufertypen aus Polen kaufen in Görlitz ein

Genuss-Shopper und Bedarfs-Shopper – diese beiden Käufertypen aus Polen hat die IHK ausgemacht. Ersterer ist vorwiegend in der Innenstadt oder speziellen Fachmärkten anzutreffen. Er reist vorwiegend am Wochenende mittags oder nachmittags an. Er interessiere sich für Waren des mittel- und langfristigen Bedarfs. Der Bedarfs-Shopper hingegen ist vor allem in Supermärkten und in Einkaufszentren „auf der grünen Wiese“ unterwegs. Er kauft genau das, was er sich vorgestellt hat, vor allem Waren des täglichen Bedarfs. Bedarfs-Shopper reisen bis aus Breslau an.