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Was passiert mit euch?

In Meißen verfallen Dutzende Häuser und somit auch Wohnraum. Dabei gibt es vor allem ein Problem.

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© Claudia Hübschmann

Meißen. Erblindete Fenster, verriegelte Eingänge, bröckelnde Fassaden. Es ist kein schöner Anblick, der sich an mehreren Stellen links und rechts der Elbe bietet. Rechtselbisch sind vielerorts alte Stadtvillen, Mehrfamilienhäuser oder ehemals ansehnliche Wohnsitze verfallen, gleichen zum Teil Ruinen. Wie viele es davon in der Stadt gibt, weiß die Verwaltung selbst nicht. „Eine genaue Zahl haben wir nicht, was den Anteil verfallener Häuser oder Ruinen betrifft“, teilt Stadtsprecherin Katharinas Reso mit.

Niederauer Straße
Niederauer Straße © Claudia Hübschmann
Großenhainer Straße
Großenhainer Straße © Claudia Hübschmann
Großenhainer Straße
Großenhainer Straße © Claudia Hübschmann
Goethestraße
Goethestraße © Claudia Hübschmann
Bahnhofstraße
Bahnhofstraße © Claudia Hübschmann

Die Bauaufsicht führe zwar Einzelfallprüfungen durch, aber eben keine Statistik. Doch wem gehören seit Jahrzehnten sanierungsbedürftige oder leer stehende Häuser, die teilweise in guter Lage vor sich her gammeln? Werden sie bald rekonstruiert oder sogar abgerissen? Gibt es sogar unklare Eigentumsverhältnisse? Die SZ wollte es bei sechs Adressen genau wissen. Dazu gehören das Herrenhaus am ehemaligen Rittergut Meißen-Cölln an der Dresdner Straße 24 b, das alte, längst unbewohnte Eckhaus an der Bahnhofstraße 6, die Wohnhäuser an der Großenhainer Straße 29 und 31, sowie Niederauer Straße 36 und das Mietshaus mit Ladeneinbau an der Rosa-Luxemburg-Straße 21. „Alle diese Häuser sind in einem sanierungsfähigen Zustand“, heißt es seitens der Meißner Bauaufsicht. Jedes der Häuser befinde sich in Privateigentum.

„Die Namen der Eigentümer dürfen wir aus Datenschutzgründen nicht nennen. Allgemein ist es aber so, dass sanierungswillige Eigentümer rechtliche Vorschriften einhalten müssen“, erklärt Reso. Laut Landratsamt Meißen fallen das Wohnhaus an der Rosa-Luxemburg-Straße, das alte Rittergut Dresdner Straße sowie das Mietshaus an der Bahnhofstraße unter die Kategorie Denkmal bzw. Kulturdenkmal. Bei diesen drei Häusern gebe es derzeit keine Anzeigen zur Nutzung im Bauamt. Alle drei sind unbewohnt, ihr Schicksal ungewiss. „Die Stadt greift nur dann ein, wenn Gefahr für öffentliche Sicherheit von den Bauten ausgeht. Das ist bei den Denkmälern nicht der Fall“, erklärt Reso. Auch die anderen drei Häuser seien nicht ruinös. Dem kann der Laie im Fall des zurückgesetzten Wohnhauses Großenhainer Straße 31 kaum zustimmen. Die Fenster sind zerborsten, die Fassade bröckelt, das Dach ist undicht, der einst gepflegte Vorgarten völlig verwildert.

„Vor der Wende hat hier ein Arbeitskollege von mir gewohnt“, erzählt Thomas Schuster vom Fahrradladen gegenüber. „Jetzt steht es schon über 20 Jahre leer, ist für mich absolut abrissreif. Eigentlich schade um das schöne Anwesen.“ Auch das Haus Großenhainer Straße 29 sieht sanierungsbedürftig aus. Zumindest wohnen hier noch Leute. Sieben von neun Wohnungen sind belegt – davon künden die Klingelschilder. Hinter abgebröckeltem Putz ist ein Schriftzug zu erkennen, der von der ehemaligen Nutzung stammt: „Herrenmode, Tabak- und Cigarrenladen“, steht zwischen 2. OG und Dachgeschoss geschrieben. Zu ebener Erde ist eine große Ladenfläche frei.

Im Inneren sind Wände frisch gestrichen, der Boden gefliest, stehen Malerutensilien umher. An den Glasfronten steht: “Gewerberäume zwischen 45 und 120 Quadratmetern zu vermieten“ und eine Telefonnummer. Der mehrmalige Versuch jemanden zu erreichen, bleibt allerdings erfolglos. Dennoch: Nach und nach scheint der Eigentümer eins nach dem anderen zu sanieren. Gerne Verschönerungsarbeiten durchführen möchten auch Grit Kreul von der Meißner Immobilien-Firma Kolbe. Die verwaltet das alte Wohnhaus an der Niederauer Straße 36. Schon sehr lange ist hier äußerlich nichts passiert.

Einige Fenster sind zugenagelt. „Die Bewohner des Hauses gehören zu einer Erbengemeinschaft, sind teilweise schon sehr alt. Sie bewirtschaften das Haus, haben aber nicht die Möglichkeit, äußerlich etwas zu verschönern“, sagt sie. Auf längere Sicht sei das aber geplant. Zumindest im Treppenhaus sieht es schon besser aus. Hier ist sogar ein Treppenlift montiert, sind Briefkästen vorhanden. Völlig verwahrlost und unbewohnt ist dagegen das Nebenhaus – Riesensteinstraße 2. Ein Vorhängeschloss hindert daran, das Grundstück zu betreten. Der Eigentümer soll nicht aus Meißen kommen. Wer er ist und ob er an einer Sanierung interessiert ist, ist – wie so oft in Meißen – nicht bekannt.

In den nächsten Wochen widmet sich die SZ auch dem Schicksal ruinöser Häuser auf der linken Elbseite. Das im rechtselbischen Gebiet begonnen wurde, ist zufällig.